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Zweites Blatt SächstUvr «->ksze»m»A vom 29. Dezember 1911 Nr. 294 O/s'/lD/ — O ^LL>. F>?^/Ls/?oO Die Türkei hat da» Ge biet Tolum an Aegypten abgegeben, welche» be absichtigt. dort einen KriegShasen bauen zu lassen. Hierdurch wird England um einen Flotten-Stützpunkt im Mittelmeer reicher. Un sere Karte gibt ein Bild aller englischen. am Mittelmeer gelegenen Besitzungen sowie Flot- ten-Stützpunkte. Der Zug des Todes. Der Tod, für den kein Unterschied des Ranges, deS Alters und Geschlechtes besteht, der seine Einkehr hält in die Hütten der Armen nicht minder wie in den Palast der Reicheil, hat auch im vergangenen Jahre zahlreiche Personen, die im öffentlichen Leben standen oder sich in der Oeffentlich- kcit einen Namen erworben hatten, aus dem Zeitlichen ab- berufen. Im Gegensatz aber zu den letzt voraufgegangenen Jahren hat er dieses Jahr kein größeres europäisches Land durch das Hinscheiden eines regierenden Hauptes in Trauer versetzt. Abgesehen von den beiden Prinzen Reuh sind nur exotische Staatsoberhäupter aus dem Leben abberufen worden, so A b d u l A h a d C h a n, der Emir von Buchara. Ras Tassama, der Regent von Abessinien, und Ca re r e s , der Präsident von San Domingo. Unter unserem höheren Adel schieden aus dem Leben der Enkel des Prinzen August von Preußen, der prcußisck>e Generalmajor Hans v. Arni m und der Enkel des Fürsten Bismarck, Graf v. Rantzau. Groß ist die Zahl der aktiven und ehe maligen Staatsmänner, die im Laufe dieses Jahres starben. Wir erwähnen den früheren preußischen Minister des Innern Freiherrn v. d. R e ck e v. d. H o r st, den nachmaligen Ober präsidenten von Westfalen, dessen kurze Tätigkeit als Minister vielfackien Anfeindungen ausgesctzt lvar, Tr Wewer, den langjährigen Unterstaatssekretär im Kultus ministerium unter dem verstorbenen Ministerialdirektor Althoff, den Vize - Obcrzcremonienmeister der Kaiserin Bodo v. d. Knesebeck, den ehemaligen Bürgermeister von Mel? Paul Böhmer, der nach der Errichtung des .Kolonialstaatssekretariates unter Dernburg in das Kolonial amt berufen wurde, Sir Robert Hart, den bekannten er folgreichen Generaldirektor der chinesischen Zölle. Von aus- ländisck)en Staatsmännern sind zu nennen der russische Ministerpräsident Stolypin, der in Kiew ermordet wurde, der persische Finanzminister Sani ed Daull- h. der aus Anlaß der persischen Wirren ein gewaltsames Endo fand, der ehemalige ungarische Ministerpräsident Freiherr v. Banff, der französische Ministerpräsident Nouvier, der ehemalige spanische Ministerpräsident Domingnez. der ehemalige bekannte japanische Minister des Aeußeren Graf Komura und der ehemalige serbische Minister präsident Christitsch. Eben so groß ist die Zahl be kannter Persönlichkeiten, die ini Dienste von Heer und Marine standen. Noch frisch in Erinnerung sind die lln- glücksfälle, welche unsere Marine betroffen haben und bei denen neben verschiedenen Matrosen der Kapitänleutnant Fischer und der Leutnant zur See Kalbe eines helden haften Todes starben. Oberstleutnant v. Schlichtin g, der als türkischer Militärinstrukteur wirkte, fiel einer per sönlichen Rachsucht zum Opfer, die einer anderen Person galt. Weiter starben v. Deines, der Gencraladjutant deS Kaisers und der ehemalige Obcrgouverneur der kaiserlichen Prinzen, der Flügeladjutant des Kaisers v. Villa n m e und Ritter v. Ly lau der, der bayerische Generaloberst und ehemalige Militärbevollmächtigte in Berlin, sowie Graf Vitzt um v. Eck städt. In die Zeit des Buren krieges setzt uns zurück der Tod des Burengcnerals Cro » jc, ein Opfer der Aviatik wurde der französische Kricgsminister Berte« ux, der durch einen auf ihn niederstürzenden Aeroplan getötet wurde. Ueberaus groß ist die Lücke, die der Tod unter unseren Parlamentariern ritz. Von Zentrumsleuten nennen wir u. a. Letocha. Dr. v. Daller, Kirsch, Hug, Frank, Braun, sowie den Polen Tr. v. Jagdzewski. Von Abgeordneten der übrigen Parteien seien erlvähnt der Schwager deS Reichskanzlers v. Neumann, Jakobskötter, Sar torius, Singer, Dr. Haar mann, Junghenn, Liebermann v. So n nonberg, Winte rer. Aus deni Kreis der Gelehrten und Verwaltuugsbeamten wurden abberufen Senatspräsident am