Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 08.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192402081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-02
- Tag 1924-02-08
-
Monat
1924-02
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.02.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Freiing, de» d. Februar ibe!-l Ar. 8ll. Seile 8 Ziidiiftrikkc ArlmIsliki»ki»llIM Po» Tr. Wilhelm Font, Berlin. Es unleeiiegt teinein Zireifel, das; in der Nachkriegszeit der Cinsiuß der Arbeiterscha st auf da» gesamte Staats- und xöirtfcha'lsleben sehr groß, zeitweilig entscheidend geworden war. Es besieht auch Eiicigkeit darüber, das; dieser Einfluß nicht imnler in der richtigen Art und Weise verwandt worden ist. Die Arbei terschaft war uns Grund „ihrer seit Jahrzehnten überwiegend eingenommenen verneinenden Stellung zu Staat, Ration und Wirtschaft und zu», Gesellschastsleben und aus ihrer engen klasscnpolitijchcn Einstellung heraus" (Slegerwaldj der ihr plötz lich in den Schoß gefallenen Aufgabe nicht gewachsen; eS fehlte ihr vieljach an Pflichtbewußtst»» und Verantwortungsgefühl. Auch die schöpferische Kraft, die in den Betriebsräten liegt, hat sie nur wenig zu nutzen verstanden. Heute haben wir en>e rliealtion aus diese Erscheinung zu verzeichnen. Das Pendel, da» die Arbeiterschaft in die Höhe brachte, hat bereits seit längerem seinen höchsten Stand erreicht -und geht zurück, ja cö droht nach der andere» Seite über die Mute hinaus z» 'chiagen. Das liegt an allen möglichen Grün den; ich nenne nur: Stabilisierung der Währung, Preise über Wcltmarltstgnd. Arbeitslosigkeit, dadurch bedingte finanzielle Schwächung der Gewerkschaften wie auch durch die Geldentwcr. tniig der letzten Monate, Micnmverträge Alle diese Gründe haben dahin geführt, dag der dadurch bewirkte Zwang »ach größerer Wirtschaftlichkeit der Betriebe den Einfluß der Unter nehmer stärker und stärker hat werden lasse». Dazu kommt der Ablauf der DemobilmachungSverordnungen und die neue Arbeit"-',eitverordniing, die durch die Möglichkeit ungehemmterer Entlassungen und längerer Arbeitszeit ebenfalls ein Uebergewicht der Unternehmer hervorriefen. Es stimmt, das; manche Unter nehmer die Dinge falsch angefaßt habe,,, daß sie nnpsvchologisch borgegangcn sind, daß sie durch Diktat Entlassungen und Mehr- arbcit Vornahmen; c-.> stimmt, daß a» einigen Stellen dadurch die Arbeitsgemeinschaft gefährdet ist. Allerdings möchte ich nicht der Meinung sein wie Herr Joos in seinem bekannten Brief an Tr. Wirth, daß „diese Errungenschaft sozialer Verständigung und innervolitischen Friedens in schwerer KrisiS" liege. ES gibt sowohl auf seiten der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer solche, die nach wie vor am Gedanke» der Arbeitsgemeinschaft sesthalten. Eie christlich-nationale Arbeiterbewegung hat das in den letzten Wochen bewiesen und sie hat sich den Notwendigkeiten der Zeit -fast überall gew achsen gezeigt. Die Frage liegt nahe, wo bleibt der Gegenpol, der Unternehmer? Darauf ist zu antworte»! dieser Unternehmer ist da, ist insbesondere in der Zcntrnms- partei; er arbeitet und wirkt in seinem Betriebe, in seinen Arbeit geberverbänden, arbeitet und wirkt sin Sinne der sozialen Ve» siändigung, im Sinne der Arbeitsgemeinschaft. Darüber besteht in cinaeweihien