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Die Baumwolle. 51 von verschiedener Länge, die kürzesten messen etwa 8 mm, die längsten 50 bis 53 mm. Uber die Gestalt und den Bau der Bauruwollfaser und über ihren natürlichen Zusammenhang mit den Samenkörnern haben mi kroskopische Untersuchungen Aufschluss gegeben 1 ). Die braune Haut der Samen besteht aus fünf dicht miteinander verwachsenen Häuten, deren jede aus Zellen zusammengefügt ist. Die äusserste Zellenschicht oder die Oberhaut besteht aus viereckigen, dickwandigen, dunkelgefärbten Zellen, von welchen einzelne wolleartig verlängert und zu jenem Faser stoffe ausgewachsen sind, den wir als Baum wolle kennen. Die Baumwolle ist daher eine einfache verlängerte Zelle, gleichsam ein Röhr chen, mit gleichartiger, durchsichtiger, fein ge runzelter oder gestrichelter, nicht aus Schichten zusammengesetzter Wand und mit einer Höh lung, welche an der Zellen- oder Faden-Basis mit einem gelben harzigen Stoffe gefüllt ist. Von diesem Stoffe rührt die haltbare Farbe der Nanking-Baumwolle her. Das Aussehen der Baumwolle ist im Mikroskop ein sehr ver schiedenartiges (Fig. 20). Manchmal erscheint dieselbe als ein breites, fein gekörneltes Band, das häufig um seine Längsachse gedreht ist. In diesem Falle ist die Wandung verhältnis mässig dünn, die Faser drei- bis viermal so breit als dick, und die innere durchscheinende Öffnung, das sogenannte Lumen, drei- bis viermal breiter als die Wandung, das Aussehen ist das eines unregelmässig durch äusseren Druck zusammengedrückten Schlauches. Dies ist alles hauptsächlich der Fall bei den geringeren, groben Baumwollsorten (z. B. den indischen), deren grösster Durchmesser 30 mmm (Millimillimeter) übersteigt. Bei den feineren, schmäleren Sorten (z. B. den nordamerikani schen, ägyptischen), besonders von Gossypium barbadense, erscheint die Faser wenig oder gar nicht zusammengedrückt, nur schwach bandförmig gedreht, verhältnismässig sehr dickwandig, sodass die innere lichte Öffnung nur ganz schmal aussieht. Dann erscheint die Faser mit glänzenden, wulstigen Rändern versehen. Oft sind solche Baumwollsorten (Lange Georgia u. s. w.) auf lange Strecken hin fast walzenförmig und der Leinenfaser einigermassen ähnlich. Der innere Hohlraum l der Baumwolle ist nur klein, weil die Zell wände der Vorder- und Hinterseite aufeinander liegen. Er ist teils mit Fig. 20. *) Vergl. die auf S. 47 angeführten Quellen über mikroskopische Unter suchungen der pflanzlichen Faserstoffe. Für die Einführung in die Mikroskopie: Behrens, Hilfsbuch zur Ausführung mikroskopischer Untersuchungen. Braun schweig. 1889. 4*