Kannnergericht Dr. Schepers, Staatsrechtslehre!: Jellincck in Heidel berg, Dr. K estner. der letzte Enkel von Werthcrs Lotte, Dr. Senator, der ehemalige Leiter der Universitäts- Poliklinik für innere Krankheiten in Berlin, der berühmte Germanist der Bonner Universiät Wilma uns, der von einer Straßenbahn überfahren wurde, der Sprachforscher S o l m s e n, ebenfalls der Bonner Universität angehdrig, der wenige Monate »ach dem Tode Wilmanns bei Mehlem aus dem Zuge stürzte, der Altertumsforscl)er Kekule v. Stradonitz. der Altmeister der deutschen Recht schreibung Dr. Duden, der in vielen Lesern Jugend- erinnernngeii auffrischt, der Philosoph und Aesthetiker Dilthey, der Altmeister der klassischen Philologie Dr. Vahlen. der Bismarcksforscher Ritter v. Porschinger und Dr. Stern, Direktor der Handschriftennbteilnng der König!. Bibliothek in Berlin. Auffallend groß ist die Todesziffer bei denjenigen Persönlichkeiten, die in engerem oder näherem Zusammenhang mit unserem .Zeitungswesen standen. So wurde erst eben der Tod von Ludwig Pietsch beklagt, sowie von Dernburg, dem Vater des früheren Staatssekretärs. Weiter gehören zu diesem Kreise der Be gründer und Cl-efredakteur des „Reichsboten" Engel, der Chefredakteur der „Post" Dr. Kronsbcin, der Direktor des Wolffschen Bureaus Banse, der Besitzer der „Voss. Zeitung" Geh. Justizrat Lessing, der Chef der Cotta- schen Buchhandlung v. Kröner, der Mitinhaber der Firma Masse, Emil Masse, Dr. Salomon, Historiker des deutschen Zeitungswesens, Dr. Jä necke, Besitzer des „Hannoversclxm Kuriers" und Vorsitzender des Vereins Deutsclm'i Zeitungsverleger, Gerault-Nichard, Di rektor des „Pariser Journals", Knorr, Herausgeber der „Münchener Neuesten Nachrichten" und nicht zuletzt der erste Politiscl?e Mitarbeiter des Ope.-Biireaus Dr. Franz G arthans . dessen Tod für unsere Presse einen schmerz lichen Verlust bedeutete. Von Dichtern und Schriftstellern seien erwähnt Spiel ha gen, Fogazzaro, Wil li r a n d t, Iensen, von .Künstlern Uphues, Begas und v. Eschudi, von Schauspielern Oberländer, Friedrich Haase, Wilhelmine Seebach und Felix Mottl. Von sonstige» bekannten Persönlichkeiten nennen wir den Begründer der bekannten Berliner Bierhalleil A s ch i n g e r . den Inhaber der bekannten Berliner Konditorei Kranzler, den Chef der Wörmannschen Reederei Adolf W o e r in a n n , den Mitbegründer des Bundes der Industriellen Wirth, das Herrenhausmit glied und Industriellen Vopelius, den Leiter der be kannten Berliner Molkerei Dr. Bolle, den Sohn ihres Begründers den Reformator des Rciseverkehrswesens Karl Stangen, den Chef des Wiener Bankl?auses Albert Freiherr v. Rothschild, den französischen Finanzier — 8 — Er versetzte dem armen Teufel einen so heftigen Stoß, daß er stolperte, und zu Füßen des Engländers zu Boden fiel. Der Fall war hart gewesen, der Kopf des Greises tvar auf den Boden aufgeschlagen, aber ohne einen Schmerzenslaut, ohne eine Klage erhob sich der alte Manu und heftete seinen durchdringenden Blick fest auf die beiden Brüder. — Jim fuhr fort: „Du »virst mir ohne Umschweife antworten. Was ist aus meinem Pferde Forwaert geworden?" Die Lippen Zimbos öffneten sich, von neuem leuchtete es in seinen Augen, dann sagte er in feierlichem Tone: „Jim Blackbaern, ich gehöre einer Rasse von Freien an, deren Verträge die Unabhängigkeit garantieren, du hast weder das Recht, mich als Gefangenen zurückzubehaltrn, noch mich zu verhören." „Ha ha. Eine scl)öne Geschichte, die du mir da erzählst, du Scheusall Die Verträge habe ich nicht unterzeichnet und du wirst schon sehen, wie viel ich darauf gebe! Doch genug. Es wird behauptet, du seiest der Argus und der Zauberer hier in der Wüste, du wissest alles und es entgehe dir nichts. Du kannst niir also sagen, was aus meinem Pferde Forwaert geworden ist." „Ick, weiß nichts von dem. was du mich fragst, Jim Blackbaern: wenn ich es aber auch wüßte, ich würde dir nicht antworten." „Nimm dich in acht. Ich verfüge über Mittel . . . „Diese Mittel verachtet der sclMe.rze Zimbo gerade so gut, wie er die lleichwangigen Blackbaerns verachtet." Jinis Gestchtsausdruck wechselte wie mit einem Schlage, dunkle Nöte legte sich auf seine Züge und seine grünen Augen schossen