Kreise» kein Zweifel. Warum merkt man aber so wenig von ihnen, so wird ge fragt. Da? liegt daran, daß die -Organisation der Arbeitgeber ganz anders ist als die der Arbeitnehmer. Die erstcren sind — soweit sozialpolitische Dinge in Betracht kommen — in Arbeit geberverbänden zusammengcschlosseii, die meistens sämtliche lluternebincr "umfassen: ParallctzKonknrrenz oder sonstige Ver bände gibt eS daneben nicht. Ganz nndeS liegen die Verhältnisse bei den Arbeitnehmern, die in vier und mehr GewerkschaftSrich- tnngen gespalten sind, ES ist klar, daß die bessere Organisation die ist, die sämtliche Be rufsgenossen umsaßt. Die englischen Arbeiter habe» eS z. B. f-rtiggcbracht. sich in einer Gewerk schaft zu organisieren. Wie nun alles seine zwei Seiten hat, sa auch hier. Während durch die christlich-nationalen Gewerkschaf ten klar und demlich znm Ausdruck gebracht wird, daß sie sich den Notwendigkeiten der Zeit nicht verschließe, ist es kür die llmernehmer, die ans dem Boden der Arbeitsgemeinschaft, der sozialen Verständigung im Sinne des ZenioumSprogrammS sichen, schwer, sich innerhalb ihrer Arbeitgeberverbände durchzu setzen, weil ihre Zahl nicht allzu groß ist. Dazu kommt die Be rn ss so l i da r i t ät, für die auch innerhalb der Arbeitnehmer, schart ein großes Verständnis vorhanden sein wird. Ein Einzel- Vorgehen ist mehr als schwierig und der zeitweilig ailfgetaiicbte Gedanke, eigene christliche Arbeitgeberverbände ans,zuziehen, absurd. Tie Zersplitterung in nuferem Organisationswesen ist gerade groß genug. So antwortete ich Herrn JuoL: Der Ttyius Unternehmer nnler Zugehörigkeit zum Zentrum, der nicht den Kampf, sondern ehrlich die Verständigung will und der über andere Methoden der Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit verfügt als manche Blinden von heute, braucht nicht gesucht zu werden, er ist da. Die von Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbarte und vom Reichsausschuß der ZcntrmnSpartei einstimmig ange- iwmmene Entschließung über die Arbeitsgemeinschaft beweist daS mit aller Deutlichkeit. !lm den Ans»liIjM!list,ind Von Tr. Walther Meißner, Dresden Der „Sächsischen Industrie" entnehmen wir folgenden Aussatz, der verschiedene Tatsachen inS Gedächtnis zurückrust, dio-chei den Schreiern »ach Aufhebung des Ausnahmezustan des in Vergessenheit geraten zu sein scheinen. Es wird jetzt sehr viel unverantwortliches Zeug über die Möglichkeit einer Aufhebung des AnSnahmczustandes durch daS Reick in Sachsen gesprochen. Da lohnt eö sich doch, sich einmal zu vergegenwärtigen, wie eS vor dem AuSnahmezusiand in Sachsen auiSsah. Heute sind die Straßen der grohön Städte frei für die jenigen Leute, die ihrer Arbeit nachgehen. Vor deni Ausnahuic- znstand beherrschte das Gesindel die Straßen. Wer je die täglichen Ansammlungen des Pöbels am Dresd ner Hauplbahnbof mit erlebt hat. der wird davon ein Lied singen können. T rufende von Rowdys besetzten den großen Platz vor dem Bahnhof oder drangen gar in den Bahnhof ein, unter end- loser Absingung des Liedes! „Wir fürchten nicht den Donner der Kanonen und nicht die grüne Polizei". Den Donner der Kanonen haben die Herrschaften allerdings sehr gefürchtet, dagegen kam eS mit der größtenteils sehr braven grünen Polizei nur selten zu Kämpfe», da die armen Polizisten oder Polizeivffizlere nicht