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ZWfcheWksreitililg Bez»HGh»»OiO r I ««»g«b» 1 mit , B«U«,e» vt-rtrljSbüU» »1» 8-1 Druden «nd ,anz Deittschlaa» srrt H«i, »,»» L;I t» O-sl-rrrtc» 4.4» L 'I I A«Sa«d» » mir mit Aeterabrad viert Dre»de« und »a»z Deutlchlmid frei Hau« »,ik» ^ Oesterreich 4,»V L. — «nzel-Nummer 1» 1^»-». 8-1 ^ iü> ! Wochentag« erscheint die Leitung regetmühtg in de» erste« I I NachmiNagSstundeu: vte Seimavendnusun« erschevtt später. I Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit >ntt U«te»haltr»ng«-eilaKe Die illufteievte Zeit und Sen«tag»-eii«ge Feierabend U»eetge> i ! Von »eschSstSanzriaen bi« aruetge» »t» 11 bi, 10 U»r. v«, SttniUte».! Nhr. , _ ikeit de» lexte» nicht liL«n-Hm«a. " bi« 11 Uhr vormitt«»«. Nr. 164 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 16, Holbetnstraße 46 Freitag den 18. Juli 1913 Fernsprecher 1866 12. Jahrg Wochenrundschau Das Interesse an innerpolitischen Vor nan p e n trat anch in der letzten Woche hinter die kriege rischen Wirrnisse ans dem Balkan zurück. Von nicht geringer Tragweite waren allerdings die Neichstagsersatzwahlen in Salzwedel-Gardelegen und in Zanch-Belzig, die der Linken des Reichstages eine weitere Stärkung auf Kosten der Rech ten gebracht haben. Die Rechte wird durch den Verlust der beiden tüchtigen Parlamentarier empfindlich betroffen. Aber nicht nur für sie. sondern auch für die übrigen Parteien, die sich nicht ins Fahrwasser der Sozialdemokratie begeben wollen, ergeben sich aus dem Ausfall dieser beiden Ersatz. Wahlen ernste Lehren. Die von den Linksparteien bei den letzten Neichstagsersatzwahlen befolgte Taktik gibt den übri gen Parteien einen deutlichen Fingerzeig, wie sie sich in Zu kunft bei Neuwahlen und Ersatzwahlen zu verhalten haben. Eine weitere Schwächung der Rechtsparteien wäre im Hin blick auf die bevorstehenden Kämpfe um die Erneuerung un seres- Zolltarifes verhängnisvoll. Gerade diese Erwägung müßte die Konservativen zur Einsicht bringen, daß ihre jetzige durch den Streit um die Besitzsteuer hervorgerufene isolierte Stellung ein schwerer politischer Fehler ist. Diese Erkenntnis dürfte ihnen um so leichter werden, als sie jüngst noch in einer offiziösen Erklärung attestiert erhielten, daß die neue Steuergesetzgebung weit mehr noch, als cs geschehen ist, eine für die Konservativen unerfreuliche Gestalt bekommen hätte, hätte auch das Zentrum, wie es von konservativer Seite gefordert wurde, gleich den Konser vativen Prinzipienreiterei getrieben. In dürren Worten läßt nämlich der Reichskanzler in der „Nordd. Allg. Ztg." mitteilen, daß die Regierung die im Jahre 1909 von ihr vertretene reine Erbschaftssteuer nicht eingebracht habe, ob wohl sie sich durch diese Einbringung manche Schwierigkei ten im Bnndesrate erspart hätte, datz die Regierung aber anderseits dom Verlangen, jeder reinen Erbschaftssteuer von vorn herein ein Unannehmbar entgeger.zusetzen, nicht nach- gegeben habe. Es ist nicht schwer, auf diese Erklärung sich einen Reim zu machen. Auf dem Balkan hat auch noch in dieser Woche das Schwert gewütet, doch hat sich jetzt bei den Bulgaren die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß ein weiterer Widerstand gegen die Uebermacht der Feinde Wahnwitz wäre. Zn den feindlichen Exverbündcten, die im Westen und Süden sieg reich in Bulgarien vordrangen, haben sich im Norden die Rumänen und im Süden die Türken gesellt. Rings von Feinden umgeben, bleibt den Bulgaren nichts anderes mehr übrig, als der Uebermacht auf Gnade und Ungnade sich zu ergeben. Wohl hat der bulgarische Premier den Versuch gemacht, durch eine Flucht nach Petersburg einen günstige ren und weniger unrühmlichen Frieden zu erlangen, aber die siegreichen Feinde fühlen sich stolz und stark genug, daß sie den russischen