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Magnanerie 1 ) geachtet, und im besonderen zur steten Lüftung der Zimmer ein eigener Windflügel 4 ) benutzt. Zu der Zeit, in welcher die Maulbeerbäume schon Blätter von der Grösse eines Einpfennigstückes getrieben haben (in unseren Gegenden gewöhnlich um die Mitte des Maimonats), bringt man die Eier (welche bis dahin an einem kühlen Orte aufbewahrt werden müssen) in niedrigen Pappkästen liegend und 15 g derselben auf etwa 65 qcm Fläcbenraum ausgebreitet, zum Ausbrüten in ein auf 17 bis 18° C. erwärmtes kleines Zimmer, dessen Wärme im Laufe von 12 Tagen allmählich bis auf 27° erhöht wird. Die, vom 8. Tage an, nach und nach auskriechenden Räupchen versetzt man auf die Fächer des Seidenbau zimmers, wo ihnen in dem Masse ihres fortschreitenden Wachstums immer mehr und mehr Flächenraum eingeräumt werden muss, während man zugleich für die höchst nötige Reinhaltung sorgt. Man füttert sie mit genau bestimmten Mengen von Maulbeerblättern, die man ihnen anfangs klein zerschneidet, in regelmässigen Mahlzeiten (vier des Tages, nach Erfordernis teilweise mit Zwischen mahlzeiten). Die erste Häutung (mue) erfolgt gewöhnlich am 5. Tage, die zweite am 10., die dritte am 16., die vierte am 22. Tage. Vom 30. oder 32. Tage an beginnt die Zeit, in welcher das Einspinnen stattfindet. Man giebt dann durch aufgesteckte Sträusschen von Birkenreisern, Rapsstroh, Heidekraut u. dgl. den Raupen Gelegenheit, ihr Gespinst anzuheften, und sie erhalten jetzt kein Futter mehr. Die Kokonbildung ist bei gesunden Raupen in 37 2 , längstens 4 Tagen beendigt. Am 7. und 8. Tage, von dem Augenblicke an, wo die ersten Fäden gesponnen wurden (also nach 45 bis 52 Tagen, vom Auslegen der Eier an gerechnet), ist es Zeit, die Kokons zu sammeln, von der aussen daran hängenden Flockseide zu befreien und ohne langen Aufschub zu töten, wie unten angegeben werden wird. Die Lebensdauer der Raupen, von ihrem Auskriechen aus dem Ei bis zum Beginn des Einspinnens, wird durch die Zeitpunkte der vier Häutungen ganz ungezwungen in fünf Abschnitte oder Perioden eingeteilt, welche an Dauer wenig voneinander verschieden sind. In dem ersten Abschnitt (vom Versetzen der frisch ausgekrochenen Raupen bis dahin, wo sie zum erstenmal die Haut abstreifen) beträgt der angemessenste Wärmegrad des Zimmers 24° C.; in dem zweiten Abschnitt 22%°, in dem dritten anfangs 22, dann 21, in dem vierten 20V 2 , in dem fünften Abschnitt (von der vierten Häutung bis zum Einspinnen, und während des Einspinnens selbst) ebenfalls 20y 2 °. Der Flächenraum, dessen die aus 15 g Grains erhaltenen Raupen (ungefähr 14 000 an der Zahl) bedürfen, beträgt, fast Tag für Tag steigend, in dem ersten Abschnitt 0,4 bis 0,45 qm, in dem zweiten 0,7 bis 1, in dem dritten 1,2 bis 2,7, in dem vierten 4,5 bis 5,5 und in dem fünften 6,5 bis 11 qm. Zur Nahrung werden im ganzen 458 kg gereinigte Maulbeerblätter erfordert, wovon auf die fünf Abschnitte der Reihe nach 2,5, 7, 21, 63,5, 364 % zu rechnen sind. Um diesen Blätter Vorrat, der nach Massgabe des Bedarfs gepflückt, wenigstens niemals über 4 bis 6 Tage aufbewahrt wird, zu liefern, werden etwa 1000 elfjährige, oder 360 dreizehn jährige, oder 120 fünfzehnjährige, oder 20 achtzehnjährige, in gutem Waehs- tume befindliche Bäume erfordert. Nach einer anderen Angabe betrüge der Blätterbedarf nur etwa 375 kg; jedenfalls aber ist aus dem Vorstehenden zur Genüge ersichtlich, welche bedeutenden Maulbeerpflanzungen eine etwas ansehn liche Seidenzucht voraussetzt, obschon jede einzelne Raupe während ihrer ganzen Lebensdauer nur ungefähr 30 g Blätter verzehrt. Die frischen Blätter enthalten 68% Wasser und 32% festen Stoff. Ein Teil der Maulbeerblätter kann ohne Schaden für die Seidenausbeute, und zu nicht unerheblicher Kostenersparung durch Reismehl und feingestossenen Zucker — womit man die vorhandenen Blätter bestreut — ersetzt werden. Das Erträgnis von 15 g Grains kann auf >) D. p. J. 1836, 59, 241. — Brevets, LXXVII. 356. — Brevets 1844, IX. 263. — D’Arcet, Description d’une magnanerie salubre. 3. edit. Paris 1838. 2 ) Bulletin d’Encouragement, XXXVII. (1838), p. 178. — D. p. J. 1838, C9, 128. Karmarsch-Fischer, Mechan. Technologie III. 28