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Sradt selbst zu beschränken. Ter Erfolg der Türken scheint reck« bedeutend zu sein. In den Händen der Italiener be finden sich noch drei Horts. Die Italiener ließen viel Munition Kanone» und (Gewehre zurück. Ter Sultan übermittelte den Soldaten in Tripolis leinen Gruß und drückte seine Genugtuung über ihre töpfere Haltung aus. Die Blätter „Ikdain" und „Ieni Ga- zetta" verzeichne,, Gerüchte von neue» Kämpfen bei Benghasi und Terna. Hierbei sollen die Italiener hinter die Ver- teidi gingslinie von Benghasi und Terna zurnckgegangen sein. Londoner Blätter haben über ein blutiges Gemetzel berickstet, das die Italiener in der Oase von Tripolis ange- riclrtet haben sollen, als sie sich zum Rückzug vor den Türken und Arabern gezwungen sahen, während in ihrem Rücken einige hundert Stadtbewohner revoltierten. Drei Tage lang schossen diesen Berichten zufolge die Italiener alles nieder, was ihnen gerade vor die Flinte kam. Nicht kombattanten, Frauen und Kinder sollen dabei nicht geschont worden sein. Tie Opfer dieses Gemetzels werden auf 4000 angegeben. „Etwas Beklagenswerteres als diese Szenen, die sich in Tripolis abspielten," sagte Reuters Korrespon dent. „hat man in keinem Kriege seit langer Zeit erlebt." Ter korresopndent der „Times" sagt: „Selbst wenn man die Gebote der Kriegslage in Betracht zieht, kann inan sich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese abscheuliche Rache Grund zu einem blutigen Kriege und zu erbarmungsloser Widervergeltung geben muß. Ich habe Grausamkeiten er lebt, die im 20. Jahrhundert kaum durch militärische Gründe gerechtfertigt werden können." Demgegenüber erklärt die offiziöse „Agenzia Stefani": Infolge des Verrates der Araber, die, nachdem sie sich be reits der italienijckien Regierung unterworfen hatten, hinterlistig Soldaten in der Flanke angegriffen und im Einklang mit dcn Türke» die italienischen Verschanzungen in der Front angegriffen haben, wurde es unvermeidlich, die Rebellen zu bestrafen und die Oase zu säubern. Die jenigen, welche mit der Waffe in der Hand angetroffen wur den, sowie die, welche nach regelrechtem gerichtlichen Ver fahren des Mordes für schuldig befunden wurden, sind er- ichossen worden. Andere Gefangene, die den Verrat be günstigten oder entgegen de» amtlick>en italienischen Anord nungen Waffen trugen, sind, ungefähr 2200 an der Zahl, nach italienischen Inseln gebracht worden. Zum besseren Schutze der Vorposten zerstörte man in der Oase die Mauern und alles, waS den Rebellen hätte nützen können: zuerst aber sorgte man dafür, daß die harmlosen Araber mit Frauen und Kindern nach Tripolis in Sicherheit gebracht wurden. Es wird sich wohl nur an Ort und Stelle feststellen lassen, wie die Tinge in Wirklichkeit liegen. In mehreren Städten und Dörfer» Aegyptens kam eS zu Straßenkund- gedungen zugunsten der Türkei, die einen bedrohlicl>en Charakter in Alexandrien und Kairo annahmen. Die „Tribuna" meldet aus Tripolis. >aß dis Türken am 31. Oktober, nachdem ihr Angiisf mit Gebirgskanoacn von italienischen Schiffsgeschützen abgewiesen worden war, ein Gewshrfeuer gegen die italienischen Stellungen zwischen Sciara Sciat und Sidi Messri e-öffneten, aber nach zwei stündigem Kampfe zurückgescklagen wurden. Die Italiener erbeuteten die Gebirgsgeschütze. Leutnant Gavalti, der heute bei einem Erkundigung^, fluge über einem der türkischen Lager vor Tripolis Spreng- bombe» falle» ließ, hat seMellen können, daß eine der Bombe» eine uubeschrcibliche Verwirrung augerichtet habe. Menschen wie Tiere seien nach allen R-chiungen auseinander- gestoben. PaWche Nrmoichau. Dresden. dr-> 2. Asvc.r.b.r .