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Zwirnen. 39 drehen zu Seilen u. s. w.) hat nach einer Notiz Musehenbroek’s zuerst Mersennus in Lib. 3, Harmonie. Prob. 26 x ) aufmerksam gemacht, was dann durch die Versuche von Röaumur 2 ) bestätigt wurde. Bei starken Garnen mit niederer Nummer steigt die Kurve der Festigkeit (Reisslänge) rascher an, aber nicht so hoch, feinere Garne da gegen haben eine höher liegende Asymptote der Festigkeitskurve, denn je feiner das Gespinst, ein um so grösserer Bruchteil aller Fasern liegt aussen, um so gleichmässiger werden die Fasern beansprucht. Damit man nun auch bei stärkeren Fasergebilden eine hohe Reisslänge erzielt, zwirnt man mehrere feine Gespinste zusammen, bezw. bildet Seile und Taue aus Fäden, Litzen u. s. w. 4. Das Zwirnen. Über das Zwirnen (I, 470. III, 2) werden hier einige allgemeine Bemerkungen genügen. Man wendet gezwirntes Garn (Zwirn, fil, fil retors, thread, twine, doubled yarn) in solchen Fällen an, wo man eines dicken oder eines besonders festen, harten, glatten und runden Fadens bedarf; also zum Nähen, Stricken, Sticken, auch bei vielen Gelegenheiten in der Weberei. Vor gleich dickem einfachen Garne (single yarn) hat nämlich der Zwirn das voraus, dass er die genannten Eigenschaften in höherem Grade besitzt, auch dass er leicht von gleicherer Dicke erhalten wird, indem die kleinen Unregelmässigkeiten der nebeneinander liegenden Fäden sich mehr oder weniger gegenseitig ausgleichen. Man zwirnt zwei, drei, vier oder noch mehr (jedoch, bei Zwirn im eigentlichen Sinne, selten über acht) Fäden zusammen, und danach heisst der Zwirn zwei- drähtig, dreidrähtig; zweifädig, dreifädig (deux bouts, trois bouts; two cord, three cord; two fold, three fold; two threads, three threads)-, u. s. w. Die Richtung dieses Zusammendrehens ist, damit die Vereinigung gehörig stattfinde, der Regel nach jener beim Spinnen des Garns entgegengesetzt, wonach die Windungen die Lage linker Schraubeh- gänge erhalten. Oft (bei Schnüren, Seilen, Tauen) werden mehrere ge zwirnte Fäden abermals zusammengezwirnt; und in diesem Falle muss die Richtung des Drehens wieder der des ersten Zwirnens entgegengesetzt sein, d. h. wie beim einfachen Garne nach Art eines rechten Schrauben gewindes laufen. Ein solches Verfahren pflegt man auch bei Nähzwirn zu befolgen, wenn derselbe aus einer grösseren Anzahl Garnfäden, z. B. 4 oder 6, gebildet wird. Man zwirnt dann zuerst je zwei Fäden zu sammen und vereinigt durch ein abermaliges Zwirnen zwei oder drei solcher doppelter Fäden, weil auf diese Weise ein regelmässigerer und schönerer Zwirn entsteht, als durch direktes Zusammendrehen von 4 oder 6 Garnfäden. Ein vollkommen runder Faden, welcher zugleich die grösste *) Vergl. Muschenbroek: „Introductio ad cohaerentiam corporumfirmorum“ in Dissertatio Physica experimentalis et geometricae, Cap. 4, pag. 89 (in der Ausgabe vom Jahre 1729 S. 508). s ) L’histoire de l’acad. roy. des Sciences 1711, S. 105.