Volltext Seite (XML)
Nummer 99 - 23. Jahrgang Sinn! wöchentl. vkruiiZstrki!: sllrAprilSR.-M. ansschtießl. Bestellgeld. vereckinung iler TInreisten nach Nent.-Murk Prelle: Die cingeipaltene Petitzeile 2»«). f. Familien- u. Vecrinsunzeigen, Gesuche 15 H. Die Petit-Netlauiezeile 8V mm breit, 1 Osterieugebühr iür Selbstabholer 15^. bet Ueben'eudmig durch die Post außerdem Poriozuschlag. frei; sür üie kinretnummer io ktenlen-rlennig. Veschättlicher Teil: Jo lei Fovmann. Dresden Sonntag, 27. April t!«24 Im Falle höherer Gewalt er-tückl jede Beipflichtung nuf Liekenma lowie EisUlluug von Anzei»en>?tu iräaen und Leistnua von Schadenersatz. Furundeutlich und durckiFern- Precher übermittelte Anzeigen übernehme» n ir leine Per« antwortnng. Unverlanat eingeinndte und mit Rückporto nicht verlebene Manuskripte werden nichi ansbew tut. Sprechstunde der Redaktion 5 bis S Uhr nachmtltagS- Hauptschri,tleiter: Dr. Josef Albert, DreSdeq Tageszeitung für christliche Politik und Kultur VesNiäflssiell« dee Lächstschen ivvlksuctti u» und Drillt und Veilan- Tlixoiiia-Bnchdrnckerci GmbH,, ^ Dresi>e»-A, IN, Holbeinslrahe -IS, gernrui Mee, Post- ^ iUiecllouloDresden II7N7 viMiilliim Md Wißen' M Well dkl M ' Inn nene Leben Viedaktton der Säll,fischen Voitszeitung ^ Dresden»vi. 16 Hoibemstrake 46 ^ernrul »272 und »»K3N Der Standpunkt der Alliierten Belgiens Druck und Englands Eile — Die provisorische Aufhebung der franko-belgischen Wirtschaftskontrolle. Die Illtimirtkn Pnriö, 26. April. Tie NcparatioiiSkoiiimissio,, wird, ohne dad Eintreffen der serbischen und der japanischen Antwortnote wegen ihrer geringe» Wichtigkeit alizuwartcn, sofort »ach dem Empfang der italienischen Antwort de» Wortlaut de» von den alliierten Hauptmächten ihr mitgctciltcn Antworte» der Ocffent- kichteit übergeben. Die Verzögerung in der »ebergabe der italieni sche» Antwortnote führt man darauf zurück, daß Mussolini der Frage der interalliierten Schulden besondere Anf- inertsamkrit zu schenken wünscht. Nach dem Dailh Mail stimmen die englische, belgische und italienische Antwort in ihren Grnnd- ziigcn so ziemlich überein. Zwischen deir verbündete» Negie rungen, so schreibt das Blatt weiter, sei ein völliges Ein vernehmen hinsichtlich der Maßnahmen erzielt worden, für die die NeparationStominission zuständig ist. Diese Maßnahmen wird die Ncparationskoinmission ergreifen und innerhalb der nächsten 10 Tage verwirkliche». Die französische Negierung steht auf dem Standpunkt, daß die Anssührungen der Dawesvorschtäge sich sehr wohl mit dem französischen Pfändrrsystem vereinigen lassen. Tie franko-bclgische Wirtschaftskontrolle im Nuhrgcbict könne provisorisch aufgehoben und durch allgemeine, im Sachverständigenplan vorgesehene Systeme erseht werden, doch chtirden Frankreich »nd Belgien auf keinen Fall i„ die Zurück ziehung ihrer Truppen aus dem Ruhrgeüict einwilligen. Pcrti » ax faßt im Echo de Paris den Inhalt der bei der Neparationskonimission vorliegenden Antworten folgendermaßen lusammen: Die französische Negierung wünscht, daß die Nepara- tloiiskoinmission dir Vom Dawcskomitee formulierten Empfehlun gen praktisch verarbeitet, »nd daß weiterhin die in den Bereich der Neparationskommission fallenden Empfehlungen von denen abgctrcnnt werden, für die die alliierte» Negierungen zuständig sind. Bon belgischer Seite wurde dagegen eingcwandt, daß die Neparationskommission, wenn sie sich den vorerwähnten Auf gaben unterziehe, grundlegende und schwierige Probleme, bei spielsweise die Anrechnung der OkkiipationLkostc» auf die deutschen Jahresleistungen, Nebertragung der deutschen Zahlungen, Fest setzung