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t 1 i i 1 » s s f i Zum Problem der Bildung Bon Dr, Robert Grösche, Köln. Die .,Bildung" wird von dem Katholiken von heute als Pirblei» empfunden. Kür den von gestern war sie das nicht. Ihm war es selbstverständlich, das; .Katholizismus und Bildung" —ein beliebtes Thema für schöne Reden — zusammengehörten. Man machte einen Punkt hinter daS Thema: vielleicht noch lieber ein Ausrufezeichen, befangen im Fortschrittsglauben liberaler BildungSbourgcoisie. Heute machen wir vielleicht zunächst ein Fragezeichen dahinter. AIS Clemens Brentano nach unruhcvoller LcbenSfahrt sein Schisslcin in den Hafen treiben lieh, da lieh er die Harfe sinken und schrieb nur noch Erbauungsbücher, aus deren Erlös bar»,herzige Schwestern den Armen eine Suppe kochten. Heute spüren wir noch ganz anders den tiefsten Ernst in Hermann SchcllS Frage: Hat die Bergpredigt Jesu eine Seligpreisung für die Bildung? Früher glaubten wir an die Bitdung und beeilten unS, vor ihren Formen den Katholizismus zu rechtfertigen, seine Bilduirgkfrenndlichkcit zu erweisen, heute glauben wir an die Kirche, und wir spüren, das; wir vor ihr daS Recht der Bildung beweisen müssen. Bildung, sagt Walter in einem sonst recht unzulänglichen Buche lBilduugSpslicht und Katholizismus), ist .Entfaltung der iiiucrcn Kräfte des Menschen", und zwar als Menschen. Bil dung liegt also durchaus im Bereich des Menschlichen. Die Ebene des Menschlichen („Humanen") ist die Dasein-Sphäre der Bil dung. Der volledete. vollkommene, in gewissem Sinne harmo nische Mensch ist das Ziel des BildnngSprozesseS. Co sah das 19. Jahrhundert, soweit eS nicht einem krossen Materialismus verfallen war, die Bildung. ES war ein letzter Nachklang einer untcrgcgangencn Zeit. DaS Bildungsideal war unter dem Druck der geschichtliche» Entwickelung, die aus der einen Seite einem rationalistischen Intellektualismus zutreibt, auf der anderen einem immer stärkeren Utilitarismus, sehr vergröbert. Aber da, wo in der bürgerlichen Gesellschaft noch ein letzter Zusammen hang mit einer Kulturtradition gegeben war, war sie überschattet von „Wilhelm Meister". Ein feiner Schimmer dieser Welt lag noch über dem Jahrhundert. Bildung ist höchstes Ideal einer wesentlich huinauistisch gerichteten Weltanschauung. Die Renaissance und der Klassizismus sind die Zeiten, denen Bildung als oberster Wert galt. Sie schlafen in Jdcalgestalten des wahr haft gebildeten Menschen: die Renaissance im Cortcgiano des Grafen Castiglione, der Klassizismus in Goethes Wilhelm Meister. Dieser BildungSbegrisf ist durchaus individualistisch; aber man mns; sich an ihn zunächst halten, wenn man Klarheit haben will <Wns wir heute Volksbildung nennen, ist im letzten Grunde auch so individualistisch wie z. B. die Auffassung N v. ErdbergS, oder man braucht das Wort in einem übertragenen Sinn wie Emil Ritter, für den Volksbildung der bewusste Prozeß der VolkSwerdung ist, ein Prozeh. in dem alle als Subjekte, nicht als Objekte dieser „Bildung" ins Auge gefaßt werden) Von diesem Standpunkt aus sieht man im Menschen die Spannung zwischen Natur und Geist. Notwendigkeit und Freiheit, dumpfen Trieb und bewußtem Willen. Bildung bedeutet dann die Unterwer fung deS Naturhaften, die Ueberwindung dcS Chaotischen, die Gestaltung dev Gestaltlosen, die Forschung der ungebändigten Kräfte; sie ist Streben nach Ausgleich, nach bewusstem Gleich gewicht, nach der heiteren, ruhigen, schönen Harmonie. Man lese in HeseleS „Gesetz der Form" den Brief an Petrarca. Nach dieser Klärung der Grundbegriffe versuchen wir die Stellung der Katholiken zur Bildung zu präzisieren. Zunächst