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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020724010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902072401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902072401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-07
- Tag 1902-07-24
-
Monat
1902-07
-
Jahr
1902
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520V schleudern. WaS Na» von ihr verlangen kann, baß sie nämlich peinlich auf die Befolgung der gesetzlichen oder sonst gegebencnBvrschriften hält und nicht offenbarem Schwindel ihre Spalten öffnet, das geschieht schon heute von jeder anständigen Zeitung und nnr der verantwortlich Zeichnende weist, mit welchen Scherereien schon das ver bunden ist. Will man die gerügten Mißstände ernstlich ans dem Ge biete des öffentlichen Änkündignngswcscns beseitigen, dann gehe man mit dem Verlangen vor die rechte Schmiede, andiegcsctzgebendenFactorcndesReicheS, damit die Materie zweckmäßig und einheitlich für ganz Deutschland durch Neiichsgcsey geordnet werde. Leider scheint die Regierung sich noch nicht von der Zweckmäßigkeit dieses Weges vollständig überzeugt zu haben, sonst würden nicht neue polizeiliche Ankündigungs verbote neuerdings erlassen worden sein, wie von den Re gierungspräsidenten inWiesbaden und Schleswig. Deutsches Reich. U Berlin, 23. Juli. (Der Schutz des gewerblichen Ei gent b umS.) Mit dem jetzt veröffentlichten Gesetzentwürfe, betr. das Urbeberrecht an Werken der Photographie, soll der Schlußstein in den Bau der Reform der Gesetzgebung über den Schutz des gewerblichen Eigcntbums ein gefügt werden. Begonnen wurde die Reform schon vor Jahren mit einer Aenderung deS Patentgesetzes, daS in seiner ersten Gestalt Ende der siebziger Jahre zu Stande gekommen war, wie denn überhaupt alle Gesetze der genannten Kategorie zuerst innerhalb dieses Jahrzehnts erlassen waren. Das neue Patentgesetz datirt vom Jahre 189 t. Ihm schlossen sich die Gesetze an, welche den Marken- und den Musterschutz neu gestalteten und durch die alle den Schutz deS gewerblichen EigenthumS auf diesen Gebieten bezweckenden Functionen im ReichS- patenamt centralisirt wurden. Seit jener Zeit ist ein einheitlicher Zug in die Executive auf dem Gebiete deS gewerblichen EigenthumSrechts und zwar nicht zum Schaden des Gewerbes gekommen. Mit dem zu Beginn des laufenden Jahres in Kraft getretenen UrbcberrechtSgesetze an Werken der Literatur und Kunst sowie dem Berlagsgesetze wurde die Reform fortgesetzt. Ein Gesetz über das Urheber recht an Werken der Photographie soll sich nunmehr anschließen. Daß das letztere sich in der Anordnung des Stoffes und in redactioneller Beziehung an das literarische Schutzgesetz vom Jahre 1901 anlehnt, ist nur natürlich, damit aber fällt es auch in die Kategorie der Gesetze, welche sich infolge des Erlasses des Bürgerlichen Gesetzbuchs als nothwendig heraus- gestellt haben. Diese Kategorie ist noch immer nicht zum Abschluß gebracht, weil daS Gesetz über daS private Bersiche- rungSrecht fehlt. Die Arbeiten an dem letzteren sind aber soweit gefördert, daß an einen baldigen Abschluß gedacht werden kann. Es ist also die Hoffnung berechtigt, daß eS auch in naher Zeit den gesetzgebenden Körperschaften des Reichs wird unler- breitet werden können. Kommen die Gesetze über das Ur heberrecht an Len Photographien und über daS private Ver sicherungsrecht zu Stande, dann sind die Reformen auf dem Gebiete des gewerblichen EigentbumSschutzeS sowohl wie die Consequenzen des Bürgerlichen Gesetzbuchs zum Abschluß ge bracht. /X Berlin, 23. Juli. Aus der Praxis der Arbeiterversicherungen giebt das Correspon« denzblatt der Generalcommission der Gewerkschaften Deutschlands einige Beispiele, die in ihren lang ausgc- sponnenen Darstellungen