der deutsche,, Schuldziffer sowie die interalliierten Schul den aufrollen müsse, die allein von den verbündeten Minister präsidenten zu erörtern sind. Was den englischen Standpunkt anlangt, so geht er darauf hinaus,, daß Eile not tut, doch scheinen die Engländer, so fährt Pertinax fort, sich nicht der Erwägung zu verschließen, daß die Neparationskommission über ihre Beschlüsse vom 17. April nicht wesentlich hinanSgehe,, könne, solange die verbündeten Negierungen sich nicht hinsichtlich des Uebergangcs von dem lokalen zu dem allgemeinen Pfändern und der Anrechnung der Besehnngskosten auf die deutschen Jahres leistungen verständigt haben. Unter diesen Umständen würden die verbündeten Regierungen in den nächsten Tagen nahezu aus schließlich das Wort haben. Wk TWIlllss dkl RkMütilUlSdWIIliljllNI Par s, 26. April. Tie Neparationskonimission hat gestern säst den ganzen Tag über offiziell getagt. Die Delegierten haben von der französischen, belgische» uno enali- s che n Antwort und von de», Nnnoschreiben Barthous vom 17. Avril Kenntnis genommen, Tie Antworten Japans, Ita liens und Jugoslawiens waren noch nicht eingctrosfcn. Die ver einigten Staate», n» die oie Erpertcnberichle, ohne Einladung, sich zu äußern, gerichtet worden süw, haben formell den Emp fang bestätigt. Sobald die italienische Antwort eingeht, ist die Veröffentlichung ber vier Antworten gleichzeitig mit oem Rundschreiben Barthons vorgesehen. Tie nächste offizielle Sitzung der Reparationskvmm'ssivn ist vorläufig sür nächsten Dienstng- »achnilttag angcsstzt. In der gestrigen offiziellen Sitzung wnroe ein wichtiger Beschluß gefaßt: Barthon und Bradbnrh wnroen mit der Kommission beauftragt die Probleme der Realisierung der geplanten 800-Millionen-Goldanteihe zu studieren. Diese 800- Mitl'onen-Anleihe soll bekanntlich Deutschland die Natnrallsesernng für 1924 und 1925 ermöglichen, sow'e zur Bestreilnng der Mili- tärbeietznngskosten und der interall ierten Kommission dienen. Brüssel, 26. April. Theun'.S und Hhmanns haben an den Vorsitzenden der Reparat'onSkonunission ein Schreiben ge richtet. worin sich die belgische Regierung unter Anerkennung der moralischen Autorität und der einstimmigen Beschlüsse der Sacki- berstnndigcnbcrichte bereit erklärt, sich deren Schlußfolgerungen zum Zwecke e uer praktischen lind richtigen Regelung dee Repaea- t.onssvrm zu eigen zu mache». D e belgische Negierung zählt daraus, daß die Ncparations- kommnsio», die von oer deutsche» Negierung In Vorichlag ge brachten Ersetze und Dekrete. o,e die vollständige Durchführung des Snchnerständ genprogramms sicher» sollten, eilig h ud prinen w.rd. Die belgische Negierung glaubt, daß die Reparationskoni- in.ssion alles tut, daß die von den Sachverständigen aiiemvsohle- nen Pläne »nverzügl.ch in gemeinsamer Arbeit der alliierte» Neg.rrnngen anSgesührt werde». Par.S, 26. April. Der amerikanische Bankier Morgan ist 'n Paris eingetroffen zu einer Besprechung mit Barthon und Bcadbnrv in:ber oie Aussichten der geplanten Anleihe von 800 Gvldmiltione», Ans Vorschlag des amerikanischen Vertreters sind Barthon »nd Bradbnrh damit beauftragt worden, offiziös mit den Finanzkreisen über die Möglichkeit einer derartigen Anleihe für Deutschland zu verhandeln. Sie werden auch mit dem Letter der französischen Bank und dem der englischen Bank Besprechungen haben. Das Eintreffen der italienischen Antwort Paris, 26. Aprli. (Drahtbericht,) Die Antwort der .taUenischen Negierung an die Neparationskommission .st nun mehr, w.c wir an amtlicher Stelle erfahre», cliigegange». Die Reparat.onskominissioii übergibt daraufhin die Autwortcu