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Der Goldfaden in alten goldgewirkten Geweben, der sog. cyprische Faden, qesteht aus einem Kernfaden von Leinen und Seide, der mit einem vergoldeten Darmhäutehen umwickelt wurde. Verwendung. Edle Metalldrähte und Lahn verwendet man zu Borten, Tressen und Schnüren, sowie zu Posamentierarbeiten son stiger Art, dann zu Gold- und Silberbrocaten und als Einschuss in seidene Westen- und Kleiderstoffe. ZWEITE GRUPPE: DIE PFLANZLICHEN ROHSTOFFE. Allgemeines. Die Textil industrie entnimmt dem Pflanzen reiche eine sehr grosse Zahl von höchst wertvollen Gespinstfasern, und alljährlich werden überdies noch neue entdeckt und der Ver wertung zugeführt. — Im allgemeinen sind die Fasern (botanisch betrachtet) langgestreckte, röhrenförmige oder spindelartige Zellen, welche aus Pflanzenzellstoff oder Cellulose aufgebaut sind. Die Cellulose ist (in chemischer Beziehung) ein Kohlenhydrat und wird dargestellt durch die Formel C 6 H 10 0 5 , in welcher etwa 44 Proc. C, d. i. Carbo- nium oder Kohlenstoff, 6 Proc. H, d. i. Hydrogenium oder Wasserstoff, und 50 Proc. 0, d. i. Oxygenium oder Sauerstoff, enthalten sind. Bald sind die Zellen Einzelzellen (wie z. B. die Baumwollfaser), bald sind sie Zellenbiindel (wie z. B. die Flachsfaser). Sie sind jedoch nur in den selteneren Fällen reiner Zellstoff, sondern mehr oder weniger bedeckt und durchsetzt (incrustiert) mit Holzsubstanz (Lignin), Bastose, Pflanzenleim (Pectoseverbindungen), wachs-, harz- und fett artigen, sowie färbigen Substanzen (Pigmenten). Aus diesem Grunde erscheinen manche Fasern vor den ändern gröber, steifer und weniger spinnfähig. Man hat und kennt wohl Mittel, alle diese verunreini genden Substanzen zu entfernen, um so die Fasern von annähernd gleicher Be schaffenheit zu gewinnen, allein man thut »dies nicht, weil bei einem so weit getriebenen Reinigungsverfahren der Zusammenhalt der Faser (bei den Zellen- biindeln) leicht aufgehoben würde (die Zellenbündel könnten nur zu leicht in viele kleine Einzel- oder Urzellen zerfallen), und überdies würde sich ein solches Vor gehen auch mit Rücksicht auf den Kostenpunkt nicht empfehlen. Die einzelligen Pflanzenfasern (z. B. Baumwolle, Pflanzenseiden) bietet die Natur in fertigem Zustande dar; dieselben können ohne weiteres eingeerntet und versponnen werden. Die Zellenbündel dar stellenden pflanzlichen Fasern (Flachs, Hanf, Jute, Nessel etc.) dagegen