fest zuzugreifen wagten, weil sie nichl sicher waren, am nächsten Tage von ihre» Vorgesetzten Behörden deswegen abgesetzt zu werde». Die elektrischen Bahnen mußten hübsch langsam hinter dem Gesindel hersabren, damit mir keinem der Herren Kominuniste» der Rockärmel schmutzig gemacht wurde. Die Hotels »nd die Luden in den großen Städten hatten sich schon eiserne Sperrgüter angesckafft, um ihre Räume gegen plötz liches Eindringen zu schützen. Im übrigen waren die Kleinhänd ler ganz darauf gefaßt, daß aller Viertelstunden junge Bengel z» ihnen hereinkamen, die unter mehr oder minder lebhaften Dro hungen Waren verlangten. Weil eS keinen Schutz gegen sie gab, wurden ihnen m isicnS die Waren miSgehändigk. In Dresden kam cs ja sogar soweit, daß. wie der Erwerbs lose Ke-ennccke bei einer dieser Nnruben rimkam. seine Freunde chm einen große» Leichenzug veranftalteten, wobei jedem, der nicht den Hut zog (als ob e? da? Allerheiligste wäre), der Hut vom Kopse geschlagen wurde Die Versamnilnngen cer bürgerlichen Parteien oder Vater ländischen Verbände waren nicht sicher, ab sie nicht von den soae- naniitc» .Kommnniftischen Hniideilschnfle» aesiwengt wurden. Ja, sogar die Versamnilnngen zugunsten de? RubropferS wurden ge sprengt. Polizeilicher Schutz war nur sehr schwer zu erlangen, sehr häufig wurde gesagt, eS könne nickt ausreichender polizeilicher Schutz gewährt werden oder cs wurden vaterländische Versamm lungen von vornherein verboten. Und wie stand eS in der Industrie? Da war eS soweit ge» kvnunen, daß in den »leisten Orten keine Tariwerbandlnnaen mehr stattfinden konnten, daß sich die Tarifkommissioncn von Ort zu Ort reite» mußten, weil ihre Teilnehmer täglich nufk- schwerste bedroht und sogar angegrisfen wurden. In einzelnen Jndustrie- orten waren die Arbeitgeber völlig vogelfrei, sic konnten sicher sein, daß, wenn ihnen irgend ein Rowdn mit dem Stack über den Schädel schlug, danach kein Huhn oder Hab» krähen würde Die sogenannten .Kcnnmnnistischen Hundertschaften warfen sich zn Herren des Landes -ans, sie erhoben Abgaben, kontrollierten die Preise, verlangten Sck'eßwaffcn und mischten sich — oft gegen» den Willen der Belegschaften — in die inneren Angeleaenbeiten der Betriebe. Di' Minister aber, welche berufen gewesen wären. Ordnung im Lande zn schg-ien, hielten aufreizende Reden und sehnten den Kwsienkawi'f in seiner schärfsten Form herbei. Tcr „Ministerial direktor" Brandler stand in engster Verbindung mit Sowietz-Ruß- land und batte fick vorgenomnien. die bestehende Staatsform im Reiche und in Sachsen mit Gewalt nmziisiostcn. um eine Allein herrschaft der Kommunisten berbcizuführen. Der Ministerpräsident Zeigner ließ eS sich angelegen sei», jeden Erfolg der deutscheil auswärtige» Politik dadurch unmöglich zu mache», daß er im Landtage und vor Versammlungen fort während gegen die Reichsregicruna »nd deren auswärtige Politik sprach. Man mußte de» Eindruck haben, daß er den Franzosen in die Hände arbeitete. Für ganz Deutschland war Sachsen der Kinderschreck oder daS allgemeine Gespött, und für das Ausland galt Sachsen als- ein Land, in dem niemand seines Lebens sicher war. Tatsache ist, daß, wenn die Reichswehr noch weitere vierzehn Tage Sachsen fern geblieben wäre, dann der Versuch gemacht Worden wäre, eine Diktatur des Proletariats zu