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Nr. 89 Zweites Blatt Sächsische Volkszeitung vom 19. April 1907 Mädchenhandel und Mädchenschntz. Es wird für di« Eltern der jungen Mädchen, welche vom Lande nach der Stadt in Stellung gehen, sicherlich von Interesse sein, etwas über die Gefahren zu hören, welche ihren jungen Töchtern in der Fremde drohen, zugleich auch aber zu erfahren, wohin sie sich um Hilfe wenden können. Gibt es doll), nach der Berufszählung vom Jahre 1895, nicht iveniger als 186 789 Dienstmädchen unter 16, 593 451 unter 20 Jahren. Ter Mädchenschutzverein ist besonders durch die Vahn- bofsmission in der Lage, die Gefahren für junge, in den Großstädten und im Auslände allein stehende Mädchen zu ermessen. Ebenso legen die Kerker, die Spitäler, die Listen der Sittenpolizei ein höchst trauriges Zeugnis über das Schicksal eines großen, sehr großen Teiles der Dienstmäd chen ab. Es ist dringend notwendig, daß die Versuche der Mädchenhändler, sowie die gclvissenlosen Stellenvermittlec und Vermittlerinnen, die jungen Mädchen zu betrügen und ins Verderben zu stürzen, durch die Presse immer mehr be kannt Nxnden. Wer die Nachrichten aus der Zeitung auf diesen: Ge biete verfolgt, wird darüber erstaunt sein, daß es fast immer die gleichen Lügen und Vorwände sind, wodurch die uner fahrenen Mädchen sich sangen lassen. Man beutet eben ihre Unwissenheit aus und die Hoffnung ihres jungen Herzens auf das Glück in der Stadt. Deslvegen müßten die Eltern und die Mädchen selbst schon tunlichst vor der Schulentlassung gewarnt werden, denn es gibt Dörfer, zum Beispiel in der Umgebung von Düsseldorf, wo Agenten gewisser Stellen vermittelungen die Eltern aufsuchen, deren Töchter vor der Schulentlassung stehen. Der Mädchenschntz sowohl wie der Frauenbund haben bereits in den Städten besondere Hilfe für die schulent lassene Jugend durch Auskunfts- und Beratungsstellen ge schaffen. Die Adressen der Auskiinftsstellen oder der Vertrauens- verofnen sind in dem „Führer" des Marianischen Mädchen- schutzvercins (5. Auslage mit mehr als 1200 Adressen zu be ziehen: Köln, Mathildenstr. 31. Preis mit Porto 25 Pf,) enthalten, sowie teils auf kleinen, gelbweißen Plakaten an den Kirchentüren und in den Eisenbahnwagen, dann auch auf dem großen gelbweißen Plakat an: Bahnhose zu er fahren. Nus Strrdt »mV Land. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) —* Der Landesverein für Wohlfahrtseiu- richtuugenzn m Bestendersä ch sischen Stna 1 sbeamtc n, der unter den: Protektorat? Sr, Majestät des Königs sieht, entstöret eine segensreiche Wirksamkeit und darf nckt vollem Neckt als eine gemeinnützige und im Humanitären Sinne wirkende Institution der sächsisch :: Staatsbeamten bezeichnet werben. Es ist st doch verhältnismäßig wenig bekannt, daß im Anschluß an dm Landesverein auch eine im Jabre 1905 gegründete Mobiliar-Brandversichernngskassefilr tue sächsischen Slaatsbeamte.i besteht, dis sich seit der in: September des genannten I ihres erfolgten Eröffnung des Gff.chäftsbctriebes sehr günstig entwickelt bat. Es sind benits :u >d 3l00 Verträge mit über 11 */„ Millionen Mmk Versicherungs- summen abgeschlossen und iür 15 bisher stattgefiindene Brandschadensälle ousschließtich in: Wege gütlicher Verein barung insgesamt 523,75 Mark Entschädigung gezullt ! worden. Die Kasse, der von der Behörde dis Eigenschaft eins« Unterstützungevereins verliehen morden ist. nimmt ! nicht nur in: Dienste siebende und im Nabestand lebende ! sächsische Staatsbeamte, sondern auch