lediglich den Zweck verfolgen, das Unternchmerthum schlechtweg als arbeiterfeindlich an- zuschwürzen und insonderheit nach der Richtung zu ver dächtigen, als trachte es darnach, die Wohlthat der Un fallversicherung auch für den Fall der eigenen Ver schuldung des Arbeiters illusorisch zu machen. Das social demokratische Gcwerkschaftsorgan vermag nur ein Beispiel hierfür anzuführen,' aber die Auslegung des Unfallver- sicherungsgeseyes seitens einer Knappschafts-Berufsge noffenschaft wurde sowohl durch das Urtheil des Schieds gerichtes, wie des Reichsversicherungsamtes umgestoßen. Wenn also schiefe Auffassungen in der Handhabung des Unfallversrcherungsgesetzes seitens dieser oder jener Be rufsgenossenschaften zum Nachtheile der Arbeiter entstehen, so finden solche engherzige Auslegungen des Gesetzes ent schiedene Remedur durch unsere Rechtsprechung. Das Jirteresse der Arbeiter wird also, wo bedauerliche Ueberg,riffe des Unternehmerthums vorkommen sollten, durch bas Reichsversicherungsamt, wenn nicht schon durch das Schiedsgericht, vollkommen gewahrt. Das scheint das Gewerkschaftsorgan durch Mittheilung jener richterlichen Urtheile — in einem zweiten Beispiele dreht cs sich um die Rente eines ausländischen Arbeiters — zwar anzu erkennen, behandelt aber gerade diese Thatsache des unbe dingten Rechtsschutzes für den Arbeiter als Nebensache. Ferner versucht das Gewerkschaftsorgan, cs als ganz ge wöhnlichen Gebrauch der Arbeitgeber darzustellen, die Bei tragsmarken für die Erlangung der Jnvaliditäts- oder Altersrente nicht in die Quittungskarte zu kleben. „Die Arbeiter", heißt cs, „liefern beim Eintritt in ein festes Arbeitsverhältniß ihre Jnvalidenkarte dem Betriebsleiter aus und verlassen sich nun darauf, daß die Marken regel mäßig geklebt werden. Wenn sie aber nach drei, vier oder mehr Jahren aus der Arbeit treten, sehen sic vielleicht, daß in der ganzen Zeit die Marken nicht geklebt sind. Oft genug kann dadurch der Anspruch auf eine Rente für einen invaliden oder kranken Arbeiter verloren gehen." — Eine derartige Verdächtigung der Arbeitgeber durch allge meine Behauptungen richtet sich von selbst, und fällt durch die behördliche Controle in sich zusammen. Die Fälle, in denen solche Ungehörigkeiten stattfinden konnten, lassen sich wohl an den Fingern herzählen. Ungezählt aber, namentlich dort, wo der Arbeiter in ein längeres Arbeits verhältniß tritt und sich bewährt, sind die Fälle, in denen der Arbeitgeber die ganzen Versicherungslasten auf sich nimmt. * Berlin, 23. Juli. Die „Dtsch.-evangel. CorresponL." schreibt: Noch ist der Toleranzantrag des CentrumS nicht Gesetz geworden, bereits aber wirft er seine Schatten voraus. DaS evangelische DiakoniffenhauS „Stift FriedenS- siortt' zu Miechowitz bei Beutben in Schlesien hatte für erholungsbedürftige und kranke Schwestern ein ErholunqS- bauS zu bauen beschlossen in dem friedlichen Dörfchen Reih- wiesen hei Freiwaldau in Oesterreich-Schlesien. Ter einfache Holzbau sollte in diesem Sommer fertig werden; einstweilen wurden ein Paar kranke Schwestern im Gasthof „zum Seehirten" untergebracht. Kaum war mit dem Bau begonnen worden, so wurde in der dortigen Bevölkerung verbreitet, in Reihwiesen werde „ein evangelisches Kloster" gebaut. Ultramontane Blätter, wie der „Mährisch schlesische VolkSfreund" behaupteten, das Heim sei für katholische Arbeiter bestimmt, die von den evange lischen Diakonissen gepflegt werden sollten. Sie wußten schon zu berichten, absichtlich sei für daS Erholungsheim ein von der nächsten evangelischen Pfarrei recht abgelegener Platz gewählt worden, damit Gelegenheit sei, einen neuen, evan gelischen Viear anzustellen, der dort sür die LoS-von-Rom- Bewegung wirken könne. In Wahrheit liegt Reibwiesen 4 Icw von Freiwaldau, mit dem