der Oefseittl.chkeit, Das Ziel der Der Miln ich der Schier Par .s, 26. April. Ter Brnstelcr Berichterstatter des „Echo de Par S" spricht sich über das Ziel der Pariser Reise der belg.rchen Minister Theunis und HhmanS aus. Tie beiden M.nistcr gingen zuerst nach Paris, weil Belgien und Frankreich ru gemeinsames Werk «nternon^ncn hätten, von den, man ia dem Augenbl.ck sprechen müsse, wo neue Faktoren oas Nepara- t onSprnblem beeinflußte». ThcuniS habe sich imn.'r durch die kühle Aufnahme der bclg sichen technische» Studien bei orr teai- zös.'chen Negierung verletzt gcfüchlt, ebenso aber auch HnmanS, Som t wünschten die belgischen Minister, daß ihre Ansichten nicht mehr »different behandelt werden. Auch spreche ebenso das Nat onalgefühl mit, sowie der Wille, zu einem Ende zu konk.nen. Außerdem habe Frauen, bei der Ansarbeitung des Berichtes Da- tvcs e ne bedeutende Nulle gespielt. Er sei überzeugt, daß die iinteriuitiomile 8VV-Mitlio»r>i-Anleihe nur gelingen könne, wenn ke unverzüglich plaziert werde. Das sei auch oie Ansicht des Generals Dawes. d.e er dem belgischen König mitgeteilt habe, als er .u Brüssel war. Aus diesen Gründen würden ThcuniS nutz HymanS Po.ncare vorsMlen, daß es wünschenswert 'ei, sich zu bee teil und auf jede Weise oas slnanzielle Unternehmen zu erleichtern. Ohne irzeiiilitlklihk vrchliikl London, 26. April. Reuter erfährt, daß bei dem Besuch kn London am nächsten Freitag die belgischen Minister die An sicht ihrer Regierung in bezug auf die Reparationen und den Bericht der Sachverständigen auseinandersetzcn und über oie Haltung der französische» Regierung Näheres initteilen werden, da sie am Montag zu der llnterreonng mit Poincare in Paris seien. WaS die britische Antwort aus den Sachverständigenbericht betreffe, so könne als sicher angenommen werde», daß die eng lische Regierung den Bericht besingungslos als ein unteilbares Ganzes annehme. In der Frage der Sanktionen würde man wahrscheinlich finden, das; die Haltung der britischen Regierung eng Macdonalds jüngst i» York abgegebenen Erklärungen folge. Man sei der Ansicht, daß oer englische Standpunkt der sei, daß der Ber cht der dentschcn Negierung ohne irgendwelche Dro- hmigen überre.cht werden solle. Ter Bericht werde von or» .Alliierten als ein venuttistigcr Plan angesehen, den Deutschland durchführen könne, wenn es guten Willen zeige. Wen» es oies Nicht tun sollte, so werde noch immer Zeit sein, irgendeine ge- Pariser Neise . mein ame Aktion der Alliierten zu erwägen, um Deutschland zur Erfüllung leiner Berpslichlungen zu zwingen. Morqans Reise nach London Par.S, 26. April. Nach der „Chikago Tribüne" wird Pier- pont Morgan nach London abreise». „Journal" erklärt ans Grund von Mitteilungen, die ihm von ermächtigter Seite ange gangen seien, daß die Anwesenheit Morgans in Paris nichts niit einer Stntznngsanleihe sür den belgischen Franken zu tun habe. Ein Kollektivschrilt in Berlin? Par S, 26. Apr'l. Tie Morgenblätter schreiben: Die Vot- .schafter der verbnnveten Negierungen i„ Berlin, haben laut Mitteilung von französischer amtlicher Seite, einen gemeinsamen Schritt bei der Reichsregierung unternommen, um die Gefahr der deutschen Gehein,orgauisation für den Frieden zu betonen, und Maßnahmen gegen diese Organisation zu verlangen. (An den zuständigen Sielten in Berlin hat man am Freitagabeiw von einen, derartigen Schritt der Botschafter noch keine Kenntnis ge habt, Die Ned,> Beel n, 26, April. Auch der Vorstand des Deutschen In dustrie- und H a n d e l s t a g e s, der Spitzenvereinigung o?r deutschen Handelskammer», hat jetzt zum Gutachten der Sachver ständigen eine