die Hast im) Milstä'- beamten aller Abstufungen, die in Sachsen wohnenden NeichLbeamten. sowie alle in Staatsbetrieben beschäftigte!: nicht :?sl Angestellten und Arbeiier, sowie dis Wstmen und alleinstehende Töchter aller vorstehend aufqefüh'ten Personen als Mitglieder ans. Seitens der Geschäftsstelle, Tr,sd>n A.. ! Waffenhausuraße 34. wird der überaus geringe Beitrag von höchstens 5 Pfg. für 100 Mark Versicherungssumme pro Jahr erhoben. —* Vorsicht beim Radfahren! Es ist nnbestre tbar. daß auffallend sck>wächl:che. stark nervöse und bleichsüchtige Personen nur langsam und vorsichtig die Anstrengungen beim Ausübeu eines Sportes steigern dürfen. Das geschieht aber nicht immer, und auch sonst werden Unvorsichtigkeiten und Unterlassungssünden begangen, die sich schwer an den Schuldigen rächen. So entstehen durch übertriebenes Rad fahren, namentlich durch Wettfahrten, zumal bei gebückter Stellung, hervorgernfen durch die liefe Stellung der Leit stangen, leicht Lungentumungen und Herzerweiterungen. Gerade das Herz, dieser hochwichtige Teil des menschlichen Organismus, wird durch übertriebenes Radfahren an: meisten gefährdet. Der Einfluß des Radfahrens auf das Herz ist ein ganz gewaltiger und deshalb muß gerade bei diesen: Sport die Vorsicht sehr peinlich geübt werden. Durch die Steigerung des Blutdruckes, durch die vermehrte Muskel- bewegung wird die Herztätigkeit sehr beschleunigt. Bei jeder Mnskelbewegung steigt der Blutdruck, ec steigt in: Verhältnis zur Dauer und zur Größe der Muskelarbeit, Beim Rudsahreu verdoppelt, verdreifacht sich die Herz tätigkeit, Zwerhundert Pulsschläge in der Minute siud nichts außergewöhnliches, denn bei mäßigem Tempo steige,: die Pnlsschläge auf 150 in der Minute. Wer auch nur in: geringsten herzleidend ist. der fahre mit seinen: Rade niemals einen Berg hinan, lieber steige er ab und führe sein Nad. Auch die Lunge leidet bei zu schnellen: Fahren. Sobald der Körper sich nnt einer gewissen Geschwindigkeit i vorwärts bewegt, drückt er. und zwar desto mehr, je schneller i die Bewegung ist, die vor dem Kopf befindliche Lnftmasse ! vor sich her, so daß unmittelbar vor den: Munde die i Atmungslufl in komprimierter Fonn sich vorfnidet, deren ^ Dichte nnt der zunehmenden Geschwindigkeit wächst. Es ! ist dieses Verhältnis ein gleiches, wie venu Gehen oder i gar Laufen gegen eine«: starken Wmd, der einem, wie man ! zu sagen Pflegt, „den Atem benimmt". Die Einatmung > ist nicht gehemmt, wohl aber die Ausatmung. Dadurch wird i die Lunge zu'ammengeballt, und das mangelhafte Ansatmen j von Kohlensäure wirk: schädlich auf die Lunge und den ! Organismus. Große und andauernde Ueberanstrengimgen ! schwächen alle edl-m Organe so jeh>, dag ihre Abnutzung durch Nahnlngszufllhr nichr mehr nnrgegvchen werden kam. I So wird der Organismus empfänglich für alle Jnfeküons- i krankheiten. Darum sind allzu rüstige Radier leicht geneigt ; zu Erkältungen, obwohl nun: eigentlich das Gegenteil an- ! nehmet: sollte. Aber jede llebertr-.ntnmg schadet, nur ! methodischer Sport, den Kräften angemessener Sport stärkt ! und macht gesund. —* Einen interessanten N a ch w eiS, wie we- ! n.ig tödliche Unfälle durch das Automobil verursacht werden, i gibt die folgende Uebersicht des Königlichen Statistisch):':: i Bureaus zu Dresden über das Jahr 1905. Die absolute i Zahl der tödlichen Unfälle mit Eiiischchiiß der ziveifelhasten ! betrug in: Jahre 1905 1439, die der reinen Unfälle 1387, j wovon 1037 männliche, 350 weibliche Personen betrafen. ' Bon