eS durch gute Fahrstraßen verbunden ist, und zudem gehört der Ort gar nicht zur evan- gelischen Pfarrei Freiwaldau, sondern zu HillerSdorf. Die Thätigkeit der ultramontanen Presse hat Erfolg gehabt. Der Breslauer Fürstbischof vr. Kopp, auf dessen Besitzungen Reihwiesen liegt, hat sich, wie die „Evangelische Kirchenztg. für Oesterreich" berichtet, bereit finden lassen, der erhobenen Klage Gehör zu schenken, und die hochherzigen Gründer de» Erholungsheims direkt zu ersuchen, ste möchten aus Rück sicht darauf, daß »sich im Lauf« d«r Zrit dieses Erholungsheim zu einem Herde religiös-poli-. tischer Agitation entwickeln könne", aus ihren Plan verzichten, und ihm den Bau, so weit er steht, für seine Zwecke überlassen. Dem Wunsch des Kirchensürsten glaubte man unbedingt »achgeben zu müssen, und der Bau wurde sofort eingestellt und übergeben! Wir fragen hierzu: Steht das evangelische DiakoniffenhauS Miechowitz bei Beuthen unter dem Fürstbischof vr. Kopp oder unter dem evange lischen Generalsuperintendenten der Provinz Schlesien? An mehreren Stellen derProvinz Brandenburg haben katho lische Krankenpfleger-Orden und Congregationen Reconvalescentenheime gegründet, wir haben aber nicht gehört, daß man, obwohl diese Niederlassungen in der alt protestan tischen Mark Brandenburg nicht gern gesehen werden, in Breslau den Bau mißbilligt hätre, „weil sich im Lause der Zeit ein solches Erholungsheim zu einem Herd religiös politischer Agitation entwickeln könne". — Den „Hamb. Nachr." geht von hier folgende, sich ossiciöS geberrende, aber darum noch nicht unglaubwürdige Meldung zu: „Alle Mittheilungen, welche von einer Aenderung in der Jnstradirung der künftigen handelspolitischen Action der verbündeten Regierungen melden, be ruhen lediglich auf Combination. Die Negierungen werden den Verlauf der Verhandlungen über den Zolltarif im Reichstage abwarten, um dann gegebenen Falls neue Ent schließungen zu fassen." — Auf eine Eingabe des Dirigenten der Berliner Schuh macher-Fachschule, Obermeisters Schumann an den Reichskanzler: „Durch die deutschen Gesandtschaften und Consulate im Auslande Schuhwaaren aufkaufen zu lassen und Liese in Berlin mit den nölhigen Preisangaben und sonstigen Notizen zu einer Mustersammlung zwecks Belehrung der Fachschüler und Berufsgenossen und Anregung zum Export nach dem AuSlande zu vereinigen", ist vom Handelsminister nachstehender Bescheid eingegangen: „Auf die Eingabe erwidere ich Ihnen, daß mir zu meinem Bedauern keine Mittel zur Verfügung stehen, um im Ausland Schuhwaaren zwecks Anlegung einer Mustersammlung an kaufen zu können". — Das studentische Arbeitsamt der Wilden schaft der Technischen Hochschule zu Berlin blickt auf daö erste Jahr seines Bestehens zurück; eS bat in dieser Zeit mehr als 150 Stellen vermittelt. Die überwiegende Mehrzahl davon war technischer Art, der Rest umfaßt Nach hilfestunden, stenographische und literarische Arbeiten, darunter besonders technische Uebersetzungen in fast alle europäischen Sprachen. An den rein technischen Stellen sind die Maschineningenieure am meisten betheiligt, ihnen schließen sich entsprechend Bauingenieure, Architekten, Chemiker rc. an. Im Ganzen liefen von Studirenden 56 l Be werbungen ein, von denen also rund 27 Proc. berücksichtigt werden konnten. In immer größeren Kreisen, namentlich der Industrie, hat sich das „Studentische Arbeitsamt" schon gut eingcführt und dnrch seine Thätigkeit den Auftraggebern die Besetzung freier Stellen mit geeigneten Kräften außerordent lich erleichtert. — Wir wollen bei dieser Würdigung der Tbätigkeit des studentischen Arbeitsamtes aber nicht verfehlen, daß die Institution auch ihre Schattenseiten hat, indem sie nämlich manch Einen der Untergebrachten zum Unterbrechen und dann zum definitiven Abbrechen