-Sit — Das Konzoabkommcn ist am Dienstag unterzeichnet worden. Es wird sofort publiziert werden mitsamt dem Marolkovenr:g und dem Reichstage noch diese Woche zu geh:«. Zur Stunde steh! n chl teü, ob als Vorlage zur Genehmigung oder als Material zur stenntnisnalnne. — Der Rücktritt de» Staatssekretär- v. Liudequ'st dürste trotz aller Dementis nach den N> »wählen erfolgen. Sein Nachfolger steht schon fest und befindet sich auf dein Wege »ach Denckchland. — Die Eiatruguilgev in das Rcichüscholdbuch beliefen sich am 31. Oktober ans INI!» Millionen Mark. Sie sind im Lause des letzten Fahreö um 133 Millionen und während der l hten drei Iabre um mehr als 400 Millionen gestiegen. — Graf Posaüowely ist in Bi- leseld von allen bürger lichen Parteien — nur der Freisinn schloß sich — als NeichslagStaudidat ausgestellt wm en. Der Kreis, der heute dnrck, die Sozialdemokraten vertreten st, El ibm sicher. Der frühere Staatssekretär w ll „wild" bleiben. — Der frühere Neich4ta«;Sabge»rdi'.cte Ltudtpf«rrer und Äanouiknö Wrnlcrer in Mlilhaiilen «Elsaß,' ist !m 80. Lebens- jahre gestorben. Er war ganz besonders lckeransch durch verschiedene Sclnislen gegen die Sozialdemokratie bekannt. — Die BklhoudGazen über die SchrffehrtSadzabrn mit Oesterreich nnk> Holland werden, vorausgesetzt, daß der Reichstag das Gesetz in den nächsten Wochen aunimm!, wie eine Korrespondenz mitteilt, erst im F ühjnhre nächsten IahreS eingeleitet werden. Bisher ist mit diesen beiden Staaten übe-: diese Frage »och nicht verhandelt worden. Falls sec Reichstag das Gesetz in der KoininüsionSs ssimg annimmt, so müßten auch Verhandlungen mit der Schweiz in Angriff genom n n werden. Eine Erhebung von Schiff- snhrtsabgabcn aus Rhein und Abe kann nur erfolgen, wenn Holland und Oesterreich und die Schweiz auf ihre Rechte ans den alten Vcrtiägen verzichten. Wenn Oester reich zustimme »nd Holland seinen Widerstand aufrccht- erhalie, so würden auf der E>be Schiffahrtsabgaben zu er hebet» sein, während ans dem Rhein andere Mittel als Bei trag zu den RegntlernngSkosten des Rheins in Vorschlag gebracht werden müßten. — Ein Missionsbischvs beim Kaiser. Bischof Mnnsch und Provinzial I'. Acker vvn den Vätern vom Heil. Geist Oknechtstedcn) wurden am 30. Oktober vom .skalier im Kö mglichen Schloß empfangen. Sie wurden vom Kolonial- slaatssekreiär v. Lindegnist vorgcstellt. Ter Provinzial überreichte den, Kaiser ein Album mit Ansichten der Abtei ron Knechtsteden bei Köln, ferner von den Erfolgen der Missionen in Krankenpflege und Schulen. Ter Kaiser legte großen Wert darauf, daß die Missionare die Schwar zen zur Arbeit heranziehen. Den Schwarzen muß Reli gion beigcbracht werden, meinte der Kaiser, aber Frömmler irauchten sie keine zu sein. Der Mensch muß Religion haben, aber er soll auch arbeiten. Der Kaiser erkundigte sich auch über die Fortschritte des Islams. Da muß energisch ent- gegengcardeitet werden, sagte er. sonst könnte der Islam für die Kolonien eine Gefahr iverden. Dem schloß sich auch Staatssekretär v. Liudeguist au. Die Audienz trug einen sehr herzlichen Eharakter. — Hier hat der Kaiser nur aus- gesprochen, was die wertvolle Frucht der Verhandlungen des letzte» .Kolonialkongresses war, durch die sich klar l-erausge- stellt hat, eine wie große und ernste Gefahr für das Wohl Deutsch-Ostafrikas das schnelle Fortschreiten des Islams be reutet. Es wurde nicht nur von Vertretern der Missionen, sondern zum ersten Male einmütig von Kolonialpoli- tikern, heimischen Gelehrten und wirtschaftlich an-den Kolo nien interessierten Persönlichkeiten festgestcllt, daß es un verantwortlich sei, das Fortschreiten des Islams vorsätzlich oder unabsichtlich zu