diesen 1387 Personen kamen 274 durch Ertrinken um das Leben, 122 durch Sturz, 81 durch Verbrennung ober Verbrühung, 76 durch Ueberfahren von einem Geschirr oder Fahrrad, 62 wurde» erdrückt bezw. verschüttet, 60 durch Vergiftung (darunter achtmal Alkoholvergiftung), 58 wur den von der Eisenbahn oder einer Lokomotive bezw. Gru benbahn überfahren, 27 waren erstickt, 25 in daS Maschi- uongetriebe gekommen, 17 tvareu erfroren, 13 wnrden von der Straßenbaln: überfahren, 9 durch Waffen verletzt, 9 durch Blitz erschlagen, 6 von einem elektrischen Starkstrom getötet. 4 durch Erplosion oder einen Sprengschnß verletzt, nur drei von einem Automobil überfahren, zwei von: Hitz- i schlag betroffen, die übrigen 593 Unfälle, zu denen keine - Polizeianzeige erging, bestanden in Knochenbrüchen, Ge- hirner'chntternngen und sonstigen nicht sofort tödlichen Ver letzungen. Bezüglich des Anlasses verunglückten bei Aus übung des Berufes 245, bei Sport, Spiel und Baden 208. beim Gehen ans der belebten Straße 49, beim Radfahren 7, dein: Fahren mit Geschirr oder Straßenbahn 13, bei Schlä gereien 4, nachweislich betrunken waren 33, vermutlich be trunken 19 Personen. In den 809 Fällen tvar der Anlaß ein sonstiger oder nicht zu ermitteln. Deubeu. Unsere Gemeinde hielt vorigen Sonntag im Eiskeller - Restaurant zu Hainsberg als weliliche Nach feier zur Spendung der hl. Fwmnng in Gegenwart des hochmürdigsten Herrn Bischofs einen recht zahlreich besuchten Fainilienabend ab. Durch Gesang und Vort'.äge von seiten der einzelne!: Vereine und Schulkinder ehrerbietig begrüßt, richtete unser geliebter Oberhirt herzliche Worte an nnS. zu gemeinsamem Wirken in Eintracht und Liebe uns er- ! mnnternd. Znn: Schluffe hielt zur großen Freude aller, ! insbesondere aber der Jugend, Herr Hofkaplan Feßler j eii:en Vortrag nnt Lichlbildern über die ewige Roma. ; Herzlicher Dank snr seine große Mühe sei ihm auch an i dieser Stelle ansgedrückt. Oclsnitz i. E. Eine sehr schöne Feier hatten wir Oelsnitzer Kalhrckiken au: letzten Sonntag, den >4. d. M., in unserer schön und würdig geschmückten Pfarrkirche. 78 junge Ehrinen erneuerten :hr Tansgelübde und empfingen darauf die erste hl. Kommunion. Sie wurden in: feierlichen Zuge vom ReligiouSschulzimmer ii: die Kirche geleitet und nach Beendigung der HI. Feier ebendahin wieder zurück- geführt. Ein schönes und trostvolles Zeichen war es, daß sehr viele der Eltern sich nnt ih-.ei: Kmdern am Tasche des Herrn einfaiiden — mau zählte 126 Kommunikanten am - letzten Sonntag in Oelsnitz —, wohl ein hartes Siück ! Arbeit für den Pfarrer, der allein ist. aber auch großen ! Trost gewährend. Den: Herrn Lehrer Naner ans Chemnitz ! sei hiermit noch herzlich gedankt für seine liebenswürdige I Bereitwilligkeit, nnt der er die Anstechterhaltnng der Ocd- ! nmig bei den Kindern übernommen hatte. Glück ans! Limlmch, 17. April. Gute Erfolge haben bis jetzt die Arbeiterausschiisse der in der Stoffhandschnhbranche beschäf tigten Arbeiter, welche in einer Lohnbewegung stehen, in ihren Verhandlungen mit den Prinzipalen erzielt. In zirka 20 Betriebe» ist jetzt neben Lohnerhöhungen auch noch die lOstündige Arbeitszeit eingeführt worden. Falkriisttiii, 17. April. Ter Ban der Ausstellungs halle für die von: 15. bis 25. Juni hier stattfindende Ostist- wirlsgewerbürbe, Kochkunst- und heimische Industrie-Aus stellung schreitet rüstig vornxirts. Tie Anmeldungen von Anstellern lause» fleißig ein, und die Lose für die Lotterie finde» flotten Absatz. Vereittsnachrichten. 