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We Unterhaltungsbcilagc zu den ~Ncucitcu Nachrccytcu«. Nr. 6. Dresden. den 6. Januar 1897. Sädliclch Blut. Origi:mk-Rcinan von G c bb. Sch ä tzl er - P eraiini. Machdrack verboten-) (Fortfetzung.) Csr hatte kurz vor der Abreise noch mancherlei Sendungen nach der Stadt abzusertigen. Raum daß Baiiniann hinter den ersten Häusern verschwunden war, so erschallte Pserdcgetraipel vor drnc Garten. Es war Fernan, der rasch absprang, den Riemen uin die Zaunlatten schlang und darauf eben so eilig durch die Blumen beete seinen Weg nahm. Jn seinen Augen flatterte eine gewisse Erregnng. Lilli stand noch auf dein Flur, wie das Geräusch des heransprengenden Pferdes vernommen wurde. Sie trat jedoch rasch in das Zimmer. Sporen klirrten draußen Die alte Ddrthe öffnete die leiir nnd sagte: »Der Herr Baron ist da, Fran Banniaini.« »Ihr reist also wirklich noch diesen Abend, Lillin sagte er, die junge Frau kindlich-nd- » sp-»J"a«sgav sichsnfäqhte schroff zurück. »Es ist aber auch die l)ochite»;3clt.«« 4 »Ganz recht ja —« pflichtcte er bei, um dann erregt hin zuzufiigcm »Ich kam, um Abschied von Dir zu nehmen, Liuil« »Seht-n wir uns denn nicht mein-? Du hast uns Deinen Wagen zur, Verfügung gestellt, der uns in Eurer Begleitung nach der Statiou bringt —« « Er nieste ~Frcilich, ich hole Euch ab, mit Clca —— und eben daxum —« »Gut-um ? ~;3iel)c den Mund nicht sostrcl:g, Lilli. Es hilft Alles nichts, ein Mal, bevor Du auf lange Zeit non mir gehst, mußte ich cg Dir sagen-« jkszxxs sagen-J« stieß die junge Frau hervor, sich angstvoll nach dztlje umblickeud. »Ich hin unglücklich in meiner Ehe mit Clea ach, Du hast es ja längst bemerkt, ich sehe es an Deinem Blick. Ein Thor war ich, daß ich Dich dem Freund überließ ein Theil« Sie snprie nicht mehr auf. Sein leidensclmftlicher Schmerz erschiinerte sie. Schwer ftiitzte er sieh auf die Lehne eines Sesselg. »Wessen Sihnld ist eS Z« sagte sie umoillkiirlich. »Die meine -- ich weiss es. Genmitsnul stiirzte ich mich äul einen Feuerkesseh die Gluth verzehrt mich! Nur allein, wenn ich in Deine Augen sehe, empfinde ich Ruhe-, Frieden! Nnn Du von mir gehst auf lange, möchte mich alle Ruhe verlassen. Seit einer Stunde treihe ich mich anf meinem Pferd umher, aber auch im Freien finde ich nicht Miißignnw »Was geht die-J Alles- gerade mich an?« warf sie ihm eisig zu. »Im Gattin-« " »Ich weiche nicht von der Stelle-, ehe ich nusgesprocbeni« versetzte er, mit dein Fniz zornig anfstnntpfend, daß die Sporen klirrten. »Ich sni).DeillenMnnn in das Dorf eilen und sprengie hierher. Was soll mir der kalte Abschied diesen Abend iin Wagen vor den Eitenlmknibenmtcn, Vor Cleasi Jch rufe Dir eine Stunde ins Gediinnnin zurück, Lini, jene, da wir Abschied nahmen, ehe ich das-s erste Mni nach Jtnlien zog. Jni Park von Fernan war es. Was sagtest Du da ? »J:nmer, immer gehört Dir mein Herz, nnch wenn Du mich vergessen, verinssen soutest!« Nun wohl, ich habe Dich verlassen, verratheni Schiage mir ins Ge-; 5. Jahrgang. sicht— aber sage mit, daß noch ein leiser Funke in Deinem Busen wohnt, die Erinnerung an jene sent-· »O, es ist Schmach, die man mir, die man meinem Gatten heute gnthut·!«f , f »So gieb mir nur einzig die Hand zum Abschiid, Lilli« schaue mich noch einmal an. Dann will ich zufrieden fein für die lange Zeit Du verachtest mich?!« schrie er auf ,,Ja - ich verachte Sie, Baron Fernaui« rief ihm die junge Frau zu. Jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, ihre Hände zitterten. »Und dennoch —l« Sein Sporn verwickelte sich in den Teppich. Gewaltsam erfaßte er ihre hernnterhängende Hand. ~che wohl, Lilli —!« Er preßte heiße Kiisfe darauf. Zornig entriß sie ihm ihre Hand »Pfui!« Fernau stürmte davon. Zur festgesetzten Stunde fuhr der Wagen des Schloßhertn vor dem Gärtchen anf mit dem Fernanfchen Ehepaar. Wie der Zug mit einem ohrhetäubenden Lärm, Feuerfunken in die dunkle »Macht ichlendernd, entschwand, lachte Clea scharf nnd meinte: E»Gott fei Dank! Sie ist jetzt fort-« Sie standen Beide noch auf dem Bei-rote Fernau biß sich auf die Lippen, daß ein Tropfen Blut ljervorsprang und wendete sich rasch um »Dn dist eine Närrin, Clea, eine Närrinl« Es klang schroff, riictsichtsloz Darauf stiegen sie in den Wagen und legten in wenig angenehmer Stimmung die Fahrt nach dem Schloß zurück. Clea leljnte in der Ecke. Hin und wieder ticyerte sie leise vor sich hitt.» . 16. Ein ungenieiu trübfeligcr Winter brach über die Gegend herein Es war dies der erne, den Clea, die Südländetin, hier cilcucc und its-re Ncizbarkeit ward dadurch nicht wenig erhöht Besuche empfing das Schloß gar keine; es war ein recht tiübek Einsiedlerleben, das Fernau ntit feiner Gattin verlebtr. Beiden nun-de es auf die Dauer unerträglich und dennoch fanden fu keinetjxsqi Abhilfe-. , ) ) Eines Tages theilte Fernau Clea mit, daß er auf zwei- odei dreimal vierundzwanzig Stunden nach der- Stadt zu verteier gedenke. Sie meinte, ek niihine sie mit, dem war jedoch nicht so» Hatte er solche-S vorausgesetzt, wäre ihin der Gedanke gar nichc’ einmal gewannen Clca machte ihm wieder eine ihrer leiden iajafilichen Sccnen, welche, wie immer, sein Blut in änßekste Wallkmg Dei-setzten Aber er blieb insofern fest, daß er allein abrcite " Einige der ehemaligen Freunde waren ba!d gefunden nnd es entwickexte sich in kurzer Zeit eine recht animikte Unterhaltung. Man fpiactj wacker dem Wein zu und allmälig schwand Feknau der Druck von feinem Geist; er fühlte sich wiederum frei, be l)nglidl. Jin Verlaufc dieses ersten Abends erfuhr Fernau auch die neuestc Neuigkcit der Gan-Hort Sein Bruder Hektor hatte um die Hand der Excellenztochxcr v. Turn in aller Form angehalten und peren Jawokt erhalten- Am nächsten Morgen erwachte Fernau mit wüstem Kopr Gleich darauf weidete sich Schmettow bei ihm und man ver abredete für den zweiten und letzten Abend, den Fernau in der Stadt zubringen wollte, eine neue Zusannnenkunft, welche auch stattfand und womöguch noch animirter verließ als die vorher-