ist zu sagen, daß auch er den Menschen in seinem Selbstwert anerkennt. Der Mensch kann ihm nicht aufgeheu in einer über- individuellen Entwicklung; er kann ihm nicht bloß Durchgangs- > Punkt sein in der Entfaltung der Weltvernunft. Jeder Mensch ist eigenwertigeS, -unersetzbare» und unvertausthbareö Indivi duum, Frucht und Same. Weiter: auch der Katholik kennt die Spannung zwischen Natur und Geist; auch er will daS Reich der Freiheit, in daS der Mensch au» aller Natnrgebundenheit sich er heben soll. Er anerkennt somit auch Recht und Wert der Bildung; denn ihm ist die Natur „etwas Gutes, ein eigener selbständiger Faktor, der auch für sich etwa« Gutes zu leisten vermag". (Schecken, Natur und Gnade. 310). Auch die irdischen Güter sind ihm von Gott, und insbesondere seit der Hochscholastik, die hier augustinische Gedanken vertieft und weiter entwickelt hat, weiß er die irdischen Werte in einer streng gesetzmäßigen Relati vität eingcordnet in den KoSmoS. Für ihn gibt er deshalb auch außerhalb der HeilSgemeinschaft der Gnaden ein Reich, in daS die spermata logcn auSgestreut sind. Die Propheten und Sybillen Michelangelos in der Sixina werden zum Symbol dieses Ge dankens. Der Katholik versteht somit den BildungSbegrisf des Humanismus und übersetzt ihn in seine Sprache: Bildung ist Entfaltung des natürlichen Ebenbildes Gottes. Hier scheidet stch der Katholik vom Protestanten, für den daS Reich der Natur zerstört ist. und der darum die Möglichkeit einer Entfaltung des natürlichen Ebenbildes GotteS. daS nicht mehr ist. leugnen muß. Der Protestant hat darum eigentlich kein Interesse an der Bil. düng. Die Renaissance war nicht nur zufällig tür Luther ein AergcrniS. Der Katholik läßt das Reich der Natur bestehen; daduich rettet er die Bildung, die in die? Reich hineingehört. Allein daS Reich der Natur besteht nicht für sich selbst. Die Romantik bat dies erlebnismäßig erfahren, daS die Spannung zwischen Natur und Cleist im Menschlichen und Natürlichen nicht aufheben lässt. Sie fand die Svnthese erst, als sie beide «in- bettete in die Uebernatur. Ans dem Zusammenbruch ihre» Glaubens an die Bildung fand sie den Weg znr Kirche. Die Theologie der Kirche erkennt daS natürliche Ebenbild GotteS im Menschen an. Aber das Dogma sagt, daß es eine Vollendung dieses natürlichen Ebnibildes nur gibt in der natürlichen Ord nung. Verabsolutierung der Bildung ist PelagianiSmuS. Er ist die — immer neue — Sünde deS Humanismus, der dann wesensmäßig den SlcpranaturaliSmnS als Reaktion hervortreibt. So glaubt der Katholik an die Selbständigkeit der natür lichen Ordnung, aber er weiß, daß eS über sie hinaus noch eine andere gibt. Bildung und Religion liegen in den beiden Ord nungen, die aber beide nicht beziehungslos nebeneinander stehen. Das VerbältniS beider ist daß Problem, daS heute den Katholiken quält. Als die zwei Pole kann man vielleicht die Auffassung Arnold NademacherS und Dietrich von Hildebrands bezeichnen. Rademacher sieht mit der Scholastik die übernatürliche Ordnung sich auf der natürlichen aulbanen; selbstverständlich nicht in mechanischer Weise; aber es scheint leicht so, als ob die Voll endung in der übernatürlichen Ordnung von derjenigen in der natürlichen bedingt «erde. Bei V. Hildebrand, der mehr in ai'gnstinischen Ideen und Erlebnissen wurzelt, scheint eS dagegen fast so. als ob die übernatürliche Ordnung die natürliche aufsange und verzehre. DaS Dogma hat die Grenzen gesteckt, zwischen denen sich beide Auffassungen — die beide von der geistigen Lage ihrer Zeit stark bestimmt sind — bewegen: eS bestehen beide Ord nungen; beide sind selbständig und bleiben