8 Trrsdcn. Krtth. Geselleiivcrc'.n. Am Sonntag de» 2l. Apnl früh ßst8 sinket im rechten Seitenschiffe der Hosknche die gemeinsame ick. Osterkomniunio:: des Gesellen-, Meister- und Jiingl-m.soereins von Dresden Altstadt statt. Zur Vorbereitung finden Donnerstag und Freitag dieser Woche abends 9 Udr in der Gest llensiube Ererzilienvor- träge statt, zu denen die Mitglieder aller 3 Vereine ein- geladen meiden. Beichtgrlegcicheit ist Sonnabend 4 Uhr und 8 Uhr abends in der Hofkirche, ebenso Sonntag von früh 6 Uhr an. Nach den: Gottesdienste ist gemeinsamer Kaffee im großen Saale des Gesellenhauses. Abends 8 Ubr ist F-amiUeiiabend. — Tie Schnhinacherfachabteilung des Dresdner GesellenvereinS veranstaltet am nächsten Sonntag eine Ausstellung ihrer Arbeiten; von vormittags 10 Uhr bis abends kaum diese Anstellung (m: großen Saale) besichtigt werden. Ehe:»»'!!. Achtung BamVrikehrsarbeiter und Mit glieder des graphischen Gewerbes. Sonntag den 21. April abends 8 Uhr Versammlung nn ..Preußischen Hof", Brau- bausstroße 3 Tagrs - O'.dwmg: 1. DKegurirnbericht. Kollege Leber; 2. Znrückweiümg sozialdemokratischer Schlag- Wörter. Kollege Frießner; 3. Allgemeines; 4. Unterhaltendes. Kollegen! Erscheint bi'.te zur Versammlung nur nrrgcssct nicht fe> »stehende Kollegen mstziibringeii. st). K. § Scbnio, 16. April. Am Sonntag, den 14. d. M., feierte der katholische Jnngsrauenverein in Sebnitz sein 17. Das christliche Abendmahl ein Erbstück des Heidentums. In seinen: 1893 erschienenen Buche über den Ursprung > des Herrenmahls l'l'lm nrijZn nk tim stnrckn iKipim:') meinte der Engländer Percy Gardner, der Apostel Paulus wäre zur Einführung der Abendmahlsfeier angeregt wor- . den durch die heidnischen Mysterien (Geheimkulte), die er während seines 18 monatlichen Aufenthaltes in Korinth i kennen zu lernen Gelegenheit gehabt lmbe; insbesondere > sollen nach ihm der Mithrasknlt die christlicl>e Abendmahls- ^ fester stark beeinflußt liebe». Viele reden denn auch gerade- > zu von einer Kommunion bei den Gottesdiensten der j Mitbrasverehrer. Zunächst ist bei allen Mahlzeiten, die sich an ein Opfer : anschließen, die allgemein-menschliche Symbolik des Essens t und Trinkens zu berücksichtigen: „Daß der Mensch sich mit einem Gotte vereinigen kann, i dadurch, daß er ihn oder Stücke von ihm ißt, bewährt sich immer wieder als uralter, ans der Tiefe ursprünglicher religiöser Anschauung empordringender Glaube. Wie der ! Wilde glaubt, die Kräfte des wilden Tieres zu erlangen, ! die Klugheit und Zanbermacht des weißen Mannes sich zu l eigen zu machen, >:vnn er von ihm ißt. so gewinnt er gött- lick>e Mackst und Kraft, wenn er Göttliches ißt." (Dieterich, Eine Mithraslitnrgie. Leipzig 1903, S. 100, vergleich" auch S. 101.) Also Essen und Trinken besonders gelveihtcr Speisen ist ein uraltes Shinbol der Vereinigung des Menschen mit Gott. Das ist ohne Zweifel richtig. Fragt sich jetzt nur. wa? bat das Urchristentum in der Kommunion gesehen und was der Mithrasknlt? Da ist es nun von höchsten: Interesse in unseren Tagen, da die katholische Abendmahlskehre zum Gegenstand schar- fer Angriffe geurscht wird, zu sehen, wie Herr Professor Dieterich die katholische Abendmahlslehre als die urchrist- liche feststellt. Er schreibt mit Anführung der Worte des Apostels Paulus (1. Eor. 10, 16 f.): „Solche Sätze können von uns nicht mehr mißverstanden werden. Ebristns wird gegessen und getrunken von den Gläubigen und ist dadurch in ihnen" und im Anschlüsse ai: die Worte „Wer nnwiirdig ißt und trinkt nsw.": „Er