errichten, daS heißt, wohlgeinerkt des kommunistischen Proletariats. Heute ist e? anders in Sachsen, die kommunistischen Hun dertschaften sind nicht vor dem Donner der Kanonen, sondern vor dem bloßen Auffahren der Kanonen anKgerissen; Herr Brandler hat das Weite gesucht, Herr Zeigner denkt im Gefängnis darüber nach, ob eS nicht besser gewesen märe, wenn er mehr Geld für seine GanSkäuse angelegt hätte. Wenn die Wachtparade am Block, l-ause aufzieht, dann folgt ihr eine freudig bewegte Menge, und wenn mau am Dresdner Hauptbahnhos antoinmt, muß man nicht sülchten, in einen Aufzug des vereinigten GroßstadtgesindelS zn komme», das widerspruchslos die Straße beherrschte. Kurz, es herrscht wieder Ordnung in Sachse». eS gibt wieder Militär in Sachsen, und die anständigen, friedliebenden Sachsen können wieder ailifatmen. Ein Narr aber ist, wer etwa denkt, daß die früheren Zustände nicht sofort wiederkomincn, wenn de Ausnahmezustand aufgehoben werden sollte. Mit doppelter Wut würde daS Gesindel sich für die Zeit der Enthaltsamkeit rächen, und wieder würde der Sowjet-Stern das Banner bilden, unter welchem ölewalttat. Roheit und Gier nach fremdem Eigentum ihre Anhänger sammeln würden. Darum wäge jeder doppelt seine Worte, wen» er von der Aufhebung dek- Ausnahmezustandes sprich« Noch nicht, noch lange nicht ist die Zeit dazu gekommen' W IlltlittltkliUkWmi- Von Curt Steudtner, TrcSde» Tie Zivilprozeßordnung lß -ttl) und die Slcafprozeßoevnvng (8 lassen die Schriftvergleichnng zn zur Feststellung der Echt heit eil,er Urkunde, letzgenannteS Gesetz auch zur Ermittlung es Urhebers einer Schrift. Trotz ihrer offensichtliche» Wich tigteit für daS Nechtsleben erfreut sich diese Institution keiner rechten Achtung, baut der Bemühung vieler, die Schriftvergleichnng herabznsetzcn. Und da derartige Auslastungen in der Tagespresie Eindruck machen, werde» sic gar bald Gcmciiigiil breiter Schichte». Kein Wuiiber, baß die Achtung vor dem Geschriebenen, »o, .Wachs u»b Leder", stnnier mehr schwindet und die anonym' Briefscnche immer mehr Ansbreilimg gewinnt. Für die inst der Schristvergleichniig eclevlen Fehlschläge wirb meist der Schrift- vergleicher verantwortlich gemacht. Zugegeben, daß nachweisliche Irrliimec vorlvmmen, daß Widersprüche zwischea den verschiedenen ziige;ogeiie» Sachverständigen oft sestznst-'lleii sind, so glaube ich doch, daß der Schriftezperte Nicht schlecht-- al'frhncidet als andere Sachverständige. Ta bekanntlich jede» Aiigekmg!. uns.st, ist imo mir selten ei» Angeklagter seine Schuld eingestellt, weeden alle an geblichen Irrtümer für erwiese» angenontmen und ausge- banscht für die vielen »nenlschicbeiien Fälle: namentlich für die vielen, für den Privatkläger fatalen AuSgäng- st- Privatklag.'- sarhcn, kann die Schriftvcrgkeichinig nickt >-e . -glich ge,„ .n t werden. Hier trifft in den weitaus weis! .', st e .