fördern. In der einstimmig angenom menen Resolution hieß es: „Da von der Ausbreitung des Islams der Entwickelung unserer Kolonien ernste Gefahren drohen, rät der .Kolonialkongreß zu sorgsamer Beachtung und gründlichem Studium dieser Bewegung. Er hält es bei grundsätzlicher religiöser Unparteilichkeit für geboten, daß alle an der Erschließung der Kolonien Beteiligten ge wissenhaft vermeiden, was zur Beförderung des Islams und zur Benachteiligung des Christentums dienen könnte, und empfiehlt missiona rische Kulturarbeiten, insbesondere auf dem Gebiete des Schulwesens und der Gesundheitsfürsorge, der tatkräftigen Unterstützung auch der Kolonialregierung. Er erkennt auch in der islamitischen Gefahr eine dringlicl>e Aufforderung an die heimiscl)e Christenheit, die vom Islam noch nicht er griffenen Gebiete ohne Verzug in niissionarisck-e Pflege zu nehmen." — Das Zentrum hat sich bei den Nachwahlen zum clsciß-lothringischen Parlamente äußerst tapfer geschlagen und glänzende Erfolge erzielt. Die Verluste, die es in letz- ter Zeit bei den Reichstagswahlen erlitten hat, sind dadurch reichlich ausgeglichen. Nach den vorliegenden Nachrichten aus Elsaß-Lothringen ergibt sich folgende Zusammen stellung: 20 Zentrum, 10 Lothringer Block, 0 Liberale, 11 Sozialdemokraten und 4 Unabhängige. Linke und Regie rung haben darnach eine schwere Niederlage erlitten. Zen trum und Lothringer Block, von dessen 10 Kandidaten 9 mit Zentrumshilfe gewählt sind, haben allein schon eine ansehnliche Mehrheit: 30 von 00 Sitze»: dazu kommen noch verschiedene Unabhängige, die es glatt ablehnen, mit dem Großblocke gemeinsame Sache z» machen, ja, die es als Her abwürdigung betrachten, wenn man sie dieser Gesellschaft euch nur znznzählen versucht. Denn außer den schon ge nannten Unabhängigen Schlnmberger und Meyer haben sich auch die beiden „Liberalen" Tr. Michel-Niederbronn und Wehlingen-Trnlingen, die schon bei der Hauptwahl durchgedrungen sind, sich ans die konfessionelle Schule fest gelegt. 20 von 00 Mandaten, also nur ein Drittel der Ge samtheit, habe» der großmäulige Liberalismus und die valerlandslose Sozialdemokratie trotz der weitestgehenden Unterstützung der Regierung an sich gebracht. Das katho lische Elsaß-Lothringen hat den Herrschaften einen kräftigen Denkzettel gegeben, und ivir sind fest überzeugt, daß es bei den nächsten Löahlen noch ganz anders ausfalle» wird. In Elsaß Lothringen kommt es einstweilen nur ans die Sacl>e an, das ist die Erhaltung des Ehristentnins und der be stehenden Ordnung gegen die Uwstiirzpartei und alle ihre Schleppenträger. Wenn bis zu den nächsten Wahlen in die sem Sinne von »»seren Parteifreunden im Neichslande ge arbeitet wird, dann wird der weitere Erfolg nicht ansblei- len und allmählich dem Zentrum allein eine absolute Mehr heit im Parlamente gesichert werden. Tenn man sieht ja klar und denilich, daß der „Antiklerikalisinus" in Elsaß- Lothringen keinen Boden hat und vollständig an die Wand gedrückt worden ist. Nativiiallibernle Verlogenheit. Ein im Kreise Kon stanz verbreitetes liberales Wahlflugblatt enthält folgende Stellen: „Denkt an die .Zündholzsteuer, an die Tabaksteuer, die Bierstener, die Zuckersteuer, den Kasfeezoll und alle die, die Lebensmittel so bedrückenden und das Volk seiner Er- »äbrnng beraubenden Abgaben! Wer war es, der dich, du fleißiges Volk noch mit bitterem, beißendein Hohn behan delte? War es nicht der Held des Zentrums, Herr Erz berger. der euch ins Gesicht schleuderte: „Laßt sie nur über die Stenern schimpfen, wenn sie nur zahlen!" Wollt ihr diesen Schimpf ruhig hinnehnien. Für dich, du Lcindmgnn, von dem er glaubt, als Zentrninsführer könnte er dir alles