63 Ersteres nun geschieht durch Einweichen der Cocons in heisses Seifenwasser, letzteres durch Schlagen der Cocons mit Birkenreisern (Purgieren). Tödten der Puppen. Bevor jedoch mit diesen Vorarbeiten zum Haspeln begonnen werden kann, müssen die Puppen in den Cocons getödtet werden, um das Auskriechen des Schmetterlings zu verhüten. Man erzielt die Tödtung entweder durch die trockene Hitze in einem Backofen oder durch die Einwirkung des heissen Wasserdampfes. Sortieren der Cocons. Um möglichst gleichartige und gleichwertige Seide zu erhalten, müssen die Cocons sortiert oder ge sichtet werden. Weisse und gelbe werden voneinander getrennt; fleckige (rostige) und Sterblingscocons (mit abgestorbenen und in Fäulnis tibergegangenen Puppen), ferner schimmlig gewordene, von Insecten und anderem Ungeziefer angefressene, ferner die löchrigen und nicht ganz vollendeten, die Doppelcocons (Dubions) werden (da sie gar nicht oder nur schwer und mit Aufwand von viel Mühe abhaspelbar sind) ausgeschieden und zu Abfallseide (Florettseide) verarbeitet. 1) as Haspeln der Cocons. Die hiezu dienliche mechanische Vorrichtung besteht aus einem Wasserbecken (baciuella) zum Einweichen des Cocons behufs Erweichung und Auflösung des Sericins, einer mechanisch bewegten Bürste zur Gewinnung der Faden enden und dem Seidenhaspel, auf welchem die Rohseidenfäden zu Strähnen aufgewunden werden. Der Seidenhaspel wird durch Treten eines Trittes von der Hasplerin selbst, oder mittelst einer Handkurbel von einer Gehilfin oder von einem Vorgelege aus durch die motorische Kraft in rasche Umdrehung versetzt. Die ganze Ha spelvorrichtung ist in südlichen Ländern in einem luftigen Schuppen im Freien angebracht, wo die gehaspelte Seide leicht und schnell trocknet und die Hitze und der üble Geruch der Cocons weniger lästig empfunden werden. Eine solche Haspelanstalt heisst im Süden (freilich nicht zutreffend) Filanda. Die Hasplerin vereinigt 3—20 einzelne Coconfäden, welche, ehe sie auf die Haspel gelangen, auf eine kurze Länge wiederholt um einander herumgeschlungen werden. Diese Kreuzung oder Verschlingung der Fäden zwischen Wasser becken und Haspel hat eine innige Vereinigung der einzelnen durch das Seifenwasser erweichten Coconfäden miteinander und die Erzielung einer grossen Rundung und Glätte, sowie das Auspressen der über schüssigen Feuchtigkeit im Rohseidenfaden zum Zwecke.