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Sächsische Volkszeitung : 13.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192402135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240213
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-02
- Tag 1924-02-13
-
Monat
1924-02
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.02.1924
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psalzist dagcg n, wie man in ve» Kreisen der deutschen Botschaft erklärt. n'cht gestreist worden. Paris. 12. Februar. Zu dem gestrige» Besuch des Herrn von Hoesch au, Quai d'Orsay erfährt die „Chicago Tribüne", der deutsche Botschafter habe die Angelegenheit der Nheinpfalj nicht angeschnitten, weil Po'ncare ihm versicherte, daß i» Frank- reict, und England in dieser Frage eine definitive Verständig»«! soeben erjelt worden sei. Die EileMnlkM im Köliikk KM Paris, )2, Februar. Wie eine Düsseldorfer Hovasmeldung näher auSführt, sind die technische» Verhandlungen, die für heute zwischen Vertretern Ser sronzösisch-belgischen Eisenbahnrrgie. den britischen Behörden und der Kölner Ersenbahndirekiion er öffnet werden sollten, aus besonderen Wunsch der britischen Ver treter verschoben worden. Die britischen Vertreter haben erklärt, das; die deutschen Vertreter durch Konferenzen mit den Eisenbahn, sachverständigen des erste» Exporttomitees in Berlin zurückgehal- jon seien und erst am kommenden Donnerstag sich freimachen können. Die französisch-belgische Regie hat indessen im Einver ständnis mit den britischen Behörden folgende Entschlüsse gefaßt: 1. Der Durchgangsverkehr der internationalen Schnellzüge durch Köln und Düren wird vom 11. Februar an wieder ausge nommen. 2. Die Arbeiter,;!ige auf der Linie Köln—Greven, brolch werden bis »ach Oehovcn wrltergrkrltet. 3. von Donners- tag, den 14. Februar ab werden fünf Schnellzüge in der A chtung Main,—Koblenz und umgekehrt» verkehren. 4. Sobald die deutsche,, Behörden darum angekommen sind, wird die Regie drei Personenzüge auf der Strecke Köln—Siegburg, sowie auch Güter, züge verkehren lassen. Eine öelgitt-kalttuc in die Fitst sllßM» Paris, 12 Februar. Wie dem „Journal" aus Krefeld ge. meldet wird, ist gestern nacht in Sterkrade eine Kaserne de» 6. belgischen Linien-Negimentcs durch ein, Pulvercrplosion in dir Luit geslegen. In der Kaserne waren 99 000 Patronen aufge. speichert. Die Soldaten konnten sich teilweise nur durch Springe« ««8 dem Fenster in Sicherheit bringen. Der er» tisrfte Dockarbeiterftreik rmvermeidNch London, 12. Februar. In den gestrigen Verhandlungen zwischen den Londoner Dockarbeitern und den Arbeitgebern bewil» ligten die letzteren den Arbeitern eine Lohnerhöhung um 1 Schilling täglich. Dieses Angebot wurde jedceh von den Arbei- lern zurückgewicsen. Die EtewerkschastSleitung der Dockarbeiter hielt gestern mit anderen Londoner Arbeiterorganisationen eine Konferenz ab. um die Vorbereitungen für den am kommende« Donnerstag beginnenden Streik zu treffen. Verordnung über die Beamten^ebälter Berlin, 12. Februar. Im FünfzehnerauSschuh des Reichs tages wurde eine Verordnung zur Abänderung der 12. Ergänzung dev Besoldungsgesetzes behandelt, wonach der Neichssnmnzininister ermächtigt wird, anderweitige Sätze für die Grundgehälter scst- znsteilen. Die Verordnung gibt de», Neichkfinanzminister die Möglichkeit zu einer Erhöhung der Goldgrundgehälter der Beamten, sobald cs die wirtschaftliche Lage irge,ü>wie gestattet, ohne daß technische Schwierigkeiten hindernd entgcgenstehen. Der Ausschuß ersucht die Negierung, bei einer evtl. Neuregelung der Gehälter die Frauen- und Kinderzulagen weiter zu erhöhen. Der Ver ordnung wurde zuqestimmt, ebnso dem Entwurf einer Beamten- siedlungsverordnnng. vrnlr ültio« Renelunn dev Pfaszkeo^e? London. 