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Kammwoll-Spinnerei. — Vorarbeiten des Spinnens. 415 c) Französisches Spinnverfahren 1 ). Das französische Vorspinn verfahren wird in Deutschland heute vornehmlich benutzt und eignet sich namentlich zum Verspinnen kurzer Kammwollen zu feinen Garnen. Es kennzeichnet sich durch die Anwendung verschiedener Arten von Streckmaschinen in gewisser Aufeinanderfolge, welche aber sämtlich darin miteinander übereinstimmen, dass sie aus Streckwalzen und Kammwalzen bestehen. Die Verarbeitung der Bänder ist auf allen Maschinen die gleiche. Die von den im Spulengestell aufgesteckten Spulen kommenden Bänder gelangen über sich drehende Leitwalzen nach der geriffelten Eintritts oder Speisewalze a (Hintercylinder), deren belastete eiserne Oberwalze glatt ist. Sie werden verzogen durch die Vorderstreckwalzen (Haupt oder Ausgangscylinder) d, welche sich entsprechend rascher drehen. Die Unterwalzen sind geriffelt und drückt auf sie die mit Filztuch und Per gamentpapier überzogene Oberwalze, deren Druck geregelt werden kann. Die Reinigung der Oberwalze erfolgt durch die Bürste f. Damit ein regelrechtes Verziehen eintritt, ist das Band zwischen den beiden Streck- walzenpaaren durch die Nadel- oder Kamm walzen (Igel, hdrisson, peigne circulaire, porcupine) c gehalten. Um ein sicheres Eindrücken des Bandes in die Nadeln der Nadelwalze zu bewirken, sind die beiden glatten sog. Blind- oder Führungswalzen b angeordnet. Das aus den Vorderwalzen austretende Band geht durch den Führungstrichter g, wird zwischen dem Würgelwerk (Frottierledern) h gewürgelt (S. 367) und da durch verdichtet, durchläuft den zweiten Trichter i und gelangt auf den Wickelwagen k, wo es auf die Holzspule l aufgewickelt wird. Die Längen schiebung der Wickelwalzen k, welche zur gleichmässigen Anfüllung der Wickel nötig ist, geschieht hierbei mit solcher Geschwindigkeit, dass die Windungen nicht nahe nebeneinander, sondern nach langgezogenen, im Hin- und Hergange sich kreuzenden Schraubenlinien entstehen: hierdurch wird das Zusammenhängen der aufeinander gehäuften Windungen ver hütet und das Wiederabwickeln ungemein erleichtert. Die Stellung der Nadeln der Nadelwalze kann verschieden sein. Senkrecht auf der Mantelfläche stehende und feststeckende Nadeln sind unvorteilhaft, weil •) Ausführliches hierüber vergl. Hentschel, a. a. 0., S. 122 bis 203 m. Abb.