Blitze. „Du verachtest mich! Gut, du zwingst mich, die letzte Rücksicht beiseite zu setzen. Du, du hast mir mein Pferd gestohlen, verstehst du mich? . . . Du. , tu bist eS gewesen." Der Neger zuckte die Schultern. Jim Blackbaern schäumte vor Wut. sein Bruder lächelte. „Ja, du. du hast Fortvacrt gestohlen I Forwaert, dnS herrliche Tier, das seine hundert Pfund wert war so gut wie ein Schilling! Hundert Pfundl Du wirst sie mir wiedergeben aus dem Schatze, den du besitzest und von dem ich weiß, wo du ihn aufbewahrst." Ein nervöses Zittern glitt über das Antlitz deS alten NegerS: seine Brust hob sich, als wollte sie zerspringen, er stieß einen unterdrückten Schrei aus. und ehe Swani cS hindern konnte, sprang er auf Jim Blackbaern zu und spie ihm wiederholt inö Gesicht. Das alles war so überraschend schnell vor sich gegangen, daß niemand so recht wußte, »vie es gekommen. Jim tvar leickxmblaß geworden, und einen Aligenbkick stand er wie ver steinert da. Dann stieß er einen Schrei aus, wie ein wildes Tier und die fahle Blässe auf seinen Zügen wechselte mit dem tiefsten Rot. Er stand auf, näherte sich Zimbo. der sich nicht von seiner Stelle rührte, und schlug ihn wie eine leblose Masse nieder. — 5 — Obschon in Bezug auf Moralität ziemlich gleichwertig, kontrastierten die beiden Blackbaern, was äußere Gestaltung betraf, in ganz erstaun licher Weise. Jim, der ältere, war von einer Größe, die das gewöhnliche Mittelmaß weit überstieg, sein Scl>ädel war mit borstigen roten Haaren dicht besetzt, er trug einen struppigen Bart von gleicher Farbe und bildete so mit seinen brei ten Schultern, seinen muskulösen kräftigen Armen, den schielenden, grün lichen Augen eine Hünengestalt, die einer Ningkämpfergruppe Ehre gemacht haben, der man indessen, besonders abends, an einsamen Orten sorgsam aus Sem Wege gegangen sein würde. Joe, der jüngere, war der gerade Gegensatz seines älteren Bruders. Er war klein und hager von Gestalt, aus den listigen, grauen Augen fielen un stete Blicke auf seine Umgebung und der hinkende Gang machte ihn vollends zu einer unharmonischen, unangenehmen Erscheinung. Rauchend und Branntwein trinkend saßen die beiden an jenem Abende vor ihrer Tür und sclßvatzten von ihren Geschäftchen. Ter Gang dieser Geschäftchen mußte sie nicht gerade befriedigen, denn Plötzlich warf Jim die ihm als Mütze dwnenden Lumpen zu Boden und schlug mit der geballten Faust so wuchtig auf den improvisierten Tisch, daß die kost bare Flasche zweifellos ihren Platz gewechselt hätte, wäre ihr Standort nichc so fest gewesen. „Die Kanaillen! Die Schufte! Die Hnndcseelcn! Sieh. Bruder, es wird mir übel, wenn ich nur daran denke, daß meine Haut mit ihrer Haut in Berührung kommen könnte, aber ich glaube, wenn ich sie zu fassen kriegte, ich könnte sie zerreißen, wie diese Lumpen hier." Und er ergriff die neben ihm liegende alte Kopfbedeckung, riß sie in unzählige Fetzen und warf sie wutschnaubend weit von sicln Joe, der den Geisteszustand seines Bruders ganz genau kannte, blieb ruhig sitzen. Nach kurzer Weile rückte er sich beguemer zurecht, stopfte seine Pfeife aufs neue und zündete sie wieder an. Dann goß er wieder einen mUcn Schluck durch die stets trockene Kehle, hustete, räusperte sich und sagte mit meckernder, aber ruhiger Stiiime: „Ich begreife deinen Zorn. Bruder, und ich wundere mich darüber nicht. Mag man cS nehmen, wie man will, der Forwaert war ein teures Pferd, und . . . „ES hatte mich im vorigen Jahre aus der Messe zu Klipdan 25 Pfund gekostet... ES tvar ein wahres Prachtexemplar — ein Pferd, das einem Epsoner Pferdezüchter zum Rubine hätte gereictvn können, ein Pferd, das in einem so vermaledeiten Lande wie hier, ohne mit der Wimper zu zucken, seine zehn Meilen in der Stunde zurücklegte." „Fünfundzwanzig Pfundl . . . Fünfundzwanzig Pfundl . . . Wirk lich. daS ist eine nette Summe, aber vielleicht ist Forivaert auch gar nicht ge stöhlen worden! Wer sagt dir, daß er sich nickt einen unbewachten Augen- ' blick zunutzen machte und auSriß?" „Bruder, ich wiederhole dir: das schnurze Gesindel. daS unausbörlich hier umkerstreist und daS seine Spione überall bat. bat idn gestohlen." „Wenn wir Nachforschungen anstelle« . . .' ».Der MilUonenschatz."