12. Februar. (Drahtbericht.) Ramsay Macdonakd wurde gestern vom König empfangen. Ter Londoner Korrespondent des „Matin" glaubt zu wissen, daß im Verlaufe des Gespräches, das Macdonald später mit dem sranzösiichen Botschafter batte, rin« definitive Regelung der Rhetnpsalzsrage und des Kölner Eisenbahnproblems erfolgt sei. Bal rv'n w edev Pnrke^vorsttzsndeie London, 12. Februar. Die konservative Partei hielt gestern am Vorabend der Wiedereröffnung deS Parlaments eine Kon. fcrenz ab, in der Baldwin den Vorsitz führte und eine längere Rede über sie künftige konservative Politik hielt. Er erklärte: Die Partei werde ihre Schutzzollpolitik, um deretwillen sie bei de» letzten allgemeinen Wahlen eine Niederlage erlitten habe, bis zu einen, Zeitpunkt fallen lassen, an dem daS Land selbst danach verlange. Trotzdem werde die konservative Partei in ihrer zukünftigen Politik stets daS Interesse der Industrie vor» »chmlich im Auge baden. DaS Prii^ip der innerrechtlichen Be. Vorzugungen und Meistbegünstigungen mühte immer wiÄwr ge wahrt werden, sonst werde die Zukunft Englands auf daS Spiel gesetzt. Nach der Rede schlug Lord Balfour die Wiederwahl BaldwinS zum Vorsitzenden vor. Der Antrag wurde oftckllinmia angenommen. Die gufamm««sttzunq des neuen Thüringer Aandlaqes Weimar, 1L Februar. Der ar«r DHüringer Landtag wird sich hinsichtlich de» politischen Partei«» sawte der Berufs» gruppen folgendermaßen zusammensetzrn: Landb«ud 12, Drutschr Baltspartri 8, Teutschnatianalr «olksportr« 4, Demokraten 3, va terländische verbände 2, Beamtenvrrtreter 1, Grundstück und Hausbesiy 2, völkische 6» Sozialdemokratrn 15 und Kommunisten 12. I« neuen Landtagr wird demnach die Linke (Kommunisten und Sozialisten) nur »och 27 Sitze innrhabrn, während die Bür gerlichen insgesamt 38 Sitze innrhabrn «erden. Das Urteil im Mün^ener Sprenqstoffprozetz München. 12 Februar. In dem Sprengstoffprozeh gegen die i» der Billa Flora bei einer geheimen Versammln,^, verhaf- leien 11 Kommunisten fiel gestern nachmittag um 5 Uhr durch daS Volksgericht daS Urteü. Die Hauptangeklogten Schlosser Erich Steinfurth und Christian Kämmerer wurden -u je zwei Jahren Zuchthaus wegen eines Verbrechen» gegen das Spreng- stoffgesetz in Tateinheit eines Vcrbreck>enS des Hochverrates ver urteilt. Zwei weitere Angeklagte - wurden zu je einem Jahr Zuchthaus, die übrigen zu Gefängnisstrafen und Festungshaft von sechs Monaten ms zu einem Jahr verurteilt. Ein Angeklag ter wurde freigesprochen. A!S die Angeklagten abgesübrt wurden, sangen kommunistische Anhänger auf der Strohe di« kommu. nistische Internationale. Kuye NlxHrWc« Sevaratlstischer Nebrrtoll in Nenburg. Gestern vormittag traf in Nenburg am Rhein ein Lastauto mit Separatisten ein. Die Separatisten wollten oen Bürgermeister verhafte», dieser wehrte sich jedoch. Im Verlause