Volltext Seite (XML)
Seide. Zubereitung. 435 schiedener Chemiker, 48,0 Kohlenstoff, 6,5 Wasserstoff, 18,1 Stickstoff, 27,4 Sauerstoff. Bei vollständiger Verbrennung hinterlässt die rohe Seide etwa l,2°/ 0 ihres Gewichtes Asche, welche aus metallischen Oxyden und Salzen besteht. Die Rohseide sieht unter dem Mikroskop verschieden aus, je nachdem, sie von der äusseren, mittleren oder inneren Schicht des Kokons herrührt, je nach dem sie von der umhüllenden Sericinschicht befreit (ge kocht) ist oder noch diese Hülle trägt 1 ). Fig. 156 zeigt in a z. B. einen gekochten Rohseiden faden (Fibroidinfaden) bei 300facher Vergrösserung, er stellt eine völlig gleichartige Masse dar, welche höchstens eine geringe Längsstreifung aufweist, während b das Bild eines Florettseidenfadens mit der äusseren Seidenleim schicht (Sericinschicht) wiedergiebt, welche die beiden eigentlichen Seidenfäden umhüllt (vergl. Querschnitt b) und welche durch Spalten, Wülste u. s. w. gekennzeichnet ist. Nicht alle Seidenarten sind so wie die gemeine oder echte Seide gebaut; bezüglich der kennzeichnenden Unter schiede muss auf die eben angegebene Quelle verwiesen werden. Nach von Höhnel ist man imstande, ein Gewebe, in welchem Schafwolle, Baumwolle, Tussahseide (oder eine ähnliche Sorte) und echte Seide Vorkommen, der Menge nach in seine Bestandteile zu zerlegen, und zwar kann man sich hierbei mehrerer einander kontrollierender Prü fungsarten bedienen. — 1. Man löst durch Kochen in konzentrierter Salzsäure in einer halben Minute die echte Seide heraus; aus dem Rückstände durch längeres Kochen mit Salzsäure die exotische Seide, während das übrig blei bende Gemenge von Baumwolle und Schafwolle durch Kochen mit Kalilauge leicht in seine Bestandteile zerlegt wird. Baumwolle bleibt ungelöst. — 2. Oder man kocht längere Zeit mit Kali lauge (Rückstand A — Baumwolle -j- Tussah); eine zweite gleiche Probe wird mit Salzsäure länger gekocht (Rückstand B = Baumwolle -f- Schafwolle); Rück stand A wird mit Salzsäure in Baumwolle und Tussah zerlegt und von Rück stand B die Baumwolle abgezogen. Die Menge der echten Seide ergiebt sich durch Abzug. — 3. Oder endlich durch Kochen mit halbgesättigter Lösung 2 ) von Chromsäure löst man echte Seide und Schafwolle heraus. Aus dem Rück stände, der aus Tussah und Baumwolle besteht, die erstere durch konzentrierte Salzsäure. Eine frische Probe mit Salzsäure, etwa 3 Minuten gekocht, giebt einen Rückstand von Baumwolle und Schafwolle, der durch Kalilauge getrennt werden kann, oder man bestimmt die Menge von Schafwolle durch Abzug der oben bestimmten Baumwolle. Den vierten Bestandteil erhält man wieder durch Abzug der drei gefundenen. 4L, Fig. 156. 2. Zubereitung der Seide. 1) Tötung der Kokons (eteindre. etouffer). — Um das Auskriechen der Schmetterlinge zu verhindern, müssen — wenn nicht etwa die Kokons sogleich abgehaspelt werden können, was im grossen niemals der Pall ist — zuerst die Puppen getötet werden. Man bedient sich hierzu der !) Ausführliches über den Bau, die Mikroskopie und Mikrochemie der Seidenarten findet man in von Höhnel, Die Mikroskopie der techn. verwen deten Faserstoffe, S. 1#7 bis 157 m. Abb. und in D. p. J. 1882, 246, 465. 2 ) Zur in der Kälte gesättigten Lösung die gleiche Menge Wasser gegeben. 28*