> die E w die Partei oder deren Anwalt; der Schriftsachverständige leim keine Wunder tun. Nicht von jeder Schrift, namentlich von verstellter, läßt sich der Urheber mit auch mir einiger Sicher heit festktclken. Bei der Schriftvergleichiiiig Händen es sich »in e>» W>eo r. erkenne», sei es am allgemeinen Schristcharakter oder Geist der Schrist ooer an Einzelmerkmalen. Hierzu gehört ein durch jahrelange Uebung geschärftes Auge, gründliche Kenntnis vom Wese» der Handschrift und den Veränderungen, denen sie. in folge vo» Stiinniungsschwankiingc» und Krankheit unterworfen ist, KombtiiationSvermögc» unb vor allem Erfahrung. Alte diese gute» Tinge wollen durch jahrelanges Studium erworben sein, wie es nur der becreibt, der dieser ,chel»bar recht trockene» Sache ein tieicS Interesse abgewinnt. TieS ist vor allein der Graphologe oder Schristendenter, der ernsthaft nach Zniaininew hängen forscht zwischen der eigenartigen Schrift und dem Elsa- rakter des Menschen. Taß dies kein- Svielerei ist. hat nici» längst estigesehen. Hat doch einer der erfahrensten Schriftsach verständigen kAdolf Henze) seiner tu Tankende» vo» Fällen ge woiinencn Erfahrung i» dem zm» Sprichwort gewordenen Be kenntnis Ausdruck verliehen: „Tie Handschrift ist der Etzaralter des Menschen." Nur glaube man nicht, daß diese Fäyigteiten so nebenher cmsgelesen werden beim Erteile» von Scbreib»»ter- richt oder beim Viel- oder Scl>ö„sch,eilv" >»> Kontor oder i>- dec Kanzlei. Hierin liegt gerade der Schwecpuu.:. -iommt einmal ein Fall vor, so hält sich ieder für berufen und fähig, ein Urteil zn fällen, der über daS Wesen von Schrift und Schristidcntität noch keine fünf Minuten nachgedacht hat, der sei»-; eigene Sctirisr noch nicht bewußt und eingehend betrachtet hat. Tiefe Sach kenner hasten an einigen belangloseil Aehnlichkeiten, nnb da? Urteil ist fertig. Frischsröhlich w>rd dann loSgeklagt. Bald hac auch die andere Partei einen Anwalt. Lautet dann daS Gut achten eines erfahrenen, vorsichtigen Sachverständigen anders oder nicht so bestimmt, wird dann, wenn andere Be last u n g s p n » k t e nicht vorlicgc», der Angenagte »>an- gcls Beweises sreigesprochen, so ist dann das Urteil bei solchen Personen für Zeit und Ewigkeit über den .Sachverstän dige» und die Schriftvergleichung fertig: „Ter Mann kan» ni nt? un. die ganze Sache ist höchst unzuverlässig." Seine eigene Unkenntnis und Unvorsichtigkeit »nicht de, Ankläger natürlich nicht verantwortlich Ich kann es nicht genug empfehlen, stets einen Sachverständigen nm seinen Rat Die Scholle Noma» von Georg Julius Petersen. l-l2. Fortsetzung.) Die paar Tage gingen wie im Traume dahin. Tie erste Wache war ein Hinaufsteigen: jeder Tag ei» Himmel, bis der siebende erreicht war; die zweite Woche verwischte allen Glanz der vorangegangenen und ließ die Zukunft grau in grau. Selbst Gottfried, der viel mit seiner Schwester zusammengewesen war, verlor von seiner Unbekümmertheit ynd Sorglosigkeit, und als er reisefertig vor den Seinen stand, prägte sich in seinem Gesicht jene Reife auk-, die seine Angehörigen schon in ernsten Augen blicken ail ihm kannten. Und zwei Tage später entführte auch der Zug den Erben der .Mühle. Nun war das Haus wieder still; Margarethe war wieder in ihr Elternhaus zurückgekehrt. „Wie gut, daß du wenigstens bei unS bist, Mine," sagte Frau Hoffsteen eines Tages, als die kleine Familie bei Tisch saß. „Ja, das finde ich auch", meiute der Müller „sonst wäre es ja rein zu einsam bei nnS." Ter Frühling kam und mit ihm alle seine Begleiter, nm die Mcnschenhcrzen zu betören. Die Mühle lag sinnierend da, zwischen grnncndcn Bäume», an ihrer Seite der Bach, der von alten, uralten Zeiten erzählte ... In lauen Mainächten traten Kobolde ans dem Walde und näherten sich der