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Zweite Hauptgmppe: Spinnereizweige für das Verspinnen thierisclier Rohstoffe. Erster Abschnitt. Die Streicligarnspinnerei. Allgemeines. Die S t r e i c li g a r n s p i n n e r e i umfasst alle Arbeiten und Operationen, welche vorgenommen werden müssen, um aus Streicliwolle — siehe I. Tlieil, IT. Auflage, Seite 52 — das streichwollene Gespinst oder das Streichgarn zu erzeugen. I)a solches Garn zur Fabrication tuchartiger gewalkter Zeuge dient, d. i. jener Zeuge, welchen durch die Operation des Walkens (eine Appretur- oder Zurichtungsarbeit) eine tilzartige Beschaffenheit ver liehen werden soll, so muss den streichwollenen Gespinsten vor allein die Eigenschaft der Walkfähigkeit (Verfilzungsfähigkeit) im hohen Masse eigen sein. Das zum Spinnen von Streichgarn ver wendete Rohmaterial, die Streich-, Kratz- oder Tuchwolle muss demnach d) mehr oder weniger fein, b) kurzgestapelt und c) ausgesprochen gekräuselt sein. ii,(l a) Je feiner die Wolle ist, desto grösser ist auch die Filz- und Form barkeit, da die den Walkprocess ermöglichenden Mittel (Feuchtigkeit, Wärme, alkalische Walkmittel) das Wollhaar erweichen, geschmeidig und schlüpfrig machen, wodurch die das Walken bewirkende vieltältigc mechanische Ein wirkung (Drücken, Stossen, Schieben, Schlagen, Quetschen u. s. w. durch Hämmer oder Walzen) in günstigster Weise sich geltend macht. ad b) Die Eigenschaft, leicht und sicher zu einem unentwirrbaren Faserkörper zu verfilzen, ist aber besonders den kurzen Wollhaarcn eigen, weshalb die geringere aber gleichförmige Stapellänge (Durchschnittslänge der Wollhaare unter 100 mm) als ein das Spinnen von Streichgarn begünstigendes Moment zu bezeichnen ist.