erhalten, unverwischt und unzertrennt; ähnlich wie die beiden Naturen in Christus. Beide sollen miteinander und durcheinander wachsen. Falsch ist eS also einmal, die Bildung von der Religion zu trennen und sie rein auf sich selbst zu stellen. — da» wäre in irgend einer Form PelagianiSmuS —. weiter die Rangordnung zu vertauschen und Bildung an die erste Stelle zu setzen, wie eS jeder — diesseits der kritischen Negation stehende — weltförmige „reine" Humanis mus tut. Falsch ist eS auf der anderen Seite, den Eigenwert deS Natürlichen zn leugnen und nur die übernatürliche Ordnung an zuerkennen, wie es der Supranaturaliömus deS reinen Luther- I tumS tut. 1 Zwischen diesen Polen liegt die Entscheidung bei einem jeden Einzelnen. Da gilt dar Mort deS hl. Augustin (Conf X. 31): „WuS Huben nicht in zahllos mannigsaliigcn Künsten sich di: Mensck>en neuen Augenreiz geschaffen, mit Kleidern und mir Schuhen, mit Gesäßen und Hausrat jeder Art. auch mit Gemäl. den und Bildwerk wechselnd reicher Form, mit Dingen, die weit über den Bedarf deS Tages gehen und über jeden maßvoll ruhigen Gebrauch und Sinn: draußen laufen sie den Dingen nach, die sie geschaffen, und so zerstören sie das Werk, zu dem der Schöpfer sie gescl-aften hat. Ich aber, du mein Gott und meine Zierde, ich singe auch um dieser Dinge willen dir dein Lob . . . aber auch ich, da ich die» sage, stoße aus die schönen Dinge und verstricke mit ihnen. . . Gar jämmerlich umschlingen mich die Fesseln, du aber machst mich loS in deinem gnädigen Erbarmen, und oft geschieht eS, ohne daß ich'S werke, denn um>edacht fiel ich hinein, oft auch geschieht'? mit Schmerzen, weil ich schon ange fangen. daran zu hangen." So hat das Ja allein seine Kraft aus dem Rein. Mas bleibt uns? Von Pros. A. DonderS, Münster. Ungezählte Menschen stehen heute gebeugt auf den Ruinen des früheren Glückes, wie einstens der trauerbeladene Dulder des Alten Testamentes, Job, von Gott und seinem Glück verlassen, alles, waS er besaß, verlor und vor seinen Trümmern stand. Zusammengebrochen ist so vieles von dem, waS einstmals wie knorrige Eichbäume tief verwurzelt war und an dessen Unzcr- brechlichkcit wir geglaubt hätten wie an die F'.lsenfestigkeit des Firmaments, Nun liegt eS da wie der eingcstürzte babylonische Turm. Unsere Pulse stocken, unser Herz blutet, wir hängen gleich den Israeliten im Exil von Babylon unsere Harfen an Trauerweiden und strecken voll Sehnsucht unsere Hände aus nach den vergangenen Tagen des Friedens, der Ruhe und Freude. All ihr Menschen mit dem Drang nach innerer Harmonie, mit dem wehen Suchen und Rufen nach Frieden, soll euer Sehnen unfruchtbar bleiben, wollt ihr in Klagen und Weinen um Ver gangenes verharren, in Schelten und Zürnen? Stark, klar und ruhig wollen wir uns fragen, was bleibt uns trotz aller Unbill in der Gegenwart, was verlangt die Zukunft von »nS? Uns bleibt alles Ewige, Unvergängliche. Unverlierbare, Un vernichtbare, — die Seele, die Ewigkeit. Daran denken wir zu selten und zu schwach. Wir dürfen uns nicht stets mit unseren Gedanken in daS versenken, waS wir verloren haben. Wir sollten mehr an das denken, was wir behalten haben. waS keine Macht der Erde uns antasten und rauben kann. Niemand kann die Sterne vom Himmel Herunterbolen, keine Gewalt und keine Leiter der Erde reicht so hoch. Man kann uns keinen mathemati schen oder logischen Satz der Wahrheit, keinen Grundsatz ewiger Weisheit nehmen. Alle Heere der ganzen Welt ziisammengcnom« men vermögen dies nicht. Erst recht können uns Glaube und Hoffnung. Seele und ewiges Leben nicht vom Strudel der Zeit ereignisse hinweggeschwemint werden. Der leuchtende