Mühle. Ein seltsame? Geranne Hub an. ein verstecktes Kichern wurde laut, und der Waldboden erzitterte unter den Hnfschlägen galoppie render Zentauren Fern in Frankreich wälzte sich ein Soldat stöhnend auf seinem Lager, van holden Träumen gequält XI. Ende Juni wurde das Regiment, dem Christian angehörte, ans der beschaulichen Rnbe -und Sicherheit des Stellungskrieges aufgerüttelt. ES war zwar nicht unmittelbar Ziel und Gegen stand der feindlichen Offensive, die weiter links mit unerhörter Wucht eingesetzt batte, dennoch wurde eS von den Ausläufern dieser Massenbewegung stark in Mitleidenschaft gezogen. ES gab unruhige Tage und Nächte. Ein Gasangriff folgte dem andern, die Soldaten legten sich mir noch mit jederzeit ge brauchsfertiger Gasmaske zur Ruhe »ieder, »nd an Sturm angriffe» der Engländer fehlte e§ nicht. Nach und nach wurden die Bennrnhigunge» durch den Geg ner sclicner Dafür wurde der Anblick, den der Mittelpunkt der feindliche,, Angriffe weiter links namentlich nackt? bot, immer unheimlicher, das unablässige, nie zai-m Sckkweigen kommciide Trominclfener immer unerträglicher; die Sommcschlacht mar entbrannt. Christian Hoffsteen stand an den lauen Sommerabendcn oft auf einer Brnsiwchr im Graben und betrachtete da? drohende, > furchtbare Blitzen; wenn die schweren Geschütze ihren Racken öffneten, war der Horizont für Sekunden von Flammen über strahlt. Manchmal gesellte sich Prahl zu ihm, »nd dann starrten beide wie hnpnotisicrt auf das schauerliche Bild. Eine? Abends sagte Prahl: „Et sehen wieder allerhand Parolen." „Ja, ich habe auch schon davon gehört," entgegnen' Ehristinn. „Iknd wat hältst du davon?" „Wa? soll ich davon halten. Prahl! Ich denke nicht weiter darüber nach. Daß ich mich von hier wcgsehne, um in die Ecke da geführt zu werden, kann ich nicht behaupten; andererseits müssen aber doch andere Truppen hin, um die Lücken aufzu- süllen und die abgekämpften Formationen abzulösen. Und wir liegen bier nun schon bald ein Jahr." „Du nieenst, sic erinnern sich bald liebevoll an nnS?" „Ja, das glaube ich." Prahl zündet sich vorsichtig einr Pfeife an und legte die Arme auf den Grabenrand. „An Ilrlamb ist unter diesen Umständen natürlich nicht zu denken," sagte er mißmutig „Und ick habe mir so darnff jefrent." Christian antwortete nicht. Prabl tat ihm leid, denn eine bis ins kleinste zureehtgeleate NrlanbSfahrt drohte zn Wasser zu werden. Der Berliner hatte bereits eine in freundlichstem Ton gehaltene Einladung von dem Vater seine? Kameraden erhalten, und er sprach kaum noch von rtwaS anderem als von kommenden Feiertagen. Da verdunkelten die umlaufende» Gerückte sein Glück. Und sie inackten eS völlig zunichte, als es eines Tage? hieß: Urla-ii-bk-sperre. Nun wußten alle, wa? lo? war. Und als dann zu der UrlanhSsperre die Briefsperre kam, bestand kein Zweifel mehr darüber, daß die nächsten Tage Entscheidungen bringen würden. Und sa geschah e?. Eine? Abend? hieß e?: „Um 11 Uhr kommt die Ablösung, die neuen Posten sind genau zu belehren, und um 1 l >/ Uhr wird abaernckt." Der Unteroffizier Christian Hoffsteen führte seine Grnvpe über woMekanntc Wege ins Rnlieqnartier de? Regiments. Hier vereinigte er sich mit seiner Kompanie. Im Dorf herrschte ein unbeschreiblicher Wirrwarr. ES war wie ein Wesvensckwarm. der au? seiner Rnhc anfgeschcucht