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Sonnabend den 2«. Juli I9-'L Nr. 173, Seit« L Fest im Sturme Erzählung von Friedrich Friedrich l'-O. Fortsetzung.- Elzc trat dicht a» ihn heran und »einte seinen Mund zu Lindners Ohr. Ans seincn Angen leuchtete e.n dämonischer Blick. »Ich weis;, das; Fensen unschuldig verhaftet ist," sprach er flüsternd, »wicht er hat Wolsshcim erschlagen!" Ltndner zuckte zusammen, dennoch faßte er sich rasch. ..Wes kümmert mich da: !" cnlgegnete er. „llebrigenS spre chen alle Bewe!''e gegen ihn!" -lind ich kann beweisen, das; er unschuldig ist," fuhr Elze flüsternd fort. »Wenn ich heute zu dem Richter hingehe und sage, nxrS ich weiß, so würde chensc» heute noch in Freiheit gesetzt." Ter letzte Tropfen Blut war ans Liudners Wangen ge- trichen, sein Auge glitt scheu, flüchtig über den -Schreiber hin. Wutzte dieser noch mehr? Oder hatte er dies nur gesagt, um Geld von ihm zu erlangen? Er konnte nicht mehr wissen — dieser Gedanke gab ihm einige Kraft. »Womit wollen Sie den Beweis liefern?" fragte er. Es wurde ihm schwer, diese Worte hervorzubringen und fein. Auge suchte dem stechenden Blicke des vschreiberS auszu- »reichen. »Weil ich weis;, daß ein anderer Wolffheim ermordet ha!," sprach Elze und hielt nach diesen Worte» inne, um den Ein druck, den dieselben auf Lindner machten, zu beobachten. Lindner hatte die Lehne eines Stuhles grfaßt und hielt sich krampfhaft an derselben. Seine Lippen waren fest aufeinander gepref;t. »Ich war damals !m Walde," fahr Elze fort, »ich saß in der Nähe jenes Orles, an dem Wolffheim erschlagen ist. allein, ich hatte keine Ahnnng davon, das; in »reiner Nähe eine so blu tige Tat geschehen würde. Sie wisse», ich bin oft im Walde und ich fronte mich über den stillen, schönen Abend. Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. Ich sprang auf und eilte nach der Rich tung, ans welcher der Schrei erkstingcn war, und als ich das Gebüsch auseinander bog, sah ich Wolffheim an der Erde liegen und über ihn gelnnigt stand ein Mann, der ihm einen Gegen stand aus der Tasche zog - eine Brieftasche. Darauf zerrte der Mann den Erschlagene» dickt an das Gelände des Steinbrucks und stieß denselben hinab. Es klang dumpf und schauerlich, als Wolffheim unten niederste!, er mutzte indes schon völlig tot sein, denn ich vernahm keinen Laut weiter von ihm. Der Mann, der Wolffheim erschlagen hatte, stand einen Augenblick still und horchte, dann eilte er fort, der Stadt zu. Ich folgte ihm, ohne das; er mich bemerkte. Als er an dem Waldbache angelangt mar, wusch er sich vorsichtig die Hände, welche tvahrscheinlich mit Blut befleckt wäre», und dann erst öffnete er die Brieftasche und nahm einen Gegenstand, ein Papier, aus derselben. Die Brieftasche warf er ins O^büsch. Nasch begab er sich dann auf einein Um wege zur Stadt, allein ich folgte ihm auch jetzt nach und kann Ihnen sogar sagen, in welches Haus er eingetreten ist." AnfaimS regungslos, dann heftig zitternd, hatte Lindner ihm zugehört; bei den letzten Worten war er auf den Sbuhl niedergcsuiiken und blickte starr vor sich hin. Des Schreibers Auge ruhte mit dem Ausdruck genugtuen der Freude auf ihm. „Wenn ich dies alles den» Richter mitteile," fuhr er fort, »so würde Fensen wohl freigetassen werden, denn ich kann be schwören, datz er nicht der Mann war, welcher Wolffheim erschla gen l>at. Ich weiß, datz auch Sie dies alles interessieren mutz, und