Vermittelungsvorschlag ablehnen zu kön nen glaubten und die Forderung stellten, daß der bulga rische Besiegte direkt in Belgrad und Athen um den Frieden bitten müsse. Das hat Bulgarien getan und darum darf man jetzt mit ziemlicher Zuversicht hoffen, daß der Friede auf dem Marsche ist. In Nisch sind Pasitsch, Venizelos und Danew znsammengekommen und haben über die Friedens bedingungen verhandelt. Zwar sind die Friedensforderun gen, die von den Serben und Griechen gestellt werden, äußerst hart, doch dürfte es der russischen Diplomatie gelin gen, diese Forderungen auf ein erträgliches Maß herabzu drücken. Die Großmächte sind allesamt bemüht, nach Mög- lichkeit ein Gleichgewicht auf dem Balkan zu schaffen. Mag das Wort und der Begriff Gleichgewicht auch äußerst unge wiß sein, es leuchtet doch ein, daß ein allzusehr geschwächtes Bulgarien nicht im Interesse der Erhaltung des Friede?- auf dein Balkan liegen kann. Denn alsdann würde in Zu kunft der Zwist auf dem Balkan wohl niemals mehr auf- hörm. In diesem Sinne üben die Großmächte auf die sieg reichen Balkanstaaten einen finanziellen Druck aus, da von einein. solchen mehr erwartet werden kann, als von einem politischen. Die militärisch-politische Aktion Rumäniens hält sich anscheinend in vernünftigen Grenzen. Die rumä nischen Truppen haben das .Territorium zwischen der alten Dobrudscha-Grenze und der Linie Tnrtukai- Baltschik besetzt und damit ihre militärische Aufgabe erfüllt. Allerdings hat Rumänien sein letztes Pulver noch lange nicht verschossen. Es steht zu erwarten, daß es ans Sofia losmarschieren wird, wenn Bulgai ien sich weigern sollte, die rumänische Besetzung als berechtigt anzuerke"neu. Die Grcueltaten, die schon im Türkenkricge das Entsetzen Europas bildeten, haven im jetzigen Kriege der Erverbündeten eine noch grausigere Wie derauflage erlebt. Wer in den Greueln am meisten ge leistet hat, steht noch dahin, Tatsache ist nur, daß jeder der selben gegen den anderen die heftigsten Vorwürfe erhebt. In Frankreich wurde am Montag das Nationalsest begangen. Diesmal mit weniger Begeisterung und Schwung, als es in anderen Jahren üblich war. Das liegt einmal an der so mißliebigen Wiedereinführung der drei jährigen Dienstzeit und an der Aussicht auf die hohen Steuerlasten, die zur Deckung der Kosten der Wehrvorlage erforderlich geworden sind. In mehreren Städten Frank reichs kam es denn auch am Tage des Nationalfestes zu argen Ausschreitungen der Antimilitaristen. In China bereitet sich ein blutiger Bürgerkrieg vor. Juanschikai ist es bisher nicht gelungen, die tiefe Kluft zwi schen Norden und Süden des Riesenreiches zu überbrücken. Es haben bereits schwere Kämpfe zwischen den Nocdtruppen Und den Aufrührern der Südprovinzen stattgefunden und weitere Kämpfe stehen bevor. Große Erregung hat es im chinesischen Norden, hervorgerufen, daß auf seiten der Auf ständischen im Süden anch Japaner gefochten haben. Mel dungen besagen bereits, daß der Süden seine Unabhängig- keit von Peking proklamiert habe. Zu diesen inneren Schwierigkeiten tritt noch die drohende Haltung Rußlands, das die Schwäche der chinesischen Negierung dazu benutzt/ um mit neuen großen Forderungen an dieselbe heranzn- treten Es verlangt die völlige Autonomie der Mongolei und die Anerkennung des russischen Protektorates über die selbe. Es ist nicht abzusehen, wie die junge chinesische Re publik die jetzige schwere Krisis bestehen wird. 36. Hauptversammlung des Verbandes Ler katholischen kaufleute (Nachdruck vrrboteil.) Ogo. Leipzig, den ;7. Juli ISIS Mit einer außerordentlichen Generalversammlung der! Krankenkasse des Verbandes haben heute die Veranstal tungen des diesjährigen Kongresses der katholischen Kauf leute begonnen. In siebenslündiger Sitzung, an der 9g Delegierte teilnahmcn und die der