seiner Studien verführt, waS wohl nur wenige in späteren Jahren nicht bereuen werden. * Aus NordschleStvig. Ein jährlicher dänischer Parteitag soll anscheinend fortan eingerichtet werden. Bisher wurden nämlich die jährlichen Hauptversammlungen der drei dänisch-nordschleswigschen Agitationövereine obnc inneren Zusammenhang mit einander abgehalten. In diesem Jahre nun sollen am 27. Juli (Sonn tag) der dänische Sprachverein und der dänische Schülerverein, am 28. Juli der dänische Wählerverein ihre Versammlungen in dem dänischen Vereinshause zu Apen- rade abhalten, und zwar in Verbindung mit einer „allge meinen politischen Sommerversammlung", zu der über 100 Parteivertreter aus allen Gegenden deS nörd lichen Schleswigs erwartet werden. „Es wird dem gemäß," so fügt „Flensburger Avis" hinzu, „sich für die dänische Bevölkerung Nordschleswigs Gelegenheit bieten, zusammen zu kommen und sich über unsere Verhältnisse zu besprechen." — Bei dem Hofbesitzer Blume in Nustrup wurden alle dänischen Dienstboten sofort auSgewiesen. Blume entfaltete als Bibliothekar deS SchulvereinS eine besonders deutschfeindliche Wirksamkeit. * Bremen, 23. Juli. Ein bedeutsames neues Canal- project ist in Bremen aufgetaucht. Oberbaudirector Franzius hat im Auftrage des Senats ein Canal- und Hasenproject auögearbeitet, daS zur Verbindung der See schifffahrt mit der Binnenschifffahrt auf der Weser und dem Mittellandcanal dienen soll. Der geplante Canal soll von der Oberweser durch die Neustadt nach der Untelweser führen. Die Kosten sind auf 15 Millionen geschätzt. Der Bau des Canals ist jedoch nur dann ins Auge zu fassen, wenn die Aussichten des Mittellandcanals gesichert sind. Zn diesem Falle würde die in Bremen durch- zusührende neue Wasserstraße eine wichtige Verbindung deS von dem Mittellandkanal berührten Hinterlandes mit der See und eine wesentliche Erleichterung deS großen Verkehrs bewirken. * AuS der Ostmark. Ein beachtenswerther Artikel deS „Pos. Tagebl." macht darauf aufmerksam, daß die beabsichtigten Zulagen für Beamte im Osten doch auf keinen Fall Beamten gewährt werden dürfen, die sür unerlaubte Be strebungen des Polenthums wirken. Es heißt weiter in dem Artikel der genannten Zeitung: Hierdurch wird bewirkt werden, daß die „polnischen" Beamten nicht mehr derart offen wie bisher— ost zum Staunen der deutschen Bürger, die an dem Beamtenstande Anlehnung suchen — in pol nischem Sinne wirken werden, als auch, daß die deutschen Beamten sich ihrer Zusammengehörigkeit mehr bewußt werden. Sind doch geradezu die deutschen Beamten den „polnischen" gegenüber ost direct benachtheiligtl Es wird weiteren Kreisen z. B. gewiß nicht be kannt sein, Laß die Dolmetscher an den Grrichtexi außer ihrem Gehalt als Gerichtssekretäre, Assistenten oder Actuare noch 200 bis 600 (durchschnittlich also 400 ^) pensionssähige Dolmetscherzulage erhalten, außerdem aber noch aus einem besonderen Fonds ihre Dolmetscherthätigkeit durch eine Remuneration von 100 bis 300 (durchschnittlich also mit noch 200 ^l) vergütet wird, ob wohl sie nicht mehr Dienststunden haben als die deutschen Beamten. Letztere haben meist die schwierigeren Dienstleistungen, wie z. B. daS Protocolliren, zu erledigen, während dir Dolmetscher lediglich ihrer Dolmetscherthätigkeit obliegen. Es dürste an der Zeit sein, die deutschen Beamten den Dolmetschern im Gehalt gleichzustellen oder den letzteren wenigsten-rin derartig gleiches Arbeitspensum zu zuweisen, daß die deutschen Beamten sich ihnen gegenüber nicht direct beuachtheiligt sühlen. Befremden muß ferner, daß Rechts« anwälte von durchaus deutschfeindlicher Gesinnung zu königlich preußischen Notaren, also preußischen Beamten, ernannt worden sind. In dieser Beziehung bedarf die bisherige Praxis sicherlich einer Neuregelung, zu