Hinter, grund unseres Erdcnlcbcns hebt sich um so hcll-r ab, je dunkler die Zeiten sind. Die Seele kann bei großem Leid nur reicher, gottähnlicher, heiliger werden. Alles ergeben getragene Leid nähert unS Gott und der endlichen sittlichen Vollendung. Unsere Ewigkeit kann nur seliger und glorreicher werden, je schwerer da« Leid war. UnS bleibt die Ausgabe, die Pflicht, die Verantwortung vor der Zukunft Die Zukunft erobert nie, wer klagt oder feige sich vor ihr fürchtet, sondern nur der, der mit der Zukunft und mit dem allmächtigen Gott im Bunde siebt. Man muß an die Zukunft glauben, und gewillt sein, mitschafsend, mitopfernd, mitsinnend, mithelfend sie heraukzuführe». Wer nur jammert Neue Wege ^Beiträge zum Verständnis oeS WollcnS unserer sungen Künstler. Von Franz Zickler, Dresden. „Jedes Nene, auch das Gluck, erschreckt." . Schiller. 1. Malerei und Plastik. Wie oft hört man abfällige Aeußerungen über die moderne Kunst, die gerade das nicht treffen, was etwa ablehnende Kritik verdiene» würde! Immer sind es augenfällige Aeßerlichknten; die den Spott des Kritikus hcrauSzufordern scheinen, Ter regt sich darüber ans, daß das betrachtete Gemälde „unmögliche Far ben" habe, jener erklärt ein Gedicht seiner „geschwollenen Phrasen" wegen sür ein JrrenhanSprodnkt und wieder ein anderer findet, dass- die neue Sinfonie nur lärmende Töne erzeuge. Alle drei sind sich gewöhnlich darin ewig, dal; „solcher Blödsinn" nun einmal daS Wesen des Expressionismus sei. Wenn man — selbst mit gebildeten Menschen — über das Thema spricht, kann man oft erstaunen, welches Mißverständnis, ja welches erschrecklich geringe Wissen von bei» Wollen der Neuen in weiten Kreisen üblich ist. Meist fordert oer voranSsctzuugslose Kunstbetrachter „Natürlichkeit". Wie er den Begriff Natur abgegrenzt meint, weiß «r selber nicht. Er will Tag, Licht, Sonne. Schatten liegt ihm nicht. Er will Klarheit, Porträttrcne, keine Phantasterei. Er merkt nlcht, daß er da? bevorzugt, was ihm in seinem kleinen Kreise liebenswert erscheint. Welche Fesseln wagt er der freien Kunst anzulege»! Wie würde sein Nachbar erbost sein, dem nun gerade wieder daS Gegenteil liegt, wenn er sich diese alten Ka mellen anschauen müßte! Und genau so wie eS sich nach diesem Beispiel mit dem Sujet verhält, genau so verhält es sich auch mit der Kunstrichtung. ES soll ln diesen Zeilen beileibe nicht dem Expressionismus das Wort geredet werden. Aber wir wil len, da eS an populären Büchern darüber, an Büchern, die auch jeder lesen kann und lew» würde, fehlt, den versuch mache,,, das Thema so zu behandeln, daß die krasseste Nnlenntiiis ohne alizngroße Voraussetzungen beseitigt wird. Wobei diejenigen ge- schätzten Leser, denen die Materie geläufiger ist, um geneigte Nachsicht gebeten sind. Die Bezeichnung „Expressionismus" beutet ebensosebr dir Richtung an wie sie geichaffen wurde,, um den Gegensatz zu „Impressionismus" a»z»de»len. Nebersctzt heißen die beide» Worte „AusdriickSkiiiist" und „EindriickSkniist". Darunter kann man sich freilich nicht allzuviel vorstelleu. Den Impressionismus brachte Frankreich um die neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Sein Wesen ist die Darstellung des Sujets so, wie es aus das Auge des Malers gewirkt hat. Ans den Beschauer ange wendet, erfordert also der JiiipressioiiiSinnS eine Betrachtungsweise, be> der eine ergänzenoe geistige Tätigkeit anSgeschaltct wird. Falsch wäre eS, dem Impressionismus die Kunst des Ausdrucks abzusprechen. Man müßte ja sonst jede Richtung, die sich mit der Wiedergabe der Natur beschäftigt, einfach ablchuen, mußte daun auch Naturalismus, ja sogar Renaissance