ist den: Frevel am wirklichen: Leib und Blute des Herrn verfallen:, weil er Leib und Blut auf jeden Fall faktisch gegessen bat. Es bedarf keiner Worte" <S. 106). Nachdrncklichst betont dann Dieterich: „Meine Auslassung der nentestamentlichen Stellen: ist nicht im min desten neu; sie ist die allerälteste" (S. 107) und in einer Fußnote dazu: „Wegdenitungeii des klaren: Wortsiimes irgend welcher Dogmatik zu Gefallen gehen: mich natürlich nichts an." Er bat recht; seine Auffassung, daß in der christlichen Kommunion Ebristns selbst gegessen Vierde, entspricht wirk lich der „allerältesten" Auffassung: daß es die von der ka tholischen Kirche beute noch vertretene Auffassung ist, ist jedermann bekannt. Welch ein Umweg über die Mysterien: des Mikbras und die vergleichende Nekigionssorschung bis zur Anerkennung der Bibel und der katholischen Lehre! Wo aber ist in dem Mithrasknlt dem Gedanken: Aus druck gegeben, daß in dem gottesdienstlichen: Mahle der Gott selbst gegessen werde? Von der heiligen Mahlzeit der Mitbrasdiener schreibt Cnmont: „Bei der mazdäischeu Messe (!) weihte der Zele brant (!) Brote und Wasser, das er nnt den: von ihn: zube- reiteten berauschenden Haomasafke mischte, und verzehrte dieses Nahrungsmittel in: Verlaufe seiner gottesdienst lichen Fnnkkionen . . . Man ernxirtekc von dieser mysti- scheu Mahlzeit, namentlich vom Genuß des geheiligten Meines (der im Abendlande an Stelle des Haomatrankes getreten: Nxw) übernatürliche Wirkungen: Ter berauschende Trank verlieh nicht nur Körperkraft und materielle Wohl- fahrt, sondern auch Weisheit des Geistes; er stärkte den Neophyten für seinen Kampf gegen die bösen Geister, ja i noch mehr, er schenkte ihm, wie seinem Gotte, eine glor- l reiche Unsterblichkeit." (Die Mvsterien des Mithra, deutsch von Gebrich. Leipzig 1903. S. 118 bis 119.) Und das will man im Ernste mit dem christlichen s Abendmahl vergleiclxni? So ähnlich ans den ersten Blick die äußere Symbolik sein mag, der Inhalt ist ein ganz an derer. Der Inhalt der heidni'chen Mysterien ist die Hingabe des Menschei: an die Gottheit Natur, dein: es liegt der pan- teistische Gedanke allen unseren Zeremonien zu gründe, da her der beransclx'nde Trank, um die Ekstase, den Wahnsinn zu erzeugen, in welchen: der Rasende, von der Begeisterung Erfaßte, sich eins nnt der Gottheit sübtt. Kein Wunder, daß vielfach, besonders bei den baechischeu Mysterien, die Be geisterung in eine alle Zügel sprengende' Sinnlichkeitsorgie ansartete. Wie ganz anders doch der Gedanke des christliche!: „Herrenmahls": Hier soll der Mensch über die Natur em- porgehoben wer dm, daher die Forderung des Apostels Paulus zu strenger sittlicher Selbstprüsnng, dann! der Mensch Yon diest'm Brote sieb nicht Tod und Gericht binein- esse. Dem: diese Speise, sie ist i: icht bl o ß S y m b o l Gott e s . sond e r i: C b r i st » s selb st. Und wo ist außerhalb des Ebrisientnms ein solcher Gedanke laut ge worden! Wie sucht gerade Paulus den Korinthern dien' Bedeutung des Herrenmahls besonders nacbdrü.stichst eni- znsch'irfen! Eben um es vor einer profanierenden Gleich stellung mit den heidnischen Opiermablzeitei: zu schützen. Es ist überhaupt eine bloße Behauptung, die sich ge schichtlich nicht erweisen läßt, daß außerhalb der katholischen Kirche jemals der Glaube yorbanden gewesen, in den: Heili gei: Mablo Gott selbst zu genießen. Damit ist die ganze Vergleichung oder Ableitung des christlichen Abend mahls ans mitbrischen Zeremonien zu einem Ding der Un möglichkeit geworden.