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48 II. Abschnitt. in Europa (Mazedonien, Malta, Sizilien, Neapel), in Egypten, Kleinasien, Ost indien und Nordamerika gezogen wird; Blüthe gelb; 2) die zottige Baum wolle (G. hirsutum), ein 0,6 bis 1,8 m hoher, zweijähriger oder perennierender Strauch, in Siid- und Nordamerika und Westindien; 3) die indische Baum wolle (G. indicum), ein- oder zweijährig strauchförmig, 3 bis 3,6 m hoch, in Ostindien; 4) die barbadensisohe Baumwolle (G. barbadense), ein 1,5 bis 4,5 m hoher Strauch, in Westindien vorzugsweise, ausserdem aber auch auf dem südamerikanischen und nordamerikanischen Festlande, in Ostindien, Afrika u. s. w. angebaut; liefert Fasern von besonderer Länge; Blüthe gelb; 5) die gelbe Baumwolle (G. religiosum), strauchförmig, 0,9 bis 1,2»» hoch, mit bräunlichgelber Wolle, in Ostindien und China, 6) die peruanische Baum wolle (G. peruvianum oder acuminatum) in Peru, Brasilien u. s. w.; 3 bis 4,5 m hoch mit grossblättriger gelber Blüte; 7) die baumartige Baumwolle (G. arboreum), in Ostindien, China, Egypten und einigen Gegenden von Spanien und Amerika, ein Baum von 3 bis 6 m Höhe; Blüte rot, nach unten ins Gelbliche überspielend; ferner G. siamense micranthum, vitifolium, eglandulosum, lati- folium, punctatum, purpurascens u. a. Die Samenkapseln der Bäumwollpflanzen werden zur Zeit der Reife braun und öffnen sich von selbst, wobei die Wolle infolge ihrer Elastieität herausquillt und leicht mit den Händen abgenommen werden kann 1 ). Die Ernte dauert, weil die Kapseln nicht gleichzeitig reifen, 2, 3, 4 Monate, manchmal noch länger, und erfordert daher eine be ständige Aufsicht; denn die Wolle verdirbt, oder fällt auf die Erde und wird verunreinigt, oder wird teilweise vom Winde weggetragen, wenn man sie nicht bald nach dem Aufbrechen der Kapseln einsammelt. Die Menge der von einer Pflanze gewonnenen Baumwolle beträgt (je nachdem die Grösse der Pflanze verschieden und die Ernte schlecht oder gut ist) 125 bis 500 g, ja zuweilen 1250 g. Eine Person kann täglich 5 bis 25 kg einsammeln, je nachdem die Ernte von der Witterung begünstigt wird. Manche Arten geben zwei Ernten in einem Jahre. Die Baum wolle wird beim Herausnehmen aus den Kapseln sogleich gesichtet, indem man alle nicht ganz reifen, überreifen verdorbenen Teile beiseite legt, dann an der Sonne getrocknet; hierauf werden die Samenkörner von der Wolle getrennt: und endlich wird die Wolle verpackt. Die Absonderung der Samen (das Egrenieren, egrener, e'grenage, mouli- nage, cleaning, ginning) geschieht mittels Maschinen (machine ä egrener, gin, cotton gin)*), welche dem Wesen ihres Baues nach von dreierlei Art sind. Die älteste Egreniermaschine ist ein Walzwerk, welches aus zwei hölzernen oder eisernen, etwa 300 mm langen, 20 bis 70 mm dicken Cylindern besteht (roller gin) 3 ). Diese Walzen sind glatt oder geriffelt, liegen wagerecht eine über der ändern und lassen zwischen sich einen so kleinen offenen Raum, dass nur die Wolle durchgeben kann, die Samen aber Zurückbleiben und herabfallen. Die Umdrehung geschieht entweder mittels Handkurbel (hand mill), auch durch *) Charles’ Baumwollpflückmaschine. D. p. J. 1885, 257, 37. *) Armengaud, XV. 261. Das Agrikultur-Maschinenwesen in Ägypten, von M. Eyth 1867, S. 81. 3 ) G. H. v. Langsdorf, Bemerkungen auf einer Reise um die Welt, in Ren Jahren 1803—1807. Bd. I. 4. Frankfurt 1812. Drittes Kupfer. Borgnis, VII. 8. Repertory of Patent Iventions, 1824, June. Bulletin de Mulhausen, XXVI. 53; XXXIII. 166. Polyt. Centralbl. 1847, S. 1235; 1850, S. 231, 638; 1854, S. 1348. Deutsche Gewerbezeitung 1850, S. 26.