Vorsitzende des Kassen- vorstaudes Herr Eduard Müller (Hannover) leitete, paßte man die Statuten der Krankenkasse den neuen Be stimmungen der Versicherungsgesetze an und beauftragte den Vorstand, beim Bnndesrate das Weiterbestehen der Kasse als Ersatzkasse zu beantragen. Die Leistungen der Kasse wurden in vielen Punkten erweitert, insbesondere für die langjährigen Mitglieder. Man erwartet, daß die Kasse wie bisher ein wirksames Agitationsmittel für den Verband sein wird. Am Nachmittag tagte der Verbandsaus schuß, in dem alle Gaue vertreten waren. Der vom Vorstande er stattete Geschäftsbericht liegt gedruckt vor. Er gibt ein anschauliches Bild der erfüllten Wünsche und ent täuschten Hoffnungen des Kanfmannsstandes aus dein ver flossenen Jahre. Viel Erfreuliches wird nicht gemeldet. Der Acht-Uhr-Ladenschluß ist vielerorts noch nicht einge führt. Der Mangel jeder gesetzlichen Bestimmung über die Arbeitszeit in Kontoren macht sich iinmer fühl barer; über keine Frage wird in den Verbandskreiscn mehr! geklagt als über die fehlende Regelung der Arbeitszeit auf diesem Gebiete. Die von der Negierung geplante Neu regelung der Sonntagsruhe wird als eine nicht be friedigende Lösung bezeichnet und die völlige Sonntags ruhe mit nur geringen Ausnahmen gefordert. Der Ver band wurde inl letzten Jahre wiederholt vorstellig wegen Nichtachtung der gesetzlichen Vorschriften über die Sonn tagsruhe und den Ladenschluß. Mit Nachdruck war der! Verband tätig, um durch den Betrieb seines Arbeitsnach weises die Gehaltsverhältnisse im Handels Nichtfachliches von der Leipziger Baufach-Ausstellung (Schluß) Einen umfangreichen Teil der Ausstellung nehmen natürlich, wie schon oben gesagt wurde, die Darstellungen von Bauten und allem ein, was mit dem Banen und Wohnen znsammenhängt. Hier sind vor allem die unge ahnten Fortschritte für jedermann interessant, die auf dem Gebiete des Bauwesens durch die Benutzung des Betons gemacht worden sind. Diesen Fortschritten speziell ist das schönste und allein von allen Ansstellungsbauten für die Zukunft zu erhaltende Bauwerk der Ausstellung, die von Professor Kreis-Düsseldorf entworfene und mit einem Auf wand? von 890 090 Mark anfgefllhrte Betonhalle, gewidmet. Hier sind die bedeutendsten modernen Ballten in Beton und Eisenbeton in Bildern und Modellen dargestellt. So diese Halle selbst die Eisenbetonkuppel der Jahrhunderthulle in Breslau, das Leipziger Völkerschlachtdenkmal, das z. B. 120 000 Kubikmeter Stanipf- und Eisenbeton an Material erforderte, die Straßenbrücke über die Isar bei Grünwald, und viele andere Vrückenbauten, Warenhäuser, Bahnhöfe, Flußdämme und andere Nutzbarsten zeigen in reichster Fülle die hunderterlei Anwendungsmöglichkeiten und die Vorzüge dieses modernsten Baumaterials, wie ja anch die beiden kühn geschwungenen Brücken auf dem AusstellungS- terrain selbst neben seinen übrigen Bauten praktische instruk tive Beispiele von dieser neuen Bauart geben. Aber natür lich birgt die Betonhalle noch unendlich mehr des Sehens werten und Interessanten, als bloß Bilder und Modelle von Betonbauten und der Verwendungsarten dieses Materials. Hier und in der angebauten Wissenschaftlichen Abteilung ist unendliches Material zur Kenntnis des modernen Städtebaues unterqebracht. Ein besonders vollständiges über die Lebensbedingungen, hygienischen und volkswirt schaftlichen Verhältnisse einer Großstadt hat naturgemäß die Stadt Leipzig beigesteuert. Seinem großartigsten und neuesten Bauwerke, seinem Hauptbahnhofe mit den sechs Riesenhallen, dem zurzeit größten Bahnhofe der Well, ist an anderer Stelle der Ausstellung (im Pavillon „Sachsen") ein ganzes Zimmer gewidmet. Welche Mengen an Material die Gesundung eines modernen Städtewesens verschlingt, geht z. B. aus der einzigen Zahl hervor, daß zu der täglich zu klärenden Abwässermenge der Stadt Leipzig von 93 000 Kubikmetern Wasser täglich 21100 Kilogramm Eisensulfat gebraucht werden, die allein. 