z n st i in m e n d e Erklärung abgegeben. Darin wird neben der Neberschätznng der deutschen Leistungsfähigkeit oie Notwendigkeit einer grundsätzlichen Mitarbeit betont. Folgende Forderungen müßten dabei dnrchgesetzt werden: Reduzierung der militärischen Besetzung hinsichtlich Maß und Zeit aus die Festsetzungen des Versailler Vertrages, Volte wirtschaft liche Souveränität des Reiches in seine» ganzen Hoheitsgebieten und Rückkehr oer Ansgewiesenen in ihre Heimat, erträgliche Koittrollinstanzcii, Minderung des ausländischen Ein flusses auf die neue Golobank. Berlin» 26, April. Zwischen der Rcichsrcgierung und den Vertretern der Tabakindustrie werden seit einiger Zeit Verhand lungen wegen Schaffung eines deutschen Tabakmouopols geführt. Diese Verhandlungen stehen im Zusammenhang mit den Sachber- stäiidigcugntachten. Wie die „Deutsche Zeitung" hört, stehen die Verhandlungen der NcichSregierung mit de» Vertretern der deut schen Tabakindustrie unmittelbar vor ihrem Abschluß. Der WIMM iin MiihIkWsii Mit gemischten Gefühlen, und dennoch hochgespannten Hoffnungen geht auch der deutsche gewerbliche Mittelstand in den Wahlkampf, Seine maßgebenden Organisationen vertreten auch vor der jetzigen Neuwahl ihren alten Standpunkt, daß sie qls Berufsverbünde allen bürgerlichen Parteien neutral gegen über stehen müssen und nicht versuchen dürfen, einen Einfluß nach irgendwelcher Richtung aus die politische Ueberzeugung ih rer Mitglieder auszuüben, weil diese Ueberzeugung beim gereif ten Menschen Herzens- und Weltanschauungssache ist. Die Ver bände vertreten weiter ihren Standpunkt dahin, daß der ver elendete gewerbliche Mittelstand nur dadurch sich den nötigen und ersehnten Einfluß auf Gesetzgebung und Verwaltung er kämpfen kann, wenn er es versteht, sich innerhalb der für ihn allein in Frage kommenden bürgerlichen Parteien durchzuseßcn. Aber es sind Antichristen erstanden, die dem deutschen Mit telstände ein neues Evangelium predige», die von einer Aus schaltung jeglicher Parteipolitik ans dem Neichsparlament spre chen, an den bisherigen Vertretern des Mittelstandes kein gutes Haar lassen und sich selbst als die künfttgcu Notier des deui- schen gewerblichen Nüttelstandes auf den Schild erheben wollen. Es ist die „W i r t s ch a f t s p a r t e i des Mittelstände s", die bisher mit vier Abgeordneten im preußischen Landrog saß und jetzt zum ersten Mal in den Ncichstagswahlkampf tritt, Fm Charakter des Deutschen liegt es ja leider begründet, daß er sür ein „neues Programm" nur zu leicht zu haben ist und bei dem Einheitswillen, der in den Massen des gewerblichen Mittelstan des seit langem glüht und dem immer noch die sattsam bekann ten „organisationstechnischen Fragen" flies vielleicht: Eigenbrö telei der Führers entgegensteht, ist dies umso eher beareistich, als in diesem Fall das „neue Programm" mit oem Mäntelchen des „Nur-Stände-Gedanheus" umkleidet ist. In Nummer 5 ihres Organs, der „Deutschen Mitteillands zeitung" vom 1, April 1924 stno! oie „Wirtschaitsvartei" ihr al tes Lied über die Gleichgültigkeit der poliüs Heu Parteien ge genüber dem gewerblichen Mittelstände, Es soll in diesen Aus führungen nicht darüber debattiert werden, inwieweit der ge werbliche Mittelstand tatsächlich von den politischen Parteien enttäuscht morden ist und welche Forderungen er deshalb an den neuen Reichstag stellen wird. Ob er sich in Zukunst vor solchen Enttäuschungen bewahrt und seine Forderungen dnrch- drückt, kommt ganz darauf an, daß er im setzt beginnenden Wahlkampf seine Massen denjenigen Parteien zusührt, auf deren Listen er Kandidaten findet, deren Namen in seinein