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verfassungsmäßige Mitwirkung von seiner Seite erfolgen würde." Auch der zweite Antrag wurde einstimmig ange- nommen. — 92 Millionen Mark Gewinn für den Fiskus gegen Dernburg. Bei einem bekannten Reichstagsabgeordneten ging soeben folgende Depesche aus Lüderitzbucht ein: „Nach soeben eingetroffenem, von der Budgetkom- Mission beanstandeten Vertragsentwürfe wollte das Ko lonialamt der Kolonialgesellschaft dauerndes Abbaurecht auf Diamanten und alle anderen Mineralien im Sperr gebiete erteilen und deren Konzessionen erheblich erwei tern. Tie Kolonialgesellschaft sollte nach Abzug der Ge winnungskosten, beliebiger Abschreibungen nach einer Dividende von 20 Prozent vom verbliebenen Reingewinn 25 Prozent an den Fiskus abgeben. Tie Gewinnbetei ligung des Fiskus sollte auf 8 Millionen Mark limitiert werden. Wir offerieren dem Landesfiskus für Abbau rechte im Sperrgebiete gegenüber obigen Bedingungen »0 Prozent vom bilanzmäßigen Reingewinn, welcher nach Abzug der Abschreibungen und Gewinnungskosten zur Ausschüttung gelangt, und limitieren die Gewinnbetei ligung des Fiskus statt auf 8 Millionen Mark auf 100 Millionen Mark. Wir garantieren die Aufbringung mindestens des gleichen Kapitals wie die Diamantcn- gesellschaft und unterwerfen uns der Aufsicht der Neichs- behörden und bestimmen statutengemäß, daß nur Reichs deutsche Gesellschafter werden dürfen. Wir sind bereit, das Kapital zur Hälfte im Schutzgebiete auszulegen und übernehmen jede Garantie für sachgemäßen Abbau. Im Aufträge der Interessenten. Stauch. — Schmidt." Tie einst so geschmähten Interessenten wollen also dem Fiskus UU/s-mal mehr geben, als Dernburg vom Berliner Großkapital nehmen wollte. Tie Opposition gegen den neuen Vertrag hat sich gelohnt. — Die Broschüre „Fürst Bülow und seine Zeit", die Mittwoch im preußischen Abgeordnetenhause vom Abgeord neten Bell wegen ihrer Verunglimpfung der katholischen Kirche und wegen ihrer Angriffe gegen das Zentrum einer scharfen Kritik unterzogen wurde, hatte auch von konser- vativer Seite eine entschiedene Ablehnung erfahren, wäh- rend die Broschüre vom Fürsten Bülow gelobt und vom Minister von Mollke halbamtlich emptohlen wurde. Der Verfasser hatte seinen wahren Namen hinter deni Pseudonym „Germanicus" versteckt. In politischen Kreisen wird jedoch der Name des Urhebers dieser Broschüre offen genannt: Herr Dr. Stephan Neumann, Redakteur der „Tägl. Rundschau. Das sagt alles! Oefterreich'UuAor». — Im österreichische« Abgeordnetenhause erklärte der Deutschradikale Stransky, es unterliege keinem Zweifel, daß die Verabschiedung des um die Deutschen Oesterreichs hochverdienten Ministers Schreiner vom Ministerpräsidenten unter dem Drucke der slawischen Union und zum mindesten unter Mitwissenschaft der christlichsoz'ialen Partei herbei- gesührt worden sei. Abg. Steiner (Christlichsozial) wies die Behauptungen des Vorredners bezüglich der Christlich- sozialen als durchaus unrichtig mit aller Entschiedenheit zurück. Die Christlichsozialen würden stets an der deutschen Gemeinbürgschaft festhalten. Nachdem die Nekrutenvorlage dem Wehrausschusse überwiesen worden war. trat das Haus in die Verhandlung der heute eingebrachten Dringlichkeits anträge ein. unter denen sich ein Antrag Mastalka über die von Deutschland geplante Einführung von Elbschiff- sahrtsabgaben befindet. — Das Befinden Dr. Luegers hat sich derart vcr- schlimuert, daß man stündlich das Ableben erwartet. Die Aerzte machten dem Stadtrate die Mitteilung, daß keine Hoffnung auf Besserung vorhanden ist. Rußland. Zilni Besuche des Zaren Ferdinand in Petersburg schreibt die „Nowoje Wremja": „Die Lage