des Kampfes erhielt er einen Brust« schuß und einen Hieb über den Kopf, er liegt schwerverletzt im Krankenhaus. Die Bevölkerung warf darauf die Separatisten an» der Ortschaft hinaus und zertrümmerte das Auto. Tie Separatisten mußten bei der französischen Zoilwache am Rhein Zuflucht nehmen. Verhaftung deutscher und englischer Indiistrieller tu Georgien. Nach Meldungen aus Tiflis sind dort eine Reihe M.ingun- industrieller, darunter Vertreter deutscher und englischer Gesell schaften von der Tschcka verhaftet und in unwürdiger Weise behandelt worden. Anerkennung Sowsctrnßlands durch Oesterreich? Wie in politischen Kreisen verlautet, siebt die Anerkennung Sowjetruß- lands durch Oesterreich unmittelbar bevor. Eine rumänisäpttaltentsche Verlobung. Aus Belgrad wird gemeldet: Tie Königin von Rumänien sei zur bevorstehenden Ver lobung ihres Sohnes des Prinzen Nikolaus mit der zweite,, Tochter des italienischen Königspaarcs, Prinzessin Mafalda, nach Nom abgereist. Die Vertreter der Ausgewiesencn bei Clive. Der englische Generalkonsul Clive empfing den Vorsitzenden der Arbeitsgemein schaft der Ausgewiesencn, der ihm vom Staiwpunkt der Ausge- wiesenen aus in einem eingehenden Vortrag die Notwendigkeit der Rückkehr der auSgcwiesenen pfälzischen Beamten in einer lange» Unterredung darlegte. Die Konferenz der baltischen Staaten. Der Termin der Konferenz der baltischen Staaten und Polen ist endgültig auf den 1b. Februar festgesetzt worden. Vor der Unterzeichnung des italienisch-tschechischen Handels. Vertrages. Die seit zwei Monaten stattsindeiüwn Verhandlungen m,t der Tschechoslowakei find soweit gediehen, dah die Unter zeichnung des Handelsvertrages in den nächsten Tagen zu erwar ten ist. Der rnglische Geschäftsträger für Moskau. Laut Reuter ist die Ernennung von Hodgeson zum britischen Geschäftsträger in Moskau nunmehr offiziell erfolgt. Eröffnung der vatikanische» Schule für Archivare. Die vatt- nisckie Schule für Archivare wurde am 18. Januar eröffnst. Sie zählt zirka ION Schüler, zum größten Teile Weltpriester und OrdenSleute, Prof. Pater Katterbach wies in feiner Er- össnnngSrede ans das Wohlwollen und die Bemühungen des gegenwärtigen Papstes für diesen Zweig der Wissenschaften hin. »nd betonte den besonderen Wert archlvalischer Studien für oen KlernS, der mit der Verwaltung so vieler reicher kirchlicher Archive betraut seü » Di- Börse Berlin, 12. Februar. Die Besserung der Mark, deren An zeichen schon am vergangenenSonnabcnd zu bemerken wäre», seht« sich an den gestrigen Auslandsbörsen weiter fort. Der Schluß- kurS der Mark stellte sich in Neunork auf eine mittlere Parität ve», 4ch4^. Im Verlauf« der Börse konnte die Mark auch darüber hinaus bereits 4,80 Billionen für den Dollar notiert werden. Auch aus Zürich wird mit 1.2S gegen 1,07X ein höhere» Kurs gemeldet In London notierte die Mark L0)4 g'gen 22 H Billionen am Vortage, in Amsterdam 0.58X gegen 0,54. De^ französische Frank konnte in London eine kleinere Aufbesserung erzielen, während er in Nenyork etwas nachgab. AuS allen diesen Anzeichen kann man schließen, daß auch an den Börsen die allzu» große Nervosität nachiäßt und das Geschäft am Devisenmarkt sich wieder in ruhige Bahnen lenkt. Die Haltung dev Effektenmarktes ist ziemlich uneinheitlich. Die Spekulation ist aus