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Rohseide. — Färben. — Verspinnen der Seidenabfälle. 453 -nur in reinem Wasser oder schwacher Seifenauflösung. Nötigenfalls wird sie geschwefelt oder gebläut. Doch sind auch mehrere Vorschläge bekannt, die gelbe Seide weiss zu machen, ohne sie zu entschälen; man erreicht diesen Zweck namentlich sehr gut durch 48 ständiges Digerieren mit einem Gemisch aus 1 Teil Salzsäure und 23 T. Weingeist, wobei ein Gewichtverlust von etwa 3 Hundertt. entsteht. {• j •-«rsio»» ** * * 6) Färben. — Durch das Kochen ist die Seide zum Färben vorbereitet, welches fast stets vor dem Verweben stattfindet. Die Seidenfärberei ist einer der wichtigsten und schwierigsten Zweige der Färbekunst, kann jedoch hier dem Plane des Werkes gemäss nicht abgehandelt werden 1 ). Die Farben vermehren das Gewicht der Seide in sehr ungleichem Masse, indem die Zunahme von kaum 1 oder lV 2 °/o (bei blass Rosa) bis zu 30, 50, ja zuweilen 100% (bei dem schweren Schwarz, noir chargd) beträgt. Man hat in der That Mittel, auf der Seide so viel schwarzen Farbstoff ohne eigentlich betrügliche Zuthaten zu befestigen, dass 1 kg nach dem Färben 2 kg wiegt. Da das Kochen der Seide vom Färber verrichtet wird, so vergleicht der Fabrikant, welcher diesem die Seide iibergiebt, gewöhnlich das Gewicht derselben in ungekochtem Zustande mit dem Gewichte nach der Färbung: stellt man die Betrachtung in dieser Weise an, so ist zu sagen, dass bei Seide, welche gekocht wird, fast jederzeit unter den Händen des Färbers eine Gewichtsverminderung eintritt (3 bis 28%); bei solcher, die ungekocht oder halbgekocht gefärbt wird, das Gewicht entweder unverändert bleibt oder sich bald mehr, bald weniger (um 10 bis 50, ja 100%) erhöht. — Die gefärbten, gespülten und ausgewundenen Seidensträhne werden auf einer Streckmaschine, Seidenstreckmaschine (machine ä etirer, ma- chine ä cheviller) 2 ), zum Trocknen scharf angespannt, wodurch die Kokon- fädchen sich wieder schlicht aneinander legen und die Seide mehr Glanz und Gleichheit des Fadens gewinnt. B. Verarbeitung der Seidenabfälle 3 ). 1) Florettseide (fleuret, filoselle, floret-silk, floss silk, flurt, flirt, ferret). — Alle diese Namen bezeichnen die Seide, welche aus den Seiden abfällen bereitet wird und nicht gleich der gehaspelten Seide aus un unterbrochenen langen Fäden, sondern aus mehr oder weniger kurzen, durch ein wirkliches Spinnen in Fadengestalt vereinigten Fasern besteht. Jene Abfälle sind von viererlei Art: a) das grobe und lockere Gewebe, mit welchem die Raupen beim Einspinnen ihre Arbeit beginnen, indem sie dasselbe an den aufgestellten Reisern befestigen. Ein Teil dieses Stoffes (Flockseide, frisons, flock silk, knuhs) bleibt beim Sammeln der Kokons an den Reisern hängen, ein anderer wird nachträglich von den Kokons abgenommen und ein dritter wird gesammelt, während die Ko kons beim Abhaspeln in dem Wasserbecken verweilen, desgleichen schon •vorher, wenn man sie in heissem Wasser schlägt, um die Anfänge der 2 ) Näheres findet man in Hummel-Knecht, Die Färberei und Bleicherei der Gespinstfasern, 2. Auflage, Berlin 1891. 2 ) Polyt. Centralbl. 1848, S. 1452. — D. p. J. 1847, 103, 350; 1848, 109, 40 m. Abb. 8 ) E. Pfyffer, Über die Fabrikation der Fiorettseide, Prakt. Masch.-Constr. 1880, S. 68; Die Fabrikation der Bourrette, ebenda S. 431; Über die Verarbei tung der Seide, ebenda 1881, S. 86; Verarbeitung der Florettseide, ebenda S. 117, sämtlich m. Abb. — Karmarsch-Heeren, Techn. Wörterbuch, Bd. VIII, S. 137 bis 155 m. Abb.