62 h) Der Sei den sclirei. Beim Zusammendr ticken und Reiben gibt Seide (zumal solche, welche ein verdünntes Säurebad passiert hat) ein ganz eigenartiges, knirschendes Geräusch alp welches als das Rauschen der Seide oder als der Seidenschrei be kannt ist. i) Die Hygroskopicität. Wie alle thierischen Faserstoffe nimmt auch die Seide aus der Luft Feuchtigkeit an, ohne sich son derlich feucht anzufühlen. Die Menge des angezogenen Wassers steigt bis zu 80%. Ein Conditionieren, d. i. also ein Restimmen des Feuch tigkeitsgehaltes der Seide, dieses kostbaren Materiales, ist deshalb von höchster Wichtigkeit, damit bei Verkaufsabschlüssen sowohl Käufer wie Verkäufer den Zustand der Seide, die Condition, sicher kennen. In den Seiden-Conditionieranstalten findet man die Condition (das Normalgewicht), wenn man zum Trockengewicht der Seide 11% des Trockengewichtes zuschlägt. (Siehe „Vorgang beim Conditionieren der Schafwolle.“) Gewinnung der Seide. Bei der Seidengewinnung sind vornehmlich zwei Methoden zu unterscheiden: a) die Gewinnung der Rohseide (durch Haspeln); ß) die Gewinnung der Abfallseiden (durch Spinnen). a) Die Gewinnung der Rollseide. Beschaffenheit des Rohseidenfadens. Der Roh seidenfaden (Grege- oder Grezefaden) ist kein Gespinst im strengen Sinne des Wortes, denn er besteht aus einer Anzahl (8—20) einzelner, nebeneinanderliegender, zusammengeklebter Coconfäden (also nicht aus neben- und aneinandergereihten, zusammengedreliten kursen Fasern, wie dies bei einem regelrecht gesponnenen Garne der Fall ist). Durch Zusammendrehen (Zwirnen) mehrerer Rohseiden fäden entsteht dann Seidenzwim, der allgemein üblich mit dem Ausdrucke „Seidengarn“ (jedoch fälschlich) belegt wird. So ist denn auch die Bezeichnung „Seidenspinnerei“ für diese Art der Seidenge winnung unzutreffend. Vorarbeiten zum Haspeln. Das Cocon veranschaulicht ein hohles Knäuel, auf welches die Raupe ihren Faden von aussen nach innen in sehr zahlreichen M indungen lierumgewickelt hat. Die Gewinnung des Fadens kann demnach in einem Abwickeln bestehen und wird leicht vonstatten gehen, wenn es gelingt, das Bindemittel zwischen den Fadenlagen aufzulösen und das Fadenende zu gewinnen.