auf dem Balkan verspricht in der schlechten Zeit nichts Gutes. Unter diese» Umstünden gewinnt die Hierherknnst des mächtigsten Monarchen der slawischen Staaten auf dem Balkan besondere Bedeutung. Der Be such des Zaren Ferdinand hatte ursprünglich keinerlei politischen Zweck, allein die Umstände waren stärker als die persönlichen Absichten. Ter bulgarische Zar wird einen Teil seiner Zeit der Beratung der sich verwickelnden Umstände auf dem Balkan widmen müssen. Wir wollen glauben, daß die Entschlüsse, die während seines Aufent haltes in Rußland gefaßt werden, die Gefahr eines Zu sammenstoßes vermindern werden, der auf dem Balkan durch Ehrgeiz und Verblendung vorbereitet wird. Ruß land wird alles unterstütze», was zur Aufrechterhaltung des Friedens und zur Verhinderung unnötigen Blutver gießens dient." Türkei. Aus dem heilige» Lande. Londoner Blättern geh! aus Jerusalem die Nachricht zu, daß seit der Proklamation der türkischen Verfassung aus allen Weltteilen die Juden nach ihrer alten Heimat zurückströmen. In Jerusalem allein gehören vier Fünftel der Bevölkerung (etwa 100 000) dem mosaischen Glauben an, während in Jaffa, Liberias, Safed und Haifa (Berg Earmel) die Inden bereits nach Zehntausenden zählen. Sie haben fast die ganze ausge dehnte Ebene von ESdraelon anfgekauft und ihre auf- blühenden Kolonien dehnen sich von Dan bis nach Bersheba, ja selbst noch weiter südlich bis nach der ägyptischen Grenze zu aus. Tausende verlassen Persien, um Zuflucht und Schutz im heiligen Lande zu finden, und Hunderte kommen mit jedem Schiffe aus Odessa an. Besonders begehrt von jüdischen Kapitalisten ist das Jordantal, das das Privat eigentum des Er-Sultans Abdul Hamid war. Die Zio nisten. deren Agenten überall im Lande zu finden sind, kaufen von den mohammedanischen Effendis, deren Ein kommen sich seit der Revolution bedenklich verminderte, den reichen Landbesitz auf. Jerusalem ist bereits im wesent lichen eine jüdische Stadt geworden. Handel und Banken sind von Juden monopolisiert. Millionen von Mark werden alljährlich aus allen Teilen Europas und Amerikas nach Palästina gesandt, um den Kolonisten zu helfen, Woh nungen. Hospitäler, Schulen und Siechenhäuser zu bauen. Allein in Jerusalem gibt es bereits über 100 jüdische Schulen und Synagogen erstehen allenthalben im ganzen Lande. Der Wert des Landes hat sich vervierfältigt. Ter unwissende und verkommene Fellahin wird überall von dem scharfen europäisch-jüdischen Ansiedler verdrängt und dessen moderne Landwirtschaftsgeräte und Methoden haben dem Boden Ernten, von denen die Eingeborenen niemals träum ten, abgelockt. Die Anglo-Palästina-Gesellschaft, ein zio nistisches Bank- und Handelsunternehmen, gewinnt täglich an Ausdehnung und Einfluß. Die der jüdischen Rasse eigene Zurückgezogenheit und ihr Zusammenhalten be ginnen jedoch bereits die Opposition der Osmanen zu er regen. Sächsischer Landtag. Dresden, den 2). Februar Ivlv (Fortsetzung aus der Beilage 1 Die Zweite Kammer erledigte heute in Schluß- bcratung den Entwurf eines Gesetzes über die Gerichts kosten und die Kostenordnung für Rechtsanwälte und No tare. Den Bericht für die Mehrheit der Kammer erstattete Abg. Brodauf (freist), der den Gesetzentwurf zur An nahme empfahl, während Abg. Niem (Soz.) nn Nanien der sozialdemokratischen Fraktion die Vorlage abgelehnt wissen wollte. Staatsminister Dr. vonOtto: Er habe geglaubt, daß alle Parteien den Entwurf annehmen würden. Es handle sich in der Hauptsache um die Einheirlichkeit der Sätze in ganz Deutschland. Die Rechtsanwälte seien gegenwärtig nicht sehr günstig gestellt, deshalb liege das Bestreben vor, ihre Gebühren mit Maß zu erhöhen. Der Gesetzentwurf bringe