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Die Baumwolle. 49 Kurbel mit Zugstange und Tritt, und in diesen Fällen kann eine Maschine täg lich 20 bis 35 kg rohe Baumwolle reinigen; oder durch Pferde-, Wasser- oder Dampfkraft, wobei — wegen der viel schnelleren Bewegung (100 bis 500 minutl. Umläufe) — die täglich bearbeitete Menge auf 400 bis 500 kg steigt. Aus 100 kg roher Wolle gewinnt man meist 30 bis 33 kg gereinigte. Man hat diese Ma schine durch Hinzufügung von Neben Vorrichtungen abgeändert und verbessert 1 ). Bei der nach ihrem Erfinder benannten Mac Carthy gin 2 ) ist nur eine Walze (720 bis 1000 mm lang, etwa 100 bis 150 mm dick) vorhanden, welche mittels eines rauhen Überzuges von Büffel- oder Walrossleder die Fasern mit sich zieht, während die Samenkörner durch zwei zur Walze parallel liegende Messer (ein unbewegliches und ein rasch auf und nieder bewegtes) zurückge halten und herausgeschlagen werden. Die Lederwalzen werden jetzt durch Ge wichtsbelastung gegen das feste Messer gedrückt; der Druck bleibt immer gleich, und die Walzen können beim etwaigen Dazwischenkommen fremdartiger Körper mehr oder weniger zurückweichen, sodass die Kanten der Messer besser geschont bleiben. Bei einer Platt’schen Ausführung machten die Antriehscheiben bei 180 mm Dchm. und 90 mm Breite 750 Umdr. Die Maschine eignet sich vor züglich für solche Baumwollsorten, welche weiche und wollige Körner ent halten, als deren Haupt Vertreter die amerikanische Upland (s. w. u.) zu nennen ist; für diese ist die stündliche Leistung bei 1015 breiter Lederwalze ungefähr 5b kg egrenierte Baumwolle. Für langstapelige Arten, welche nicht so fest an den Körnern haften, ist die Leistung etwas grösser. Geringer wird die Leis tung für kurzstapelige Baumwollgattungen mit solchen Körnern, welche fest an den Haaren haften, als welche zu nennen sind die Baumwollen von Madras, Bengal, Britisch Birma, Persien, China und Westküste von Afrika; für diese beträgt die stündliche Leistung an gereinigter Baumwolle nicht mehr als rund 25 kg. Da die Maschine mit selbstthätiger Lattentuchspeisung versehen ist, kann ein Mann 4 bis 6 Egreniermaschinen bedienen. In Nordamerika ist zum Egrenieren (jedoch nur der kurzhaarigen Baum wollsorten) eine von den Walzwerken ganz verschiedene Maschine gebräuchlich, deren wirksame Hauptteile Kreissägenblätter sind (Sägenegreniermaschinen, moulin sciant, saw-gin) 3 ). Solcher Sägen, welche 250 bis 300 mm im Durch messer haben und sich wenigstens lOOmal in einer Minute umdrehen, sind 18 bis 20 nebeneinander (mit Zwischenräumen von ungefähr 18 mm) auf einer wagerechten Achse angebracht, wenn die Bewegung durch Kurbeldrehung von einem Manne hervorgebracht wird; bei Maschinen, welche durch Wasser oder Dampf getrieben werden, beträgt ihre Anzahl 50 bis 80. Diese Sägen greifen mit einem Teile ihres Umkreises zwischen den Stäben eines engen Rostes oder Gitters durch, fassen mittels ihrer spitzigen Zähne die dort hingelegte Baum wolle und ziehen sie heraus, ohne die Samen mitnehmen zu können, da für diese die Öffnungen des Gitters zu schmal sind. Ein Teil der Baumwollfasern wird bei dieser Behandlung allerdings zerrissen; aber die Reinigung ist schnell und gut. Mit einer Maschine von 20 Sägen liefern zwei Arbeiter (von welchen der eine dreht, der andere die Baumwolle zulegt und wegnimmt) in 10 Stunden 50 kg gereinigte Baumwolle, wozu 185 bis 200 kg roher Wolle aufgehen. Mit ■) Bulletin d’Encouragement 1864, p. 513. Polyt. Centralbl. 1865, S. 170. Bulletin de Mulhausen, XXXIII. .218. 2 ) Bulletin de Mulhausen, XXVI. 54; XXXIII. 167, 213, 216. Gdnie ind., T. 25, p. 326. Polyt. Centralbl. 1854, S. 349; 1863, S. 1336; 1864, S. 1482; 1865, S. 34, 35, 785, 1120, 1121, 1329. Kick und Rusch, Spinnereimechanik, Wien 1868, S. 4 m. Abb. D. p. J. 1872, 205, 394; 206, 256; 1873, 209, 10 m. Abb. Z. d. V. d. Ing. 1874, S. 203; 1888, S. 145. s ) Polyt. Centralbl. 1863, S. 1560; 1865, S. 598. D. p. J. 1884, 251, 141. Karmarach-Fischer, Mechan. Technologie III. 4