welcher vorstehende Zeilen anregen mögen. * Kastel a. Nh , 23. Juli. Das Kriegsministerium und der MilitärfiSkuS genehmigten den Bebauungsplan für daS bisherige FestungSgelande zur Erweiterung der Stadt Kastel. * München, 23. Juli. Ein offener Brief zur Weiter beförderung an den bayerischen LandtagSabgeordneten Kohjl ist den „M. N. N." zugeaaogen. Er ist geschrieben von der Volontärin an der Hof- uod StaatSbivliothek Fräulein vr. Renz, deren Qualifikation der geistliche Herr im Land tage angezweifelt hatte. Die Dame richtet nun „Eia aufrichtiges Wort an den CentrumSabgeordneten Kohl": „Ihre kräftige Sprache im bayerischen Landtag, welche ich aus der mir vorliegenden Nr. 335 der „Münchener Neuesten Nachrichten" kennen lerne, macht Ihnen als Bolksvertreter all» Ehre. Allein beim Menschen, oder gar beim Christen, sollte kräftige Sprache doch auf Wahrheit fußen. Denn unsere heiligste Pflicht ist, in einer Sache, deren Behandlung wir auf unS nehmen, Alle- zu thun, waS in unseren Kräften steht, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, und erst nach bestem Erkennen zu handeln. Daß Sie diese Pflicht nicht erfüllten, geht auS Ihrem un- seinen Angriff gegen die Dame hervor, die „nichts könne und dir BorbildungSbedingungen nicht erfüllt" habe. Ich habe zwar nicht die Ehre, Sie persönlich zu kennen, mache Ihnen aber dennoch den Vorschlag, um Zulassung als Volontär an der königl. Hof« und Staatsbibliothek rinzukommrn und im Falle der Genehmigung Ihres Ansuchens die Probe zu machen, ob Sie Besseres leisten können. Wahrscheinlich müßten auch Sie da zu lernen onfangrn, und selbst wenn Sie, wie ich, 14 Semester Hochschule hinter sich hätten, was ich aber nach der Art Ihres Angriffe- bezweifle. Neber dir „Erregung in den betheiltgten Kreisen" gehe ich gleichgiltig hinweg, da ich Neid als gewöhnliches Laster kennen gelernt habe. Mit gebührender Hochachtung! vr. pdil. B. Klara Renz." (-) München, 23. Juli. (Telegramm.) Die Ab geordnetenkammer lehnte durch die Stimmen des CentrumS und zweier Bauernbündler gegen die deS übrigen Hauses das bei den früheren CultusetatS stets bewilligte NegicrungSpostulat von 100000sür die Erwerbung a u g e z e i ch n e t e r K u n st w e r k e, insbesondere für die staatliche Kunstsammlungen, ab. In der heute fortgesetzten Debatte darüber hatte Staatsrath Sehr aut das Postulat nochmals aufs Wärmste empfohlen und der Referent Schaedler in seinem Schlußworte wiederholt, daß daS Centrum daS Postulat nur in Anbetracht der veränderten poli tischen Lage ablehne. Oesterreich - Ungarn. Besuch. * Wien, 23. Juli. Der Kronprinz Friedrich August von Sachsen ist heute früh hier eingetroffen und nach Ischl weitergereist. — DieKönigin vonGriechenland und Prinz Christoph sind heute hier angekommen; sie werden nach mehrtägigem Aufenthalte ihre Reise nach Petersburg sortsetzen. * Wien, 23. Juli. Dem „Wiener Fremdenblatt" zufolge beruht der von dem ReichskriegSministerium im Einvernehmen mit den beiden LandeSvertheidigungöministerien fertiggestellte Entwurf einer Militärstrafproceßordnung auf den Principien der Anklage, der Unmittelbarkeit, Mündlichkeit, freien Beweiswürdigung, Anwendbarkeit von Rechtsmitteln gegen daS Endurthecl, der Vertheidigung durch Dritte und Anerkennung der Oeffentlichkeit. Frankreich. * Parts, 23. Juli. (Telegramm.) Der „Gaulois" meldet, nach einer Erklärung des Deputaten DenyS Cochin würden 800 Nonnen von Porcicux, welche sich gegen wärtig an der Ostgrenze befinden, nach dem Elsaß auS- wandern, da das Mutterhaus nicht in der Lage sei, die selben aufzunehmen. Italien. * Rom, 23. Juli. (Telegramm.) Heute Nachmittag wird die Leiche deS Cardinals Ledochowski in der schwarz auSgeschlagenen Capelle der LouxreMiou cke kropazaulla üäs feierlich aufgebahrt