464 V. Abschnitt. Diese künstliche Seide, von welcher ein Mundstück stündlich bis 3700 m abgeben kann, und welche bloss V 3 bis 1 j e der natürlichen Seide kostet, hat eine Festigkeit von 25 bis 35 kgjqmm (die natürliche Seide bis 44, S. 28); auch die Elastizität der künstlichen Seide kommt jener der natürlichen gleich, d. i. 15 bis 25 Hundertt. bis zum Reissen. Der Durchmesser der künstlichen Seide kann von 1 bis 40 tausendstel eines Millimeters schwanken; ihr Glanz gleicht dem der natürlichen Seide 1 ). Sie wird bei der Herstellung von Geweben als Schuss mit verwendet. II. Muschelseide 2 ). Die Muschelseide, welche auch Lana penna genannt wird und von den Steckmuscheln (Penna nobilis u. a. Arten) herrührt, besteht aus oliven braunen Fäden von elliptischem Querschnitte und 10 bis 100 mmm Durchmesser. Die Fäden sind häufig um die Axe gedreht und zeigen eine sehr zarte und regelmässige Längsstreifung. Die Fäden sind ganz voll, zeigen also keinen Hohlraum oder Luftkanäle, sie zerfasern sich beim Zerreissen nicht und brechen stets fast quer ab. Die feineren Fäden sind fast glatt, die groben, die auch häufig beinahe bandartig dünn sind, sind oft stellenweise rauh und am Rande zerfressen. Die Fasern sind fast immer einzeln und haben eine Länge von 3 bis 6 cm. Sie werden meistens ungefärbt, d. h. also naturbraun zu klei neren Kleidungsstücken, besonders in südlichen Gegenden (Dalmatien, Italien), doch auch z. B. in der Normandie, wo selbst Westenzeuge daraus verfertigt wurden, verwendet. *) L’Industrie textile 1889, S. 388. 2 ) von Höhnel, Die Mikroskopie der techn. vorw. Faserstoffe, S. 157 m. Abb. t