Gewinnrealisa» tionen schon am gleichen Tage angewiesen, so daß wohl auch heute die übliche Erscheinung zu merken sein wird, die Kurs« auf Grund vorliegender Kausorder des Publikums in den ersten Vörsenstunden anzieben nnd später !m V-r'nnf der Börse eine erneute Abschwächung eintreten wird. In Bankkreisen selbst rechnet man jedoch mit einem allmählichen, wenn auch langsame» Erhöhen deS KurSniveauS. Die söckifisFien Ri«*»1znftseir Dresden, 12. Februar. Die sächsischen Lebenshaltungskosten für die vergangene Woche berechnen sich mit Bekleidung auf 1082, somit gefallen »m 2,3 Prozent, ohne Bekleidung auf 1005, gefallen um 2,8 Prozent. Berliner DevNenfturse von 12. sA ntli h) mitgeteilt von der Comm-rz. und Privatbank. A -G., Dresden Bolleriinoen In Millionen der Tnikielk der -kllklürinni. r»ie«'ov>>iIche N»»> zahimii, a»i ,r Meil, r. Vr',' "1- II. Mek" 2. <pr»e' VmUerdam . . . 2 IK7IVK, I87MS7 7 ,87,86' I678667 8>rW>'i .... 10 >K',SM 1614-0 6 >5 878 >7,4)8 ebrltvonia . . . k, K64SN 864418 5 884888 667413 Ikoi'enkm cn. . . io «74 III 8778 TU 6 888243 663703 kiocklioim . . . b UV» 40 II087A 6 I>81248 I >8-783 §eUi»Wor? . . . io IV872S >c828i 10 »8873- ,88788 Slom 4 164 38 ,8 4^2 3 >848-3 ,384)2 London .... >8,84780 ,8,48280 - IN847S8 ISI4828U Vienvork . . f . 2 4iW800 42,08«) 2 41845«.- 421 UM) Poris . . . f . >?,8?0 ,8248V 2 I9W23 ,9 48Ü Zürich..... 72 >78 782827 72817) 7328-7 i>?oi>r>d .... b 838c6, 836 "7 6 8-4858 837 4V Wie» ..... 88 88, 8-54) 28 89 38i 89.64) Vro» irisrs »2^08 8 I2IS3S ,22388 Pndoocfl.... ,oo ,47« ll ,48 370 147 530 I48.37V kofto 10 2,821 3,671 Bnrnos Mr?s. . k I8-88R I4U-T00 6 ,288588 I4NSM 8!io de Janeiro . b 48S78Ü 88,280 Ä 4SS788 80,280 L!»van 8 I898780 ISV4788 3 1888-75 ,884828 Norom .... kV 8-»7? 61121 ,0 8887? 81.2» Lilladon .... 10 >24887 >288,3 III ,24887 >25)18 Niao ..... Ronai tkowno .... Bukareg .... Berliner Börse »Ikiieniiirle In Billionen Berliner Nn'anaskurke ,2. 2. II 2. »Pro,. Nei»»oniei8o 140 KNionNnm-Vob» . . ,08 konoNo-Vorillr. . 14 18 878 Kombnro. Voieilaliri 48 8 47278 Nordv. vio»>> .... V.176 >0,28 Verein.<i8r>ckUIiodr' 7.12k Tom.- n. Vrivoiboni 98 9.75 DormiUwier Bank . ,7.87b >9.28 DenNcke Von,.... I77-, 19,8 DttkonloNomnianiUi 22.87 28,28 Dresdner Bonk . . . >1.8 ,175 Vewiiaer Nrediianv. 4, Oelierr. Nrekni . . . 8.78 0,9 Boillnmer »nßsialii 74 77 Denich.Lnrrmbnroer 88.8 84.8 «eiienkirchen B-rgw. 7,8 74 Harvener Bngwer,. Hodenioiie ,8 8 86 84 66.8 LanravNUe 278 30 «lanneemann-RSIir. 87.28 88.8 Odichl. SUenbahiUi»'. ?9.S7v «) . kiiemndinirie 41.8 48,78 Vküviir ,?. 2. 478 NomboUier 34 Skwm 'cho ibenden. , 3 Dnnom-i "kobi-I . . . 12.8 T6. sHolbtchni'dt. . . 2 28 ^üchslor . 22.75 Obe-i-8-. Nok^wor'e 7^ 2llla.ik,okir..o'oie»iUi. 14,75 Norom in» Eiekir.. . 27 Niio- ikieikr 6.2 ZaUveniven .... 4 MSrUver Uioaqon . 3.8 vink»>e,okfmnin. . . 40 Ao-d.-ikior-w. 41 VerN->Nii8oU.ok!v-,i 148 Berliner Ni.nchinen. 24 1^8 Daim.er-Moioreo . 675 emrinmmi M,v. . Örenktetn ». govve! . gimmermon owerle . 28 «i»4-Serke 6.1/5 8a>5e>IilN 4,8 Hirnh-ttuoier . . . >1,75 h»ao Schneider. . . iikorddeuvche ÄoUe. Siüdr Kammoain. . .geUiiolk.