allerdings auch dem Staate eine kleine Mehrein nahme, doch sei diese ganz gering. Vom 1. April d. I. ab falle auch noch der Anwaltszwang bei kleineren Gerichts sachen weg, wodurch sich die Lage der Anwälte noch etwas verschlimmere. Für das Publikum sei dies natürlich etwas günstiger. Es sei infolgedessen nur ein Gebot der Gerech tigkeit, den Wünschen der Anwälte nachzukomme». Auch die Anwaltskammer lege großes Gewicht darauf, daß das Gesetz angenommen werde. Dazu komme noch, daß der An waltsstand ausgeschlossen sei von dem Gewerbegerichts- und Kaiifmannsgerichtsverfahren. Beim Justizministerium würden gegenwärtig nicht einmal die Schreiblöhne durch die Höhe der Kosten gedeckt. Auch den Schreibern der Rechtsanwälte sei die kleine Erhöhung zu gönnen. Ein Fiskalismus liege dem sächsischen Justizministerium fern. Tie Vorlage wäre überhaupt nicht eingebrachi worden, wenn es sich lediglich um eine Erhöhung der Gerichtskosten ge handelt hätte. Besonders wolle er noch hcrvorheben, daß die Partei des Herrn Abgeordneten Riem im Reichstage einstimmig für das neue Gerichtskostengesetz eingetreten sei. Das Gesetz wurde gegen die Stimmen der Sozialdemo kraten angenommen. Zwei Petitionen des Schneidermeisters George Schu bert in Schnceberg und Karl Mättigs in Dresden ließ die Kammer auf sich beruhen. Die beiden Petitionen des frühe ren Natdregistrators Zimmer in Werdau ließ die Kammer teils auf sich beruhen, teils erklärte sie diese für unzulässig. Nächste Sitzung: Dienstag den 1. März. Tagesord nung: Nechenschaftssachen, Etat des Elsterbadcs usw., Pe tition wegen Abänderung des Baugesetzes. Aus Stadl und Land. Dresden, den 25. Februar 1910. —* Die Osterferien deS Sächsischen Landtag« beginnen voraussichtlich am 18. März und werden bis 30. März dauern. Vorher werden in der Hauptsache noch Etatkapitel, Nechenschaftssachen und Petitionen zur Erledigung gelangt«. Nach der Geschäftslage des Landtages im allgemeinen nimmt man an, daß dis diesjährige Session bis mindestens Mitte Mai andauern wird. —* In der Zweiten Kammer stand am Donnerstag das Barometer von Anfang an auf Sturm. Vor Eintritt in die Tagesordnung verlaß der Abgeordnete Langham - in e r gleichzeitig im Namen des Abgeordneten Merkel eine Erklärung, nach der sich die beiden Herren über die Kür zung ihrer Reden in der Landtagsbeilage des Dresdner Journals beschwerten. Tie Art der Berichterstattung sei unzulässig und habe sich schon oft wiederholt, namentlich, wenn es sich um Reden gegen die Staatsregierung gehan delt habe. S t a a t s m i n st e r GrafVitzt h u in erhob sich sofort und entgegnete, daß der Abgeordnete Langham- iner soeben eine „sehr scharfe" Erklärung gegen die Be richterstattung des Dresdner Journals ausgesprochen habe. Bei den Worten „sehr scharfe" erhob sich besonders auf der linken Seite des Hauses em starker Widerspruch, verbunden mit Zurufen: „Im Gegenteil, sehr sachlich!" Ter Herr Minister ließ sich jedoch hierdurch keineswegs beirren und wiederholte den Ausdruck „sehr scharf" dreimal. Als sich der Tumult auch dann noch nicht gelegt hatte, griff schließ lich der Präsident ein und die Ruhe kehrte nach und nach in das hohe Haus zurück. Graf Vitzthum verteidigte energisch seine Beamten gegen den Vorwurf der Pflichtwidrigkeit, und hob hervor, daß die Berichterstatter keinerlei Auftrag hätten, ihre Berichte tendenziös zu färben. Bei der später folgenden Beratung des Kapitels betreffend das Dresdner Journal, wurde die Frage erneut angeschnitten, trotzdem es sich nur um eine Rechenschaftsangelegenheit handelte. Ab geordneter Langhammer kritisierte in seiner üblichen scharfen Weise die Erklärung des Ministers, worauf dieser erwiderte, daß