verwerfen. Nur enger begrenzt ist hier der AuSdrnck, auf Stimmungen angewiesen, die wieder daS Sujet rsslekticrt. Ich denke da als Beispiel an die berühmten Stranobilder deS grüßten dcnlsche» Jmvressionsslen Max Liebermann. Ter Betrachter wird die Landschaft iofset wieder,;,«erkennen glauben. Man schaue sich die „Netz lickerinue,," daraufhin an. lind gerade das ist es, was der Impressionismus wollte, das Bleibende des Eindrncksl Kann man das aber als Aiisdrucklosigkeit bezeichnen? Deshalb wollen wir znm Expressionismus übergehend diesen nicht mit AnSdrucks- knnst sck/echtweg bezeichnen, sondern als die Kunst deS neuen' Ausdrucks oder wenigstens als den Witten oazu. Expres sionismus ist Revolution. Revolutionen entstehen van», wenn eS im alten Gleise nicht mehr recht gehen will, in der Kunst also, wenn „alle» schon da war". Die Anfänge oer künstlerischen Revolution satten naturgemäß mit den ersten Anzeichen der politi schen zusammen. P. F. Schmidt, der Direktor des Dresdner Stadt- mnseums meint in seiner „Kunst der Gegenwart", vaß der Exvres- sioniSinnS im strengsten Sinne seine Erklärung findet in dem Grauen vor der europäischen Katastrophe, prophetisch oder mo tivisch verankert. Jedenfalls hat die Geschichte derartige Erschei nungen wiederholt zu verzeichnen. Tie Gegensätzlichkeit zwi.che» JmplesjioniSinuS und Expressionismus klärt auch oes letzteren ureig-mtliches Wesen auf: Ter Impression,-muS war ein- pi rische, d, h, erfahrungSphilosophische Kunstauschniiuiig, oer Expressionismus seelische »nd metaphnsische: bei tbm spielt das Unterbewußtsein ein- Rotte. Der Künstler malt V-'ssonea, Bildwerke, die nur b'om Gesühl geleitet entstehen. Vom Sujet macht er sich Dadurch von vornherein »„abhängig „nd ebemr kennt er keine Grenzen der Darstell,„igSmöglichkeit mehr sowohl im praktischen wie im ethijchen S>nne. Damit sind wir ans den Kern der Cache gekommen. Ich muß a'so denken bei der Be« trachinng expressionistischer Bilder. Darf nicht ol,»e Ftz'itereS sagen „das ist Blödst»»!", sondern muß mich frage,,. waS der Künstler sage» will. Und da komme ich bald von .elbst darauf, daß ihm der Rahme», der sein Werk bewegt, zu klein war, daß er deshalb nach Ausdruck rang, um etws Ganzes, Fertig--? biiizu« stellen, Ter Expressionist wird darum der Feind der Natur sein, von der er immer nur einen kleinen Ausschnitt miedergeben kann. Er legt alles, was er empfindet, in sein Bild ohne Rück sich. an, die Nehulichkeit mit oer Natur. T>e ja kein-w, Wollen im Wege steht. Zn welch sonderbaren Extremen das führen kan», ist sattsam bekannt. Im Rahmen des Zeitungsartikels fehlt leider ein zur Verdeutlichung des Gesagte» wichtige» Mo ment: Das Anschauungsmaterial. Wenn aber der interessierte Leser die Bilder von Emil Nolde, Pechstcin (beide gefalle»), Franz Marc und vor allem Kokoschka, die in jeder buchmäßigen Sammlung moderner Malerei reproduziert sind, unter de» ge schilderten Gesichtspunkten betrachtet, wird er den, Expressionis mus wenigstens als einer NcbergangSrichtiing nicht mebr jede Daseinsberechtigung abspreche» können. Ob er Ihm gern folgen wird, steht aus eine», andern Blatt. Davon am Schluß ein Wort. Vorher wollen wir noch kurz der Auswüchse der modernen Malerei »ndVlastik geoeuke», die unzweifelhaft durch de» Expres sionismus verursacht sind »nd z»m großen Teil wohl weit eher in daS Gebiet oer Pathologie als in die Kunst gehöre,^ 190'. entstand der KubiSmnS, Mau kann ihm zwar wck-t di« seelische Tiefe des Expressionismus nack'fagen» umsoweniger, all er eigentlich ,„,r die äußere Form des Impressionismus ändert („alle Tinge modellieren sich nach Kubus, K-gel und Kugel"),