-L!»idhoff . . IS Olav> 34 ii. r. 48 8>rs D ns 24.8» 2, 78 I8 7Z eo.s 48 ,0.78 48 ISS ,7 8 728 II.» 3 1» Ü.S75 k> 47 I7,s 17.7» )),8 Mitgeietlt vom Ischechxslowaklsche» Bankverein, stgltalc TreSLen. WetterberlchtderDresdnev Wetterwarte Die über die kalte Luft glettenoe wärmere Luft der vom wef lichen Europa über das Mittelmeer nach Polen wanoernden Störungen gibt zu starker Bewölkung (Hochnebel), Nebel,lassen und leichten Schneesällen Beranlassung. Tie Wetterlage bildet sich wohl langsam um, so daß in den nächsten Tage» unter dem Ein fluß einer dem nordöstlichen Hochdruckgebiet entstammenden kalten Oststrümuiig Frostwetter bei vorübergehend starker Vewöltung anhalten wird. Vorhersage: Vorwiegend trübe, neblig, zeit weilig Nebelnässen und geringe Cchneesälle, schwache bis mäßige Ostiviiide; Fortdauer der kalten Witterung aus einige Tage wahrscheinlich. Pius XI. 3. Ter Nuntius and der Apostolische Kommt)sar. Ende 1014 wurde Msgr. Ratti nach Rom berufen, als Prä fekt der Vatikanischen Vibliolhek vorzustehen. Diese Stellung bereitete den Gelehrten ans die Tiplomatenlaufbahn vor. Bei», Tnrcharbeiten der im vatikanischen Geheimarchiv anfbewahrten Nuntiatnrberichte wurde er von selbst vertrant gemacht mit der Arbeit eines päpstlichen Nuntius. U» da er seine Wohnung in« Vatikan se bst hatte, war er Zeugc der staatSmSimischcn Weisheit eines Benedikt. Er lernte Würdent'äoer und Diplomaten, dir im Vatikan ein» »nd ansginge», somit kennen und wurde mit der Diplomatie vertrant. Im April 1918 wurde er von Benedikt zu», Visitator! n Polen und in, Juni 1919 zum N » nt >,'. S in Warschau ernannt, lieber München Wien-Berlin reiste Ratti nach Warschau. In dem völlig zerrütteten Pole» harrten seiner große Aii'gabe». Er verteilte eigenhändig a» die hun gernden Kinder Polens die Liebesgabe» des Papstes. Er hatte d e VerniögenSverhällnisse Polens zu ordnen nnd dahi»z»arbeiken, daß in der neuen polnischen Staaksverfassnng die katholische Religion berücksichtigt und geschützt weroe. Schlimme Tage brachte dem Nnntins die Zeit des Bolsche>viste»por»iarsches. Vor den Toren Warschaus standen die Heeresmasse» des bolschewistischen Nnß'andS. Alle diplomatischen Vertreter hatten die Hauptstadt verlasst», nur Nuntius Ratti harrte a>,8 und gab zusammen mit <e>» Erzbischof KakoivSti daS Beispiel echter Hirtenllebe. Benedikt anerkannte die Arbeit Nattts dadurch, daß er >ln, zum Titularbischof von Levanto ernannte. Am 28. Oktober 1920 empfing Ratti im Tom zu Marschau die Bischofs« w e i h c. Die schwierigste und dornenvollste Aufgabe hatte NnnttuS Ratti in Ober sch testen zu lösen, lieber diese Tätigkeit sind durch die deutsche und polnische Presse solch schiefe Urteile in die Ocffeiitlichkeit gelaugt, daß ein näheres Eingehen ans d'es.' Zeit geboten erscheint. Zn Beginn des Jahres 1920 wurde Obcrschlesien mit Ententetruppen besetzt, angebftch, „m eine freie Volksabstimmung zu garantieren. Dir polnisch gesinnten Geist liche» bestirchteten, daß, da Ob.'rschlesicn unter einem Preußischen Visckws stand, kirchlicher Einfluß die Interessen der polnischen Volksteile bei der Abstimmung gejährde» könne. PolnischerseitS dackile man an eine vorübergehende Lostösung Oberschlesiens vom Vres'auer Ordinariat. Aber dazu tag kein Grund vor. Denn Kardinal Bertram hatte wiederholt in amtliche» Erlasst» er klärt, niemaud dürfe die Freiheit der Abstimmung gefährden: der KlernS solle al'cn Piarrkindern gleiche Liebe und Rücksicht