werden. Kapuziner halten die Todtenwacht. Am Freitag Vormittag wird die Leiche in stillem Zuge nach der Kirche des San Lorenzo in Lucina gebracht, deren Titular Ledochowski gewesen ist. Dort wirb die Trauernicsse abgehalten. Das Herz des Cardinals wird nach Gorki gebracht. Die Beisetzung findet in der Capelle der Loogroxation äs kropugunäa ticko statt. Spanien. * Madrid, 23. Juli. Die Königin-Mutter wird sich in Begleitung der Infantin Therese am 31. Juli nach Wien begeben. Deutscher Reichstag. Ans der Zolltariscommlssion. D Berlin, 23. Juli. (Telegramm.) Die Commission nahm zunächst zu Position 719 (Thonröhren) den Antrag des Ab geordneten Gothein an, nach dem unglasirte Thonröhren zollfrei sein sollen, und behielt sür andere Thonröhren den Zollsatz der Vor lage, 14 /H, bei. Position 720 wurde nach der Vorlage ange nommen, ebenso die darauffolgenden Positionen bis einschließlich Position 734. Damit ist auch der Abschnitt „Thonwaaren" erledigt. Die Commission ging sodann zum 1b. Abschnitt (Glas- und Glaswaaren) über und erledigte die Position 735 bis 747 unter Annahme zahlreicher Ermäßigungen nach den Anträgen deS Ab geordneten Goihein. Daraus wurden die Beralhungen aus morgen vertagt. — Abgeordneter Arendt kommt auf die gestrigen Berichte über die Commissionsverhandlungen zurück und stellte fest, daß diese in keiner Weise aus der Commission hervorgegangen seien. Staats sekretär Graf Posadowsky erklärt: Alles war erstaunt über diese Mittdeilungen. Ich habe mich jo unparlamentarischer Ausdrücke, wie sie jene Correspondenz enthält, nicht bedient und ich habe nur vor Zollerhöhungen gewarnt. Die Notiz jener Correspondenz beruhe auf Unwahrheit. Solche Sensationsnachrichten förderten nichts, sie beruhten auf Erfindung. Marine. D Berlin, 23. Juli. (Telegramm.) S. M. S. „Falke" ist am 21. Juli in Puerto Cabello eingetroffen. S. M. S. „Schwalbe" ist am 23. Juli in Tsingtau eingetroffen. S. M. S. „Habicht" ist am 22. Juli in Düala elngetroffen und geht am 6. August nach Gabun in See. S. M. Tpdbt. „Sleipner" ist am 23. Juli von Trondhjem nach Merok in See gegangen. Post- station sür S. M. S. „Blücher" und S. M. Tpdbte. „V 3", „8 7" und „8 34" ist vom 26. Juli ab bis auf Weitere- Flensburg. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement de» Cultus und öffentlichen Unterrichts. Die Kirchschulstelle in Obcrgräfenhain ist unter der Voraussetzung der Genehmigung des Emeritirungs- gesuchs des derzeitigen Inhabers am 1. October neu zu be setzen. Collator: die oberste Schulbehörde. Das schuldienst- liche Stelleneinkommen beträgt nach dem Cataster 1205 ,« und freie Wohnung, das kirchendienstliche 508,12 Dazu kommen 110 für Fortbildungsschulunterricht und unter Um ständen 55 -K für Turnunterricht. Beabsichtigt ist die Abtren nung einiger niederer Kirchendienste, so daß eintretendenfalls das kirchendienstlichc Einkommen rund 500 (nicht darunter) be tragen wird. Gesuche sind bis zum 8. August unter Beifügung aller erforderlichen Zeugnisse, insbesondere auch eines Amts- führungszeugniffes bis auf die jüngste Zeit, an den kgl. Bc- zirksschulmspector vr. Schilling in Rochlitz einzureichen. — Zubesetzendie neuerrichtete 2. ständige Lehrerstelle an der techSclassigen Schule in Hohenkirchen bei Lunzenau. