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38 Stoffe, Excremeiite) des Tliieres im Stalle (bei Mangel an hinlänglicher Streit) gelb gebeizt ist. Solche Wolle lässt sieb nicht rein weiss beizen, nimmt auch die Farben nicht gehörig anf und ist nurmehr für gröbere Stoffe tauglich. Koch weniger wert ist die Gerber oder Rauf wolle, jene Wolle, welche in den Gerbereien von den gekalkten (oder geäscherten) Schaffellen abgeschabt wird. Solche Wolle hat nämlich unter der Einwirkung des Aetzkalkes (oder der Lauge) einen Theil des Schwefels verloren, ist barsch und kraftlos geworden, so dass sie nur für gröbere, mindere Gewebe tauglich ist. Den geringsten Wert besitzt die Stcrblingswolle, jene Wolle, welche von kranken oder verendeten (umgestandenen, crepierten) Thieren herstammt. Kärglich genährte Tliiere geben li u n g e r f e i n e, kranke Schafe absätzige oder zweiwüclisige Wolle. Die verschiedenen Schafrassen. Gleichwie bei allen ändern Hausthieren haben sich im Verlaufe der Zeit unter dem Ein flüsse der Verschiedenheit des Klimas, der Bodenbesehaffenheit, der Nahrung, Wartung und Pflege eine Menge von Abweichungen gebildet, welche sich nicht nur auf den Körperbau, sondern auch — was hier vornehmlich in Betracht kommt — anf die Beschaffenheit der Wolle beziehen. Unter günstigen Lebensbedingungen verfeinert sieh die Wolle schon, ohne dass das Thier durch Kreuzung veredelt wird. Die grosse Zahl der so entstandenen Sehafrasseii umfasst vor nehmlich zwei Hauptgruppen, nämlich: 1. Die Höhen- oder Landschafe. 2. Die Niederungsschafe. 1. Die Höhen- oder Landschafe. Sie kennzeichnen sich dadurch, dass sie mehr oder weniger feine, mehr oder weniger gekräuselte, sowie kurzstapelige Wollen (meist unter 100 mm Haarlänge) besitzen, das sind nämlich V ollen, die sich besonders gut zur Erzeugung von lockerem, rauhem, moosigem, tilzfähigem Streichgarn für die Fabrication von tuohartigen Stoffen eignen, weshalb sie Tuch-, Streich- oder Kratzwo 11 en (wohl auch Merinowollen) genannt werden. Tuchartige Stoffe sind solche, welchen durch die Operation des V alkens (einer Appretur- oder Zurichtungsarbeit) eine filzartige Beschaffenheit ertheilt wird, so dass die einzelnen Faden (und damit die Bindung und Structur), die im rohen Gewebe (Loden) deutlich erkenntlich waren, verschwunden sind und an ihre Stelle eine gleichartige Filzdecke getreten ist. Die Veränderung, welche der Loden in der Walke erfährt, ist eine so intensive, dass ein Nichtunterricliteter (der Laie) die so nahe \ erwandtschaft beider nicht veimuthen würde.