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57 IV. Die Schafkatneelwoilen. Diese Wollen stammen von Thieren, die in den Cordilleren Südamerikas (also im Hochgebirge) heimisch sind und hier theils wild leben oder als Haus- und Lastthiere gezüchtet werden. Nicht mit Unrecht hat man die Thiere in Ansehung- ihrer eigenartigen Gestalt als ein Mittelding von Kameel und Schaf mit dem Ausdrucke Schaf- kameele belegt. Zu erwähnen sind hier: 1. Die Lama wolle. 2. Die Alpaccawolle. 3. Die Guanacowolle. 4. Die Vicunnawollc. 1. Die Lamawolle. Das als Lasttliier verwendete Lama liefert nur gröbere, lange, unelastische, mit Grannenhaaren untermischte braune Wolle für grö bere Zeuge und Stricke. 2. Die Alpaccaivolle. Die A1 p a c c a w o 11 e (Alpagnawolle) stammt von dem als Hausthier gezüchteten Alpacca. Sie ist von weisser, rothbrauner oder schwarzer Farbe, leicht gewellt, von ziemlicher Feinheit und wird vielfach nach Europa gebracht, um hier gleich Kameelwollen, namentlich zu Damenkleiderstoffen, verarbeitet zu werden. 3. Die Guanacowolle. Der Guanaco (Huanako) ist ein wildlebendes Thier, dessen Haar von wechselnder Güte ist. Die besten Sorten kommen in den Handel und nach Europa, wohl auch unter dem Namen Bastard- Vigogne. Lama- und Alpaccawolle ist sehr oft mit Guanacowolle ver mischt, ja zuweilen kommt dieses Gemenge als echte Guanacowolle nach Europa in den Handel. 4. Die Vicunnawolle. Unter allen Schafkameelen liefert das kleinste derselben, das Vicunna (Vienna), die schönste und beste Wolle, die freilich im Handel immer seltener wird, da dieses Thier nur gejagt, nicht ge züchtet wird. Hervorstechend bei Vicunnawolle (der echten Vigogne wolle) sind: die ausserordentlich schöne rothbraune Farbe, die grosse Feinheit (O'OIO—0 - 020 mm), der seidenartige Griff (der an Kaschmir wolle erinnert), der hohe (fast metallische) Glanz und die Filzfähig keit. Echte Vicunnawolle wurde früher zu feinen Tuchen verwendet,