bieten, hatte er »och eine besonders nichtswürdige Beleidi gung: „Mit Dreschflegeln und Heugabeln wird im Reichs tage nicht gearbeitet." Also so niedrig, dir fleißiger Land wirt, wirst d» von denen eingeschätzt, die du bisher selbstlos unterstützt hast. Ja, die den Dreschflegel schwingen und die Heugabel gebrauchen, die gehören in erster Linie in den Reichstag." Abgeordneter Erzberger erklärt demgegenüber wiederholt, daß er diese Ausdrücke nicht gebraucht hat und bezeichnet es als eine sclxunlose Verlogenheit, wenn die Libe rale» fortgesetzt mit solchen Behanptnngen hausieren gehen. Es übersteigt alles Maß, was sich der Liberalismus in Kon stanz leistet. Aber alles Dementieren hilft gegen diese Lügenpest nichts mehr. — „Sozialdemokratische Möbel." Der sozialdemokra tische Schriftsteller Breuer stellt jetzt allen Ernstes die For derung ans, in den Möbeln der sozialdemokratischen Ar beiter müsse deren Klassenbewusstsein zum Ausdrucke kom me». Als vorbildlich in dieser Richtung nennt er die Möbel der Ausstellung für Arbeiterwohnungen im Berliner Ge- Werkschaftshause. Hingegen bezeichnet er die Möbel einer anderen Ausstellung für Arbeiterwohnungen als „national- liberal". „Genosse" Breuer erfährt aber Widerspruch vom .Genossen" Reimke im „Vorwärts". Letzterer behauptet, die von Vreu.'r als klasscnbewußt bezeichneten Möbel seien in Wirklichkeit „nationalsozial", aber durchaus nicht klcissen- rein sozialdemokratisch. Jetzt werden wohl in den sozial demokratischen Arbcitcrheimen und sonstigen Verkehrs- lokalen der „Genossen" neue Möbel, besonders aber Sessel angeschafft werden müssen, denn man kann doch einem klasfenbewußten sozialdemokratischen Arbeiter nicht zu mute» daß er sich mit seinem natürlich ebenfalls klassen bewußten Podex auf einen politisch anders gesinnten Stuhl setzt. Die im „Vorwärts" in vollem Ernste geführte Pole mik über die „klasfenbewußten" Möbel hätte in ein bürger liches Witzblatt weit besser gepaßt. — Die Ministerkrise in Oesterreich hat einen ganz überraschenden AuSgang genommen. Der Ministerpräsident Frhr. v. Gautsch hatte die Demission überreicht. Allgemein war man der Meinung, daß er wieder mit der Bildung de« Kabinett» betraut werden würde. Da« ist jedoch nicht der Fall. Der Kaiser berief den Grafen Karl Stuergkh zur Neubildung. Tr gehört dem verfassungstreuen Groß- grundbesitz der Steiermark an. In der unglückseligen »era Badens trat er für die Rechte der Deutschen ein, schloß sich später immer mehr dem christlich-sozialen Vorgehen an: so trat er al» Vertrauensmann de« UnterrichtSmtnisterS in der Wahrmund-Affäre gegen die Katholikenhetze dieses Manne« aus und verschüttete eS so mit den Alldeutschen und Freisinnigen. Nach der »Neuen Freien Presse" wird da« neue Ministerium Stuergkh folgende Zusammensetzung haben: Präsidium Graf Stuergkh, Minister des Innern Baron Heinold, Handelsminister Ritter v. Roeßler, ArbettS- minister Trnk. Unterrichtsminister Max Husarek, Eisenbahn- minister Baron v. Förster. ES behalten ihre Portefeuille» Finanzmtnister Mayer. Justtzmintster v. Hochenburger, Landesverteidigungsminister v. Georgi und galizischer Landsmannminister v. ZaleSki. Bezüglich des Ackerbau- ministeriumö wird mit dem tschechischen Untversttätsprofessor Braf verhandelt. DaS Kabinett soll am Sonntag den Eid leisten und sich am Montag dem Parlament vorstellen. — Heber bea letzte« Versuch de« Erzherzog« Ferdinand Karl, Fräulein Berta Lzuber morganatisch zu ehelichen, meldet die „Neue Freie Presse". ES erfolgte ein ablehnen der Bescheid des Kaisers, wonach der Erzherzog offiziell um die Bewilligung ersuchte, seine Würden und seinen militärischen Raug niederzulegen: er lebt