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: tKbiffl ft-itt Wohnung 1200 Gehalt. Gesuche sind unter Beifügung sämmtlicher Zeugnisse, insbesondere auch eines Amtsführungs zeugnisses bis auf die jüngste Zeit bei dem kgl. Bezirksschul- mspector vr. Schilling in Rochlitz bis zum 10. August ein zureichen. Nichtständige Bewerber haben den Militärdienst nachweis bcizubringen. Sport. Rennen zu Berlin - Hoppegarten. (Dritter Tag.) Zwei Monate werden sich die Thore der Hoppegartener Rennbahn nicht mehr öffnen, wenn heute die Placirten im Rosenbrrgmemorial zurück gewogen und die Rennbahnbesucher nach Berlin zurückgrkehrt sind. Der Sport aus dem grünen Rasen hält in dieser Zeit im Süden deS Reiche-, in Baden-Baden, Einkehr, wohin er über die Zwischen stationen Gotha und Frankfnrt o. M. gelangt. Heute aber wird Hoppegarten noch einmal einen interessanten Renntag erleben, der sich deni Tag deS „Großen Preise»" wird würdig an die Sette stellen lassen. Da ist vor Allem da» Fürst zu Hohen! ohe- Oehringen-Renn'en', das mit einem Ehrenpreise und 10000 dotirt ein Feld erlesener Pferde am Start versammeln wird. Drei Pferde sind es vornehmlich, dir die Aufmerksamkeit aus sich lenken. Bor Allem „Hutschachtel", die vortreffliche Matchbortochter au» Herrn v. Lang'» Zucht, die mit 63'/, üg ein recht günstige» Gewicht auf zunehmen hat. Die Siegerin im „Großen Prei» von Hamburg" und Bezwingerin „Slanderers", de» Sieger» im „Großen Preis von Berlin", ist, wie ihre letzten Rennen beweisen, dauernd vorzüg lich auf dem Posten und muß mit ihrem gewohnten Reiter E. Martin im Sattel rin brillante- Rennen laufen, zumal der Vier jährigen die Distanz von 2400 m und in Anbetracht ihre» viel Boden deckenden GaloppsprnngeS die langen Linien der Hoppegartener Bahn gut zusagen dürften. Von den Dreijährigen haben „Bonito" und „Kavalier" die Durchschnitt-« form gezeigt, die sie hier einer „Hutschachtel" gegenüber in Betracht kommen lassen. Der Oertzen'sche von Smith gerittene „Balaurissohn" hat ober mit 54 ü«: ein allzu ungünstige» Gewicht zu trogen, und das schlechte Abschneiden seiner Stallgenossen „Pülcher", „Nordlandfahrer" und „Kolibri" im „Großen Preis" wirst kein gutes Licht auf die Chancen de» Hengste-. Dagegen muß man „Bonito" eine allererste StegeSauSsicht einräumen. Die DnrchschnittSform stempelt ihn zu einem recht reellen Dreijährigen, sür den 49 üx ein außerordentlich günstige- Gewicht bedeuten. Dos todte Rennen, daß er am Montag mit „Kiraly" lief, kann für den Braunen des Frh. v. Richthofen nicht ungünstig ausgelrgt werden, da nurdie allzusichere oder vielmehr leichtsinnige Reitmanter W.Warne- den Hengst um den vollen Sieg gebracht hat. Nach der in BreSlau gezeigten Form, muß er auch „Draga", die an diesem Tage aller dings gewaltig enttäuschte und sich heute vielleicht von einer besseren Seite zeigt, sicher halten, und hat man in „Bonito" da» Pferd zu suchen, das „Hutschachtel" zu Fall zu bringen im Stande ist. Bon den Candidalen, die das Feld vervollständigen, verdient vielleicht noch „Zaunkönig" Beachtung, der al- Vierjähriger mit 57 üx rin Federgewicht trägt und beim Ende dabei sein sollte. „Goldoni", „CriSpi" und „Winnetou" haben al» Handtcappferde in dieser Ge- selljchaft keine Siegesaussichten. Ein zweites Ereigniß von Be- deutung steht im Sporn-Rennen für Zweijährige über 1000 m auf dem Programm. Das mit 10000 ^1 dotirte Ereigniß wird sehr stark bestritten werden, da 46 Nennungen abgegeben wurden. Von der großen Zahl der Bewerber haben sich „Beda", „Baron", „Re- form" und „Bengali" thetls durch Leistungen auf der Rennbahn, theilS durch solche bei der Morgenarbeit einen Namen gemacht, doch sind viele dunkle Pferde im Rennen, die die Serie der Ueber- raschungen in den Hoppegartener Rennen sortsetzen können. — Im Dalberghandicap ist „Fechtbruder" gut im Gewicht, und tm ProspecthauSrennen über 1400 m sollte „Markomanne", wenn er läuft, seine Machenschaft ablegen können, obwohl in „Polarstern" ein guterprobtes Pferd genannt ist. — Im Ent schädigungsrennen, das 31 Nennungen aufweist, sind „Jodler" und „Banditenkind" unter den Dreijährigen, und „Stösse-", „Rott", „Baron" und „Regent" von den Zweijährigen dir empfehlenswerthesten. Den Tag und das Meeting beschließt in würdiger Weise ein der Erinnerung des Reitergenerals