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Mischen. 61 6) Das Peinspinnen, durch welches die Vorgespinstfäden in noch höherem Grade ausgezogen oder gestreckt und verfeinert werden, und zugleich die vollständige Drehung empfangen; sodass nun fertiges Garn dargestellt ist. 7) Die Zurichtung der Garne für den Handel, nämlich das Has peln, Sortieren und Verpacken. 1) Mischen. Das S. 54 erwähnte Zusammenmengen zweier verschiedener Baumwoll sorten (Gattieren, melanger, mixing), wobei man am liebsten nur Sorten von ungefähr gleicher Fasernlänge vereinigt, findet statt: entweder vor Anfang der Bearbeitung im gänzlich rohen Zustande; oder wenn, nach vorausgegangener erster Reinigung mittels des Öffners, die Wolle auf die Schlagmaschine gebracht wird; oder, noch um einen Schritt später, nach der Behandlung in der Schlag maschine, bevor sie auf die Krempel kommt; zuweilen, doch selten, sogar erst nach dem Krempeln. Je mehr die Sorten an Reinheit, an Länge und über haupt in der Beschaffenheit einander ähnlich sind, desto besser vertragen sie die gemeinschaftliche Bearbeitung von einer früheren Verarbeitungsstufe an. — Selbst Baumwolle einer und derselben Sorte ist in verschiedenen Ballen und teilweise in dem nämlichen Ballen ungleich; es wird daher das Mischen mehrerer Ballen als Vorbereitungsarbeit erforderlich, um die gleichmässige Be schaffenheit des Gespinstes zu sichern. Zu dem Ende breitet man den Inhalt eines Ballens zu gleich hoher Schicht auf dem Fussboden aus, darüber ebenso die Wolle aus einem zweiten, dann einem dritten Ballen, u. s. f. Später wird mittels eines Rechens nach und nach die Masse von oben nach unten wegge stochen, wodurch jede zur Verarbeitung gebrachte Menge Teile aller Schichten enthält. Man nennt dieses Aufstapeln im Mischraume auch wohl Stocken der Baumwolle. Die aus Lattenverschlägen gebildeten Fächer sind zweckmässig für 20 Ballen ägyptische oder 24 Ballen amerikanische oder 40 Ballen ostindische 4 m tief und 5 m breit, wobei die Mischung ungefähr eine Höhe von 2V 4 m erhält. Die Verschlage sind meist mit Lattenböden versehen, die 250 bis 300 mm über dem Boden des Mischungsraumes liegen, damit der Luft besserer Zutritt zur Baum wolle geschaffen ist. Gern lässt man die Baumwolle in dem Mischraume einige Tage austrocknen, wozu man nötigenfalls auf 20 bis 30° C. heizt. Die Baumwolle gelangt fest zusammengepresst in Ballen in die Spinne reien; es müssen deshalb, bevor sie auf die Mischung geworfen wird und auf den Offner gelangt, die einzelnen zusammenhängenden Klumpen etwas zer pflückt werden. Dies geschah früher immer durch Hand. Neuerdings erfolgt dieses Aufzupfen vielfach (in England allgemein) auf mechanischem Wege durch die sogenannten Ballenbrecher oder Baumwollzupfer (bale breaher, cotton puller) l ). Die Ballenbrecher werden jetzt von Platt Brothers in Oldham in zwei Ausführungen, verschieden für langen und kurzen Stapel gebaut. Die erste Art für gutstapelige Klassen enthält nach der 1,8 m langen Lattentuchspeisung von 915 mm (36" engl.) Breite ein Paar Sammelwalzen von 170 mm Dchm., an welche sich 3 durch Federdruck aufeinander gepresste Brechwalzenpaare von 150 mm, Dchm. (gezahnt und geriffelt) schliessen, welche paarweise mit steigender Ge schwindigkeit laufen, sodass die Klumpen gleichmässig zerzogen und aufgelockert werden. Bei diesem Verziehen werden aber schon viele beigemengte, lose ge haltene harte Körper, wie Steine, Sand, Nägel u. s. w. nach unten fallen. Als wöchentliche Leistung (50 Stden.) wird angegeben 40 000 kg (90 000 Pfd. engl.). Die zweite Ausführung für stark gepresste ostindische und geringe Klassen hat nach dem Speiselattentuch für Hand 2 Paar Brechwalzen von 200 mm Dchm., *) Z. d. V. d. Ing. 1888, S. 146 m. Schaubild.