seither als Ferdi nand Burg im Auslande. Atntte«. — Der „Ofservatore Romano" schreibt: Trotz der veröffentlichten amtlichen Erklärung melden verschiedene europäische Zeitungen, der päpstliche Stuhl sei in gewisser Weise an dem italienisch-türkischen Konflikte beteiligt und deuten sogar an, daß finanzielle Interessen dabei in Frage kämen. Derartige falsche und tendenziöse Mitteilungen entbehren jeder Grundlage. Frankreich. — Die Zustände in der französischen Marine. Die Untersuchung über den Unfall der Libertö brachte eine heillose Unordnung der Listenführung zutage Auf den Mannschaftenltsten der Libertä standen beispielsweise 4 Offiziere und 33 Mann, die längst nicht mehr der Be satzung angehörten, andere 36 dagegen, die hätten einge tragen sein müssen, waren nicht eingetragen. Psrtngal. — I« den Operationen der Monarchisten an der Grenze soll ein Stillstand eingetreten sein. Die Regierung ist über- zeugt, daß der Versuch zur Wiederherstellung der Monarchie nicht aufgegeben sei. Die Gegenaktion der Regierung ver ursacht sehr große Ausgaben, und dabei sind die Staats kassen bereits erschöpft. Prinz Franz von Braganza soll in der letzten Woche zweimal trotz der Wachsamkeit der Republikaner das portugiesische Gebiet betreten haben, um mit den dortigen Monarchisten zu konferieren. Er will ein Manifest veröffentlichen, in welchem er erklärt, daß die Republik den Erwartungen nicht entsprochen habe, und die Versicherung gibt, daß, wenn er zum König gewählt werde, alle Portugiesen volle Freiheit haben sollen. Rußland — JudeuauSweisuug. Der Gouverneur von Jekateri- noslaw ordnete mittels Zirkulars die Ausweisung aller Juden an. die sich nach dem Jahre 1882 in dem Land- bezirke niedergelassen haben. Der Ausweisung unterliegen 16 000 Juden. Balkanstaaten — Zwischen Bulgarien uud Griechenland schweben Verhandlungen übe» ein gemeinsames Vorgehen im Falle eines Krieges init der Türkei. Persten. — Zur Lage. Die Wiener Allg. Zeitung meldet in Sperrdruck: In gut unterrichteten diplomatischen Kreisen wird den Meldungen aus Persien große Beachtung geschenkt. ES hat den Anschein, als ob Rußland den Augenblick, da die Türket infolge des Krieges mit Italien vollauf beschäftigt ist, ausnutzen will, um die persische Frage der vollständigen Erledigung entgegenzuttihren. Infolge des energischen Vor gehens Rußlands schlägt nunmehr England ebenfalls eine aktive Politik ein. Das gleichzeitige Erscheinen russischer und englischer Truppen auf dem persischen Territorium kann jedenfalls als Vorbote umfangreicher Aktionen dieser beiden Mächte in Persien ausgesaßt werden. China. — Der Aufstand. Heute liegen eine Reihe von Meldungen vor. die den Beweis liefern, daß auch der Norden von China revoltiert und daß die Nordarmee, aus die die MandschuS am meisten vertrauten, ebensowenig zuverlässig ist, wie die übrigen kaiserlichen Truppen. Die sechste Division in Paotingsu wird mobilisiert, uin die revoltierenden Regimenter in Taiyuanfu zurückzulreiben. Die Garnisonen von Tstnanfu, Tsangtschung und Paotingsu erklären sich für dis Rebellen. — Die Situativ» in Kanton ist ganz unentwirrbar geworden. Die MandschuS haben kein Zutrauen zu dem Versprechen der Chinesen und weigern sich, ihre Waffen abzugeben. Sie besitzen ungefähr 2000 Gewehre neuesten Modells und haben die Mauern der inneren Stadt durch Schnellseuerkanonen nach dem System Krupp anSgestattet. Sie erklärten, daß sie lieber die Stadt Kanton in Stücke schießen würden, bevor sie sich ohne Verteidigung mas- sakrieren ließen. Nach einer Meldung au» Hankau haben am Sonn abend bei Tagesanbruch 5000 Revolutionäre nach heftigem Kampfe mit den Regierung-truppen die westlich von den