rs fragt sich nur, wie hoch Sie mein Schweigen anschlagen." Lindner schwieg. Seine Brust atmete schwer. Eine flüch tige Hoffnung schien in ihni aufzutauchen. Hatte der Schreiber ihn wirklich erkannt?" »Was geht es mich an. ob Sie schweigen!" rief er auf springend. »Wird der Richter Ihnen glauben?" »Er wird anfangs meine Aussage vielleicht bezweifeln," ent- gegncte Elze, «allein ich würde ihm den Namen des Mannes nennen." Lindner schritt hastig, unruhig im Zimmer auf und ab. Der schwache Hoffnungsstrahl war bereits wieder vernichtet. «Was verlangen Sie für Ihr Schweigen?" fragte er end lich, die Worte mit Mühe herborbringend. Der Schreiber zuckte mit der Achsel. „Wie hoch schätze» Sie dasselbe?" >varf er ein. Lindner blickte sich im Zimmer um, als suche er nach einem Gegenstände, daun ergriff er hastig eine auf seinem Schreibtische liegende wertvolle goldene Uhr nebst goldener Kette und reichte sie Elze. »Hier — hier!" sprach er hastig. Ueberrascht blickte der Schreiber ihn an. Er zögerte, die Uhr anzunehmen, da sie ihm vielleicht llnannehmlickkesten be reiten konnte. »Mir würde Geld lieber sein," warf er ei». Lindner pretzte die Lippen aufeinander. «Ich tan» Ihnen heute kein Geld geben," ensgegucte er. I» Elzes Augen zuckte es auf. Jetzt war ihn» die Tat LindnerS, die er bis dahin nicht begriffen hatte, erklärt. WaS einige schon längst als dunkles Gerücht erzählt hatten, datz Lindner sein Vermögen verschwendet habe, schien sich zu bestä tige». Der reiche Döan» besatz nicht einmal mehr so viel Geld, um ihn zu bezahlen. „Ich kann Ihnen heute kein Geld geben," wiederholte Lind- uer kurz. Er batte die Schwäche, welche sich seiner bemächtigt, überwuudeu, der Mut der Verzweiflung schien ihn erfaßt zu habe». „Ich kann die Uhr hier nicht verknusen, ohne Aufsehen zu erregen," fuhr Elze fort. „Datz ich einen so wertvollen Gegen» stand nicht mein nenne, weiß jeder; man würde nachforsche», auf welche Weise ich in den Besitz der Uhr gekommen und es könnte Verdacht errege», wenn ich angeben müßte, datz ich sie von Ihnen erhalten. Ich bin vorsichtig, weil ich meinen ehr lichen Namen nicht beflecken möchte!" „Ihren ehrlichen Namen?" wiederholte Lindner spöttisch anflachend. »AIS ob jemand an demselben glaubte!" Elze zuckte wegwerfend mit der Achsel. „WaS die Menschen glauben, ist mir gleichgültig; eS hat wenigstens niemand ein Recht, mich unehrlich zu nennen! Wie mancher gilt für ehrlich und ist cS nicht. Bitte, geben Sie mir Geld!" „Wann sind Sie imstande, es mir zu geben?" „Ich werde eS Ihnen bringen." „Wann?" . »Das weiß ich noch nicht. Bald — in den nächsten Lagen." Der Schreiber schien immer noch nicht zufrieden gestellt zu sei». Konnte Lindner diese Zeit nicht benutzen, um zu f'iehsn. „Dann werde ich die Uhr wenigstens als ein Pfand neh men," sprach er und steckte dieselbe ein. Lindner bemerkte es kaum; erst als Elze das Zimmer ver lassen wollte, trat er vor ihn hin und hielt ihn zurück. „Bleiben Sie!" rief er. „Wer bürgt mir dafür, datz Sie sHvcigen werden?" s Ueber das Gesicht des Schreibers glitt ein schlaues, ver- schmitzteS Lächeln. „Vorläufig mein eigener Vorteil," entgegnete er. »HH würde keinen Gewinn davon haben, wenn ich Sic a»i;e>gte." „Und Sie haben noch gegen niemand ein Wort darüber gesprochen?" fragte Lindner weiter. «Sie werden mich nicht für so töricht halt:». Das Ge heimnis hat für mich nur so lange Wert, a!s ich alle:« darum