wird. Die Truppen wurden im Moraengranen de? AngnstlageS mit Aukoiin'-l'ilen durch da? Hinterland jener „Ecke" »äbcr- gebracht, in der c? seit Wochen ahne Unterlaß dröhnte n»d blitzte. Als die -Kompanien einzelne Baracken bezogen, sagte Prahl zu seinem Gruppenführer: „Wir wolle» nn? man 'n bißchen Zusammenhalten, denke ick." Ja, das meine ich auck. Ueberhaupt die ganze Gruppe." Sie hockten auf ihrem Lager z» ebener Erde und betrach teten das Leben und Treiben in der Hellen, geräumigen Baracke. Ebristian Hossstcen konnte ein ganz seltsames Gefühl an sich wahrnehmcn: die Schwermut war von ibm gewichen, er fühlte sich fast erleichtert. Er wurde vor etwas Neues gestellt, clwa? UngcwisseS; das Schneckentempo der Tage da hinten wurde von dem rasenden Gang der Minute» in dieser Hölle abgelöst. Wurde man von ihr verschlungen — gut; spie sie einen Wieder aus — auch gut. Aber sie machte ihre Sacke wenigste»? lurz; sie konnte den Leib martern, a-ber »icbi die Seele zermürben. Nack zwei Ruhetagen rückte daS Bataillon „nach oben". Bei Nacht. Aber da? Sperrfeuer war so weitreichend und verheerend, daß schon die erste Nacht weit hinter der Kampffront erhebliche Verluste brachte. Die Truppe lag dann zwei Tage und Näckir nnf freiem Gelände, nur durch spärliches UnterHol; und Stränchcr vor de» Späherangeir der zn Hunderten kreisende» Flieger gedeckt. Und dann hieß e?: Abrncken! Vorher gab e? »och einmal Post. Wie Grüße an? einer Welt, die man bewußt hinter sich läßt, »nitete» diese letzten Briefe an. Sie lösten eine Welt von Gedanken aus. „Freu' dick, daß du nicht? bekommen hast," saate Christian zu Prahl, und seine Stimme klang schwer In einein zerstörten Dorfe erhielt die Truppe Mineral wasser, soviel ieder tragen konnte. Der Durst solle die Soldaten da oben furchtbar cinälen, bieß eS. Da? nächste Dorf zeigte eine granenbaste Verwüstung. E? tvar deni Zerilörniig-Ssener der Engländer nn'interbrochen anSaesetzt Trotzdem la-ien in diesem Ort höhere Stäbe; die Automobile jagte» hin und ber, die Granatlrichtcr, über die sie hinwearntichten, gaben -hiien da? AuSseben vo» Booten, die mit de» Wellen kämpfen. E? war zwischen Tag und Nacht, zwischen Lickt und Finster nis. Es war irgendctwa? nicht in Ordnung, und so innsste die Truppe eine Weile verharren. Die meisten der Leute hatte» ihr Sturmgepäck ahqenomnicn »nd saßen min darauf, und da? Aus sehen der einzelnen Gefickter konnte einen Psvckologe» reizen. Auch Christian Hoffsteen ruhte sich an?. Er batte den Arm aufgestützt und dachte über den vor zwei Stunden erhaltenen Brief seiner Braut nach. AIS Prahl, der vor ihm stand und wie aebannt in den von zuckenden Blitzen alntrat gefärbten Horizont starrte, einmal sagte: „Eenfacck tröstlich. Man könnte sich selber bemitleiden." da antwortete der Müllersobn wie in einem tiefen Traum: ,.Wa? sie in l-iesem Augenblick wob! zu Hanse machen." Nach kurzer Pause hieß cs: Ferligmaccken! Al? Ebristian Hassst e» fest, Sturmgepäck umgelegt batte und in Wartestellung seine Augen wandern ließ, stieß er plötzlich einen halblauten Ruf a»?. Er krallte seine Finger in Prabl? Arm und flüsterte unter furchtbarem Herzklopfen: „Da ... da . . , Graf Knud!" Der Berliner folgte d m brennenden Blick de? Freunde?. „Wer. der lange Husar?" (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)