erzeigen, mit» jeoe Werbetätigkeit »nter'assen, die den Juckst in den Gemrinaen verschärfen könne. Dabei gab er auch zu er- kennen, daß er niema'S verstehen würde, wenn der Bischof von Sch'rnen bei der LoSlösunz Oberlchlesien« von Dentschland mit« wirten würde. Um jeoen Verdacht einer Beeinflussung zu be seitigen. machte Fürstbischof Bertram selbst bet seiner Anwesenheit in Rom (Dezember 1919) dem Papste den Vorschlag, eine» kinch- lichen Würdenträger fremder Herkunft mit der Aufgabe zn be- trauen, gemeinsam mit orm Breslauer Oberhirten die Freiheit der Abstimmung zu überwachen. Bon der Kurie wie von der polnischen Gesandtschaft wurde dieser Vorschlag beifällig ausge nommen. Der Nuntius von Warschau, Erzbischof Ratti, wurde z»m Apostolische» Kommissar für Oberschlesien ernannt. Dies« Ernennung, die aus Gründen der Einfachheit erfolgt war, wurde von den Deutsch.'» Ob'r,chlesic»S mißdeutet, da ja oer bestellte Kommißar, der Nuntius, i» Warschau seinen Sitz hatte und zudem eine übereifrige polnische Propaganda ihn >osort als einen der Ihrigen tn Anspruch nahm. Daraus datierte e», gewisse« Mißtrauen »nd Zurückhaften seitens der Tentschcn. nnd da? hatte wiederum z»r Folge, daß Ratti sich seine Jnsormattanen meisten« be, Potnischgesinnten holen mußte Immer wieder tauchte, trotz amtlicher Dementis, da« Gerücht ans, dem Fürstbischof von Breslau sei die Jurisoiktion über das Abstimmungsgebiet entzogen. So war Nattis Mission in Oberschlesien mit den denkbar größten Schwierigleiten verbunden. Seinem Gerechtig keitssinn nnd 'Taktgefühl ist es gelungen, den ihm von Benedikt , orgeschrieben.'i. Weg der Unparteilichkeit genau t„nez»haltr„. Der beste Beweis dafür ist die Tatsache, daß er von deutschen und pol»!sck>«i, Chauvinisten angegriffen wurde, sa, die pol- Nische Kammer sarderte sein- Abberufung, wiederholt welkte der Kommis'ar in Oppeln und besuchte den Kardinal in BrcSla»; durch persönliche Beziehung?» mit dem Klerus beider Richtungen suchte er ein »bsektiv'S Bild der Lage zu gewinnen. T'e Laae im Abstimmungsgebiet wurde immer schlimmer. Ter Kardinal wurde wicoerlwlt angegangen, er möge verbiete», daß Priester in fremden Pfarreien ohne Erlaubnis des OrtSpsarrers poltttsch tätig seien. Nach einer Verständigung „ttt der römischen Kurie erließ Bertram das Verbot. Sofort setzte die politische Hetze ein, die das Verbot als Beelnträchtignug polnischer Interessen inliidentete. Ilm die Gemüter z» beruhigen, ernannte Benedikt einen eigenen Prälaten, Msgr. Ogno-Serra, znm Aposto lischen Kommlisar und wies ihn, als Wohnsitz die Stadt Vvpekn an. So war ieder Stein des Anstoßes ans dem Wege geräumt. NebrigenS »nlerband Ogno noch mehr, als Bertram es getan, die politische Agitation oec Geistliche». NattiS Mission sn Oberschlesien war beendet. Um so mehr konnte er si.ch jetzt wieder sein-r eigentlichen Aufgabe „, den Ländern des Ostens widme». Diese zwei Jahre im Osten sind eine vorzügliche Borichnie für den zukünftigen Papst gewesen. Er machte Reisen durch aie Gegenden, wo infolge der zaristische» Herrschaft und deS Krieges das kirck'llebe Lebe» unterdrückt oder ansgelöscht war, nnd bereitete die Wlederanfrlchtiing der kirchlichen Hierarchie vor. Ueber seine Tätigiftt als Nuntius urteilte Benedikt ge legentlich der Verleihung des Purpur: „Tie Schüler