er sich mit dem Abgeordneten Langhammer nicht darüber streiten wolle, wer von ihnen beiden höflicher sei. Wenn die Berichterstattung solche Schwierigkeiten mache, dann sei er bereit, das Erscheinen der Landtagsbei lage einstellen zu lassen. Nach einer weiteren unwesent lichen Debatte ergriff auch der sozialdemokratische Abge ordnete Heidt das Wort und bezeichncte die Berichterstat tung in der Landtagsbeilage als „Nevolverjournalismus", ohne allerdings hierfür einen Beweis zu erbringen. Sehr richtig bemerkte dann Abgeordneter Dr. Mangler, daß es sich in der Hauptsache nur um eine gewisse Empfindlich keit der Abgeordneten Merkel und Langhammer handle, weil ihre Reden nicht in der genügenden Länge abgedruckt worden seien. Die Lösung der ganzen Frage ist nur da durch möglich, daß die Herren nicht sieben bis acht Stunden debattieren, daun werden auch die Provinzblätter in der Lage sein, die Reden der einzelnen Abgeordneten mehr als bisher zu berücksichtigen. Im übrigen ging aus der ganzen Debatte hervor, daß die wenigsten der Abgeordneten eins Ahnung von der Schwierigkeit der Berichterstattung haben. Von besonderem Interesse waren noch die Mitteilungen des Abgeordneten Dr. Böhme, der sich scharf gegen die respekt lose Art und Weise des Abgeordneten Langhammer wandte, mit der er die Negierung fortgesetzt angreife. Der Erfolg ei der, daß die Nationalliberalen bereits von der linkesten Seite aufgefordert worden seien, mit ihr Hand in Hand zu gehen. Der Abgeordnete Clauß habe übrigens gesagt, daß die Nationallibcralen den Finanzmimster stürzen woll ten, womit sie jedenfalls dem Vatcrlande keinen Dienst er weisen würden, denn gerade Dr. von Rüger habe sich die größten Verdienste uni Sachsen erworben. Abgeordneter Clauß bestritt, diese Aeußerung getan zu haben, doch wurde die Sache überhaupt nicht ganz aufgeklärt. — Bei der Be ratung des Kapitels der Polizeidirektion zu Dresden be sprach der Abgeordnete Fleißner die Vorgänge bei den Wahlrechtsdemonstrationen und die bekannte Affäre auf dem Altmarkte. Er wurde in schlagender und durchaus sachlicher Weise von Herrn Ministerialdirektor Dr. Rum melt widerlegt und zwar brachte dieser eine Fülle einwand freien Materials, nach dem das damalige Vorgehen der Polizei durchaus gerechtfertigt war. Schließlich wurde auch dieses Kapitel nach einer weiteren belanglosen Debatte ge nehmigt. —* Ans dem 22. ländlichen Wahlkreise (Leipzig-Borna) wird uns geschrieben: Die Freisinnigen sind eifrig an der Arbeit, durch Wühlereien gegen den Bund der Landwirte die ländliche Bevölkerung dem konservativen Gedanken abspenstig zu machen. So hielt kürzlich der Vorsitzende des dortigen frei innigen Vereins, Herr Kaufmann Puro, eine öffentliche Versammlung in Nüssen ab. Er sprach über das Thema: „Der Bauer und der Schutzzoll" und versuchte nachzuweisen, daß nur die Großgrundbesitzer Nutzen von unserem ganzen Schutzzollsystem hätten, während der kleine Bauer im Gegensätze dazu nur unter dem Freihandel, ähnlich wie der dänische Bauer, zu Wohlsein gelangen könne. In der De batte, die sich äußerst lebhaft gestaltete, deckte der konserva tive Generalsekretär Kunze aus Dresden der zahlreichen Zuhörerschaft die mannigfachen Widersprüche auf, die sich der Vortragende hatte zu schulden kommen lassen. Wenn, wie der freisinnige Redner behauptete, die ganze Schutz zollpolitik nur den Großgrundbesitzern zugute gekommen wäre, so könnte es doch nicht möglich sein, daß, wie dieser selbe Herr weiter behauptete, der kleine und mittlere Grund besitz in den letzten Jahren verhältnismäßig viel mehr im Preise gestiegen sei, als der Großgrundbesitz. Generalsekre tär Kunze zeigte an treffend gewählten