weitz. Solche Dinge plaudert man nicht aus. wie eine Neuigkeit, die man im Wirtshause erfahren. Sie haben cs in Ihrer Hand, meine Lippen zu schließen." ^ „Gut, ich werde Sie reichlich bezahle»," fuhr Lindner fort. „Schweigen Sie und Sie werde» sich dadurch ein sorgenfreies Leben erkaufen." Elze ging. Lindner blieb noch wenige Augenblicke in se'nrm Zimmer, um zu überlege», was er tun solle. Immer drohender brach das Verhängnis über ihn herein. Er war nicht imstande, eiiien Ge danke» zu fassen, denn der Kopf war ihm wüst, die Stirn glühte, und er eilte zurück zu Olga, damit ihr Mund nicht zun, Ver- räter werde. Langsam schwand der Tag dahin. Die Arznei, welche der Arzt der Kranken verschrieben, wirkte, denn diese wurde ruhiger danach und ihre Fieherphan- tasien hörten auf. Als Olga endlich ans kurze Zeit zum Be wußtsein zurückkehrte und Lindner erkannte, fuhr sic erschreckt zurück. Seine Nähe ängstigte sie und sie wandte das Gesicht ab, um ihn nicht zu sehen. »Verlaß uiichl" sprach sie. Mit weicher Stimme bat er, bei ihr bleiben zu dürfen. Als sie indes ihr Verlangen wiederholte, als er sah, datz seine Nähe sie »och mehr aufregte, verließ sie das Zimmer, blieb indes in dem Nebengemach, um sofort zu ihr zurückzucilen, wenn ihre Phantasien zurückkehren sollten. Sie blieb ruhig. Völlig teilnahmslos lag sie da, und als der Arzt noch einmal kam, um nach ihrem Zustande zu sehen schüttelte er bedenklich den Kopf. »Sagen Sie mir die voÜe Wahrheit," sprach Lindner, der ihn im Vorzimmer erwartete. »Ich werde sie eher ertragen als die zweifelhafte Ungewißheit." „Ihre Frau ist sehr bedenklich erkrankt und bedarf der größ ten Ruhe und Sorgfalt," entgegnete der Arzt. „Halten Sie alles von ihr fern, was sie irgeirdwie beunruhigen und aufregen könnte, selbst die Kinder, sie wird ohnehin nach denselben nicht verlangen." «Glauben Sic, datz ihre Fieberphantasien zurückkehren wer den?" fragte Lindner weiter. „Ich bezweifle es, allein ihr jetziger Zustand kann viel leicht tagelang anhalten, sie wird teilnahmslos gegen alles and fast bewußtlos daliegen. Jetzt gönnen aber auch Sie sich Ruhe. Sie bedürfen derselben fast ebenso sehr." „Ich habe mich bereits in dies Zimmer zurückgezogen. Hier kam» ich ruhen und bin doch zugleich in ihrer Nähe. Nach Schlaf fühle ich kein Bedürfnis, die Aufregung würde mich ohne hin nicht dazu kommen lassen. Die Decke und die Wände drohen mich zu erdrücken, ich sehne mich hinaus ins Freie, in den Wald, um mlfatmen zu können, ich glaube die Last auf meiner Brust würde dadurch erleichtert werden." „So gehen Sie hin in den Wald, gehe» Sic spazieren bis zur Ermüdung, die Ermüdung des Körpers bringt auch der Seele Ruhe, Sie werden dann schlafen und durch den Schlaf gestärkt und beruhigt werden." Lindner versprach, den Rat des Arztes zu befolgen. (Fortsetzung folgt.) VierterUekÄsekerMMeillsg ru Kkelninlr am 3ö. 8echm1>er, 1. unä r. Moder Oor ^VoIinur>A8au83oIiuü bittstz äis OlrswmtLsr Xatlioliksn örinAonä um ^umsläunASu von ^VokrmuKsu 2ur IIutsrdrmgunA 6or ausivärtiFsn OlaudpusAonoggsn. l»st2dors vvollou rsotitsisitiA LsstslIuuASN von Ilutsr- kurikd au äou VormlLeuüeu äog V/olmuuMaussoliussvg ZsIauZsu lassou. Letzter Termin: 1. Svptemlrvr 1922. Der >VokmmK8au88e1iu8: I^otsr Oä3ar, 1. Vomitnsnäsr, Olismuitzs, RiZmaroksdrako 3 MckN-MWWlK „WM". Nächsten Sonntag den 30. Juli Ausflug nach Gasthof Noctkau. Abmarsch in 2 Abteilungen: Entweder nackm >/,3 Uhr Schillerplatz, Blasewitz, oder 3 Uhr Endstation Laubegast. Um recht stacke Beteiligung bittet I. A.: I. Hi erstg. ^ Für 1. August oder später jüngeres gesucht. Reise wird vergütet. Offerten mit Gehaltsanspriichen erdeten an Frau Ellsab. Graf, Kamenz I. Sa., Aulteruiarkt 1. Ein braves kinderliebes sür 1. Sept. zur Stütze der Haus frau bei hohen» Lohn und guter Behandlung gesucht. Offert, an dis Limbacker Autozentrale M. Lollo, Llmbach i. Sa. »>„ stk^ttzmisvlie SMlilMr-llmt Linsprleltt staatlich gsprvkt. Beginn neuer llurss kur Damen unä dlkäcdsn, Bsrukstlitigv, lto- konvalssLvnteo, 8Lngorinnsn unä gcdauspislsrinusn ia Atemgymnastik. ^nmoläungvn Liontag unä Lonnadsnä dimstavsslölliilix vresäeu W krvklscke ^6rra8sv Oemktlcke — VIläverlcv — Urapkttc — ^rckltvlctur Oeökkaet vvrktag» 9—ü Utir, 8onnt»gs lv—S Olir Dresdner IlvostMoosZeuscliakt senriM vsrdunäsn mit rednlllsrrigsr friiskeiiiile 8. vov jklmlwrrl 8 8. jlertel iE ferne»! 11921 . 0r«»il«n-k., l.üttiod»uitr»8« s - kegrünilel 1832 Lügdngs von 7 18 ckadreo ünäon ^uknakwo Vord'Iäung rur Reikvprükung. korgkkltigs geistigo unä kürporliods köräeiuog. Vota u. krüktigo Lost, Beste Bmpksdlungsn dlükorss Prospekts. OväsniLSb, »uod bol Vsrmüolidmsgsn, 6sr Slißlung Sunlsgv rur duedllckung kattiollsckier prlestrr kür «Ile »ückislsekie viuspore öäelken)! Stilen hislrsrigsn Zpoaäorn dorrlicdsu Oaok (Quittung «rkolgt spLter. Vkoltaro Lsnäungsn erbst«» an Stuäiau- rat Ur. 8 tsin, l-slpeip;, La^orsobs Ltrallo 137; ko»t- »obsokkouto Oeiprix 3V761. kür Ilaebmittapisstunäsll (3—6 Ubr) »okorl geauvkil, 8axo»ia- Lueliäruekervi m. d. ll., Vr68ävv-X. 16. lloldeinslnnko 46 8 vsusr«lsrcks desto loinscLkiilicko ^.uskükruuß:, abivasebbar, alle IVeiteu vorrküix «o« VlllWi-IlllM. MN. "E I'srllsprsostsr 705. LianLxvkrüvIrv AL Llsläerstokks, Iisioon- unä LuruovoUvurso 8triokS»rll» — ÜLrcUuva —» Lettkoclero Lrßurt. «sMruWMivklll IMMM «.Mi!« >. Qescküktsstelle: Iti«»t»r»tra8« 5, >. pernrul 2000 Kat uaä Auskunft aa Litera unä Vormllnäer " l-iiderring 49/58 :: kwrnspr. 3568 TSgllekr Lippe»- r»n«i L«n,mvi!»r«1vi» mit Vkiiirlnirvr Stets sinä äiv x-rölltsoXaIbs-u8obrvsias- baxsn,soevio^!iskvill mit 8ausrlcr»ut LU Kaden Lute Kelle un6 «luukle viere vekugi i^ke Ve I n » t u b e 134 r Kammsl--l.ioKl8piolk pvrnruk 1465 Mo^larlstrsks 23 Lrinrt. Vom 28. lull dis 3. üuguot IllkOIlMlIollMSlI. 4. Teil- N se» Ilum lei» In äer Haupt unä Doppsl- roUs äer unüdsrtrsKliedo Llmo klneoln. Lin VoUcssodauspivl in 6 ^ktvn mit nur erstklas siger LesstLuog. öüö tzubtsv Hügel WrI. HettenrlrHe S I'srogpr. 843 xir IKMilil-tliillSl stMMM.MlikSW »m- rnill illiklmgM» sorvia tSMIieiis («dsurmill«! kaukt mau am KUIigstsn bei 6. Wiyäerlwlä Srkurt, Slmerg»»»« IT SemliiO MckWile kür LvttiVi^cdo.vsmsst,Linon, duntss Uotteeug. Lottüoksr, Inlett, Larodsnt, Lemäontued, >Visodtücdcr, Lanä u.l'Lsodsll- l ücdvr, Normal-, Itai okvnt- unä LivsatL-llsmäso. Hotsrdoson, Kobürrsn, Oawonksmäsn, Lsinklviäsr ^ fp. klilpepr, krlun», Langobrllvk» 53 8ism»rokstr.9, pt. Vereines in groller ^usvakl en billigen kreisen tinäon 8io >s» laN-IIM Lrrnnrr VNlkt. kllttttsl, »7. lUMMlMIIIülWMM Lrrnnrr vrlirt. 11.°" »ovle vücker unel Nelle Lumpen aller ^rt, 4 ltsisso, Hoooksn.sLmiliods Lorten ^ItwvlsIIs u. Rückstsnäv, sorvis Wsinliasodon kaukt Lu döobstvn Tagespreisen kn»! WdlbslgsrZ Rokproäuktvn on gror kllilll.kslilkllgzmll. 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