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50 II. Abschnitt. 80 Sägen und einer bewegenden Kraft von 2 Pferden können täglich 2500 % egreniert werden, welche 625 bis 675 kg (25 bis 27%) reine Wolle geben. Auf ähnliche Weise wie die saw-gin wirken gewisse Egreniermaschinen, deren Hauptbestandteil ein mit Drahthäkchen (gleich jenen der Krempelmaschinen) besetzter Cy linder ist 1 ). Im allgemeinen sind, nach Verschiedenheit der Baumwollsorten und der , Maschinen, 250 bis 650 % rohe Baumwolle erforderlich, um 100% gereinigte (für den Handel taugliche) darzustellen. Um einen Ballen von 225 % gereinigter Baumwolle zu erhalten, sind bei den geringsten Sorten ungefähr 600 %, bei den feinsten dagegen bis 1300 % nicht gereinigte Baumwolle notwendig; die mehr oder minder vollständige Absonderung der Samen hat auf dieses Verhältnis un- i gemeinen Einfluss. Beim Verpacken zur Versendung muss die Baumwolle stark zusammen gedrückt werden, damit sie dem zufälligen Eindringen der Nässe widersteht und möglichst wenig Raum- einnimmt. Man presst deshalb die Ballen in einer kraft vollen Schraubenpresse 2 ), Kniehebelpresse 3 ), oder in einer hydraulischen Presse, da die Fracht bei der Verschiffung nach dem Rauminhalt der Ballen berechnet wird, und schnürt sie mit Stricken oder Schmiedeeisenbändern zusammen. Die grosse Zusammendrückbarkeit der Baumwolle erfordert beim Pressen sehr hohe Fiillkästen und wird die Dichte des Ballens deshalb in den verschiedenen Höhen ungleich. Man wendet daher in neuerer Zeit wohl hydraulische Pressen an, wo der Ballen aus mehreren kleinen Lagen in der Höhe zusammengesetzt wird, die schon vorher durch stufenweise gesteigerten Druck verdichtet sind. 4 ) Nach dem Zusammensetzen dieser Lagen findet ein wiederholtes Nachpressen statt. Eine Presse liefert dann wohl bis zu 20 Ballen in der Stunde. Die Baumwollballen sind an verschiedenen Orten und verschiedenen Zeiten nicht von einerlei Gewicht, enthalten nämlich 35 bis 370 %; das Durchschnitts gewicht der nordamerikanischen Ballen ist gegenwärtig auf 220 % anzunehmen, während es früher 170 bis 190 % betrug. 100 % amerikanische Baumwolle nehmen im gepressten Zustande 0,3 cbm, 100 kg Mako (ägyptische) nur 0,2 und 100 kg ostindische Baumwolle gar nur 0,142 cbm ein, sodass das Einheitsgewicht der gepressten Baumwolle bis zu 0,704 ansteigt. In sehr scharf gepressten Ballen wird bei längerer Aufbewahrung die Baumwolle zu dichten, schwer auflösbaren Klumpen vereinigt, welche man nicht selten genötigt ist, vor der Verarbeitung durch Wasserdampf in einem ver schlossenen Cylinder aufzulockern 5 ). Doch scheint dieses Verfahren Nachteile oder Unbequemlichkeiten in der weiter folgenden Bearbeitung mit sich zu führen, weshalb es selten angewendet wird. Das Dampfgefäss besteht aus verzinktem Eisenblech, ist 680 mm weit, 910 mm hoch und wird zu etwa zwei Drittel mit ungefähr 40 bis 45 kg Baumwolle gefüllt, worauf man durch seinen Löcherboden Dampf von 4 Atmosphären Spannung eine Minute lang eintreten lässt. In 1 Stunde können 500 % Baumwolle behandelt werden; letztere vermehrt da durch ihr Gewicht um 5 Hundertt., wovon aber schon nach 2 Stunden mehr als die Hälfte wieder verdunstet ist, sodass dann sogleich zur Verarbeitung ge schritten werden kann. Die Baumwolle ist entweder rein weiss, oder gelblichweiss, rötlich- weiss, bläuliehweiss; eine auffallend starke Färbung bat nur die braun gelbe Nanking-Baumwolle, welche von Gossypium religiosum und von einer Spielart des G. siamense kommt. Die Fasern oder Haare sind 4 ) Polyt. Centralbl. 1854, S. 1246. 2 ) Bulletin d’En couragement, XIX. Annöe 1820. Karmarsch, Mechanik S. 260. Annales de l’Industrie nationale et ötrang'ere, Tome 7, 1832, p. 173. 3 ) Polyt. Centralbl., III. (1844), S. 99. 4 ) D. p. J. 1886, 260, 496 m. Abb. 5 ) D. p. J. 1863, 168, 349 m. Abb.