3260 Kilogramm reines Eisen enthalten. Einen eigenartigen und ganz modernen Einblick in die Einzelheiten des Städtebaues und die menschlichen Siedelungsverhältnisse überhaupt geben die erstmalig hier in solcher Reichhaltigkeit vertretenen Ballonaufnahmen ein- zelner Städtebilder. Diese Aufnahmen geben nach den ver schiedensten Seiten ganz neue Aufschlüsse und Fingerzeige. Proben moderner eigenartiger und kühner Baubestrebungen bietet auch die elegante Holzbogentechnik der Sporthalle und die aus luftigen Holzstrebern gefügte Halle des Wer- dandibundes. Als Gegensatz hierzu sehe man sich die präch tige Ausstellung der Stadt Hildesheim an, die ihre wunder vollen alten Holzbauten in zahlreichen schönen Bildern und zum Teil auch in getreuen Modellen vorführt. Von den unzähligen modernen Erfindungen zum Schutze der Woh nungen gegen Kälte, Wärme und Feuchtigkeit und zum Zwecke des Wohnlichermachens kann natürlich hier mit Rücksicht auf den Platz nicht geredet werden. Der Besucher der Ausstellung wird darunter jedenfalls aber auch vieles ihn Interessierende finden. Eine besondere Erwähnung an dieser Stelle verdient auch die mit der Ausstellung in Verbindring stehende neue Leipziger Gartenvorstadt Marienbrunn, die ein markantes praktisches Verspiel moderner gesunder Wohnbestrebungen gibt. Arrf dem Gebiete der Wissenschaft wird dem Beschauer am meisten die Sonderausstellung der Leipziger Universität mit dem reichen Anschauungsmaterial aus ihren Instituten interessieren. Auf dem Gebiete der Kunst bietet die der Ausstellung angsgliederte und von der Leipziger Künstler- schüft veranstaltete Jahresausstellung ein reiches An schauungsmaterial von der Kunst der letzten 30 Jahre. Auch auf dem Gebiete der Hygiene und Sozialfürsorge zeigte die Leipziger Ausstellung sehr viel Interessantes. Hier ist vor allem das reiche Material für Arbeiterschutz und Arbeiterschutzvorrichtungen zu erwähnen, uni dessen Znsammentragung sich besonders das Reichsversicherungs amt, die Berufsgenossenschaften, die Krankenkassen und die deutschen Gewerkschaften verdient gemacht haben. Sv wer den an einem eigens zu diesem Zwecke errichteten mehr- stückigen Gebäude in natürlicher Größe alle Sicherheits vorrichtungen für Bauarbeiter der verschiedensten Art: praktisch vorgeführt. Arbeiterberusskrankheiten und -Ver letzungen, Schutzvorrichtungen zur Verhütung von Unglücks fällen, Arbeiterheime und Genesungsanstaltcn, sowie andere hier gezeigte Fürsorgeeinrichtungen müssen in unserer Zeit deS sozial-politischen Fortschritts des Interesses aller Ge bildeten gewiß sein. Dem Gebiete der allgemeinen Volks hygiene sind zwei besondere Pavillons der Ausstellung/ „Hygienische Einrichtungen" und eine „Krankenhaus- Ausstellung", gewidmet. Während in dem ersten PavilloU mehr Gegenstände zur Ausstellung gelangt sind, die allge mein zu einer gesundheitsgemäßen und behaglichen Woh nungseinrichtung gehören, zeigt die Krankenhaus - Aus stellung in übersichtlichster und klarster Weise die mannig fachen äußerlichen ärztlichen Vorkehrungen und Einrich tungen zur Heilung des kranken Menschen — eine muster hafte Badeeinrichtung mit ungezählten Touchen, eins Krankenhausküche, Bilder von Röntgenuntersuchungen, orthopädische und Röntgen-Apparate, einen allermodernsterl Operationssaal mit seinen mustergültigen Einrichtungen, Gipsmodelle einer rationellen Zahnbehandlung und viele- andere mehr. Zum Schluß der gute Wunsch, daß denl freundlichen Leser dieses kurzen Rundganges und dem Be sucher der Ausstellung diese letzten Objekte immerdar nu- eine interessante Kuriosität und niemals Gegenstand per sönlicher Bekanntschaft bleiben möchten.