nnd Lehrer der Diplomatie feiern oen Apostolische» NnnttuS von Polen, der mit w o h l w öo l l e n d e r Fesl: gkeit, mit feinem Takt und »ii e rs chüttcrl scher Ruhe eS verstanden hat, die Eintracht zwischen Staat und Kirche in schwierige,, Aiigenblicke,, nnd unter grfährlichen Umständen zn verstärken. W ir sl > ui m e » in daS Lob der Diplomaten ans beiden Reihen e i n." 4. Ter Kardinal nnd der Erzbischof in Mailand. So sehr halte Nnntins Ratti sich ans einem schwieriger» Posten bewährt, daß Papst Benedikt ihn zni» Nachfolger der Kardinal« Ferrari ans vem bischöflichen Thron zn Mailand be stimmte. Gleichzeitig w»,dc er znm Kardinal ernannt. Mit ihm empfingen noch die Naroinäle Laurent, n»d Tarei den Kar- dina'ispnrpiir. Bet der AbschiedSaudienz soll Benedikt geßigt haben: „Wir haben euch das Karoinalsgewcmd gegeben. Einer von euch wird einmal das weiße Gewand anlegen." Daß d>seS Wort schon sieben Monate später wahr werden ollte, bat keiner der Beteiligten geahnt. In Mailand wartete» s.'4 neuen Oberhirten große Ausgaben. ES galt ein Rieseiibistnm mit zwei Millionen Katholiken zu regiere». Als hervorstechendr Tätigkeit deS Oberhirten ans der kurzen Mai'änüer Zeit läßt sich keine Sorge für oie Jagend buchen. Tie Katholiken Ita- l-ens habe» sich den Religionsunterricht anS den össent- lichen Schulen nehmen lassen. Nur wenn die Mehrheit der Ellern es verlangt, wiro in den Gemeindes.chulen NeligioiiSnntcrricht gegeben. Erzbischof Ratti forderte die Eltern auf, überall Kate- chisinuSnnlrcricht »ür die Kinder zu verlangen. In Mal and setzte er selbst eS gegenüber einer sozialistischen Stadtver- tretnng durch, daß sür diesen Unterricht Schulränine zur Per- iügnng gestellt wurde,,. Er sorgte außerdem dafttr. daß Sonn tags und Donnerstags in oen Kirchen oder Bereinshänsern von Priestern und Lalenljelfcrn K a t c ch i S m u s sch nl e n abgehalten wurden. Gleich im Anfänge seiner bischöflichen Tätigkeit be suchte er die Gefängnisse, in oenen gefallene Jugendliche unter-« gebracht waren. In der männlichen Abteilung sprach er vor 2000 jugendlichen Gefangenen uns besuchte jede einzelne Zelle. Znm Zeichen der Dankbarkeit schickten ihm die Insassen -i» Glück wunschtelegramm, als er znm Papst erwählt war. nnd brachtenj im Gefängnis einen Gedenkstein an, der an diesen Besuch erinnern» sollte. Am 7. Dezember 1921, dem Feste des hl. AinbroiftiS- eröffnet« Erzbischof Rattt die katholische Universität Mailand, die vorläufig zwei Fakultäten »mfaßt, die philo sophische und die kür soziale Wissenschaften. Tie Vermählung von Glauben und WIsse n, das war nach des Oberhirten eigenen Worten Zweck und Ziel der Errichtung einer katholisches Universität. — Zwei Monate später schon bestieg Ratti deft päpstlichen Thron. Was die italienische BolkSpartei von ihm dH seiner Beensung ans den erzbischöfliche» Thron zu Mailand saatH konnte seht die gesamt« katholtiche Welt wiederholen, daß nämlich icke Wahl ein sicheres Anzeichen dafür sei, daß er sein Amt znn< Segen der Menschheit venvalten werde, denn er bringe miti hohen Geist, ein prtesterltches Herz, Würde »ntz Klugheit. R. H. Veriiiitwortiick, kür den redaktionelle» Teck: Dr. Joses Albert Dresden. — Für den Inseratenteil: Joses Fobmann. Dresden
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