Beispielen, wieviel richtiger es sei, daß die Freisinnigen sich um die Milderung der Gegensätze zwischen reich und arm in den Städten kümmerten, statt auf dem Lande Unzufriedenheit zu stiften. Nicht der könne als Freund des Bauers betrachtet werden, der in die Landwirtschaft den Keil der Uneinigkeit treibe, sondern der alle Glieder zusammenfassen wolle zu gemein samer Interessenvertretung. Das sei einzig und allein der Bund der Landwirte, dem zum großen Teile unsere heutige Landwirtschaft ihre erreichten Vorteile verdanke. Auch Herr Rittergutspächter Hahn-Peres trat dem freisinnigen Redner kräftig entgegen und brachte am Schlüsse seiner Ausführungen ein mit brausendem Beifall aufgenommenes Hoch auf den Bund der Landwirte aus.. Die Ausführungen des Rittergutsbesitzers von Holleufer-Kyzke, der seit den Landtagswahlen von den Reformern zu den Freisinnigen übergeschwenkt ist, waren so gehalten, daß man nicht fehl geht in der Vermutung, der genannte Herr wird kurz über lang noch weiter nach links abrücken. Den Inhalt seiner Rede charakterisiert sein Ausspruch: „Herr von Oldenburg- Januschau sei eine Schmach des deutschen Adels, ihm müß ten einmal, wie einen Schuljungen, die Hosen straffgezogen werden." Wenn auch die Reden der genannten Freisinni gen an und für sich bedeutungslos sind, so wird es doch not wendig sein, ihr Treiben in diesem Kreise mit der größten Aufmerksamkeit zu verfolgen, damit nicht die von ihnen ver breiteten Unrichtigkeiten in der Bevölkerung Wurzel fassen. —* Die Leipziger Neuesten Nachrichten rufen durch ihre fortgesetzte Verspottung der katholischen Kirche in jedem Katholiken und in jedem anständigen Andersdenkenden das Gefühl des Ekels hervor. Man weiß nicht, ob man sich mehr wundern soll, über den gebildeten Leitartikler, der in ungebrochener Kcaft jahrein, jahraus über dasselbe alte Thema von Reliqutenknlt usw. redet, oder über den ge duldigen Leserkreis, der sich wöchentlich, beinahe täglich, mit derartigem Zeug aufwarten läßt. Selbst der Leit- artikel „Der Toleranzantrag im Reichstage" phantasierte von Reliquienkult. Was den Leitartikler angeht, so wird man ihm freilich zugute halten müssen: Wenn ich nicht mehr weiter kann, dann fange ich von vorne an. Aber dennoch, wie ist ein solches Gebaren, wie ist ein solch fanatischer Haß überhaupt nur denkbar in einem Menschen, der sich sicherlich allen Ernstes zu den Gebildeten des 20. Jahrhunderts rechnen möchte? Und was den Leser- kreis anbetrifft, so empfindet derselbe das Ungehörige einer solchen ZeitungSschreibcrei, aber eS sich zu verbitten auS Rücksicht auf seine katholischen Mitbürger, dazu vermag man sich im 20. Jahrhundert noch nicht emporzuschwingin. —* Wettervrogaofe der König! SLids. Lande»» Wetterwarte zu Dresden fü, den 25. Februar- Vom Pöhlberg: Schwache Schneedecke nur auf d.m Berge, glänzender Soanenuntergavg, Himmelsfärbung gelb. Vom Fichrelverg: «acht« schwacher Nebrl. gute SchlItien- bahu bt» Oberwiescnthal. stacker, crihaltendcr Reif, glänzender Sonnenuntergang. Lber.drot. —* Wetterprognose der Könial. Sächs. Lande Wetterwarte zu Dresden tür den 2« Februar: Lebhcfle westlich« Wind», bedeck', etwa« kälter N-.rde schlag. —* So. Majestät der König nahm vormittags mili tärische Meldungen, sowie die Vorträge der Herren Staots- minister und des Kabinettssekretärs entgegen. Mittags fand bei Allerhöchstdemselbcn Familientafel statt. —* Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde empfing vor einigen Tagen die Vorsitzenden des Vtnzentius- Vereins zu Dresden und zwar die Herren Generalleutnant z. D. von Ntesewand. Exzellenz, Kcmsistortal- und Land- gerichtsrat Dr. de Lasalle und Konsistorialrat Maufroni.