Berufsleben von Bedeutung sind, Von überwiegendem Inter esse ist für u»S heute ein VerS jenen Liedes im vorerwähnten Organ, dns folgendes ausführt: „Wir sind in Deutschland mit einem viertclhundert les sind jetzt noch weitere drei hinzugckommen) parlamentarischen Par teien gesegnet. Aber das ist dem deutschen Michel noch lange nicht genug. Er muß unbedingt den Weltrekord schlagen Ein englischer Staatsmann sagte einmal treisend: „In Deutschland muß jeder Mann seine eigene Partei haben", — Der Mann hat te die deutsche Psyche fürwahr sehr richtig erkannt. Es gebt nun sa in den Reichstag, und da scheint es begreiflich, das; gewisse Leute es mit der Angst zu tun bekommen, sie konnten den An schluß verpassen und — man denke! — nicht in den Neichstug ge- gelangen. Da muß Vorsorge getroffen werden, und so gründet man eben eine neue Partei, Ein sehr einfaches Verfahren, denn Dumme gibts immer noch massenhaft, . . , Viel Glück auf den Weg! An Unterhaltung wird es uns also in diesem Wahlkampf nicht mangeln, — Armes Deutschland!" Diese lobenswerten Gcdankcngänge wird jeder politisch einsichtige Kousmann und Handwerksmeister unterschreiben, denn wenn der gewerbliche Mittelstand an das ewige Parteige- zänk im alten Reichstag denkt, und sich jetzt die Irrsinnszahl der 28 deutschen Parteien vor Augen hält, so packt ihn grauer Jammer, Im Munde der Parteileitung der „Wirtschaftsvartci" wir ken aber diese Worte geradezu grotesk. Der gewerbliche Mittelstand, um dessen Gunst man hier besonders bublt. und den man den politischen Parteien entfremden will, mög^. sich die Frage vorlcgen: Wer hat denn diese Tendenz zu immer neuen Parteigründlingen in das innerpolitische Leben unseres Volkes mit Hineinactragen? Die Antwort lautet: Die „Wirlschaftspartei des Mittel standes"! Vor einigen Jahren gründete Herr Bäckermeister Drewitz, Charlottenburg, dem sich in der berussständigen Be wegung keine Gelegenheit bot, seine Führereigcuschnst zu bewei sen, eine — neue Partei, so ziemlich den ersten Wechselbalg in der jetzigen stattlichen Reihe der von ihm heute sv schar! ver urteilten „Parteien". Er predigte dem gewerblichen Mittelstände de» Gedanken des parlamentarischen Zusammen- schlusses ans der bcrufsständiscb ivirttcbnstlichen Grundiagc, Man kann es ruhig als eine Art gütiges Geschick ansprechen, daß diese, sich leider oft genug wie Hund und Katze gegenüberstelienden VernfSstände den Gedanken noch nicht so gründlich ansgegrii» sen haben, das; nun jeder Berufsstand sich daran macht, direkte eigene Kandidaten sür das Parlament aufzustellen und statt der jetzigen 28 politischen Parteien nun 100 oder 200 Wirt schaftsparteien zu bilden! Wie herrlich wäre es doch, wenn wir schon jetzt eine „Deutsche Kolonialwaren!,ändlcr-Partei", eine „Deutsche Gastwirtsparte!", eine „Deutsche Handwerksvartei". eine „Dcutsclw Eisenbalinbeamtcn-Partci", und was sonst noch präsentieren könnten, Herr Parteivortitzcnder Drewitz wird sich — darüber ist man sich in den maßgebenden Kreisen d>"- russständischen Mittelstandsbewegung durchaus klar, doch iin Ernste nicht dem holden Wohn lüngeben, daß er berufen und be fähigt sei, den deutschen Mittelstand zu einer aroßen Einheits partei im deutschen Reichstag zusammen zu schmieden! Wenn sich sein mit so vielen und energisäzen Worten gepredigter Ge danke wirklich einigermaßen answachten sollte, ihm werden b-e Augen übergehen, wenn er die zahllosen Wirtschafte- und Be- rnfsgruppcn des deutschen Mittelstandes auch nur in geringen Bruchteilen unter seine Flügel gesammelt hat. Ihm könnte e« gehen, wie dem Zauberlehrling, der die von ihm gerufenen Gei-