und Sportsmans, de» Grafen Rosenberg, geweihtes Rennen, ein Herren-Jagdrennen über 4500 m. Der Stall Trpper-La-kt beherrscht mit „Flieder" und „The Billain", dem Sieger in der diesjährigen „Internationalen", die Situation vollständig, und können „Merceline", „Bernstein", „Lily Caudle" und der aus Posen herübergekommene „Bierländer" nur dann figuriren, wenn ein Accident da» überlegene Paar des Trainer Fritjche im Rennen trifft. —X. Am Sonntag, den 20. d. M„ hielt der S chw immver - ein Leipzig-West in der Fuchs'schen Badeanstalt ein kleines Wettschwimmen ab, bei welchem folgende Resul tate erzielt wurden: Schulbrustschwimmen über 200 Meter. Straube in 3 Min. 43A Sec. 1., Edler in 4 Min. 12zH Sec. 2. — Jugendwettschwimmen über 100 Meter. Seydel in 1 Min. 55 Sec. 1., Trebs in 2 Min. 3^ Sec. 2., Karras in 2 Min. 7rH Sec. 3., Bauersachs in 2 Min. 13 Sec. 4. — Springen sür Mi t- g l i e d c r. Fel. Thieme mit 23 Puncten 1., Frz. Lindner mit 202/z Puncten 2. — Springen für Jugendmit glieder. Voigt mit 19!4 Puncten 1., Lemke II. mit 18^6 Puncten 2. — Wechselwettschwimmen für M i t g l i e d e r, je 25 Meter Brust-, Seite-, Ueberhandschlag- und Rückenschwimmen. Straube in 2 Min. 37^ Sec. 1., Fiedler in 2 Min. 38^ Sec. 2. Als Preise wurden Eichen sträuße überreicht. Zum Schluß fand noch ein Wasserballspiel statt, welches mit 2 : 2 beendet wurde. Im August ist wieder ein größeres Schwimmfest geplant. 8 In Wurzen spielte am Sonntag eine au» der 4. und 5. Mannschaft zujammengestellte Elf d«S F.-L. „Wacker" gegen den dortigen neugegründeten Wurzener Fußball-Club. Trotz dessen kurzen Bestehens lieferte derselbe rin hübsche-, flotte» Spiel, so daß die Leipziger nur 3:1 gewonnen. Bei Halbzeit war der Stand 3:0. Die Wurzener werden im Herbst da» Retourspiel in Leipzig liefern. Sicherlich hat dann die Mannschaft bedeutende Fortschritte gemacht. Lader, Sommerfrischen un- Reisen. —?. Franzensbad, 21. Juli. Erfreulicher Weife nimmt die Saison im Monat Juli einen sehr guten Verlauf, so daß die Frequenzziffer der gleichen Zeit des Vorjahres bereits wesent lich überschritten wurde. Obwohl die ausgezeichneten Heil erfolge unserer Bäder bei mancherlei Herzerkrankungen in diesem Jahre eine größere Anzahl Männer als sonst zu unseren Quellen führte, so blieb trotzdem Franzensbad das „Frauenbad pae excellence", denn selten war hier eine so vornehme fashionable Damengesellschaft, deren Toilettenpracht geradezu Bewunderung erregt, zu sehen. Die hohe und höchste Aristo kratie Oesterreichs und Deutschlands war besonders im Juni zahlreich vertreten. Die Hochsaison bringt eine reiche Fülle von Abwechselung in das Curleben, und es sind neben hervor ragenden Künstlern, welche in unserem Stadttheater in rascher Aufeinanderfolge gastiren, hauptsächlich die Curfeste, deren ebenso glänzende als vornehme Durchführung ungetheilten Beifall finden. Insbesondere nahm das letzte, mit einer Schön- heitsconcurrenz verbundene Fest den animirtesten Verlauf. Im Monat September werden über 1500 Aerzte und Natur forscher hier eintreffen, ebenso wird die Vollversammlung des Centralvereins deutscher Aerzte von Böhmen in den ersten Tagen dieses Monats hier stattfinden. H: Bad Elster, 23. Juli. Während vor einigen Wochen in Folge der Landestrauer die Besuchsziffer gegen das Vorjahr zurückgeblieben war, ist sie jetzt nicht nur cnigeholt, sondern um etwa 200 bereits überschritten worden. Am Sonnabend kamen abermals gegen 200 Badegäste an, eine Zahl, welche an einem Tage bisher noch nicht zu verzeichnen war. „«»irr:«»' ecdt amerüc. Llaismedl n. Lerstsl'. v. pnääin«», ll'orton, dleklnpeieen. cresokmaakv. Rerepie n. jsck. 1 kkä.-?aeicot, vorntüsl.VorckaullokIleit, LIIm-Mr. NiMIM NM« ll. «M-kM
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