Volltext Seite (XML)
406 IV. Abschnitt. Für feinere Wollen erhält die Kammwalze nur je 1 mit Nadelkämmen besetzte und 1 belederte Abteilung. Die Kämme werden aus Nadelstäben ge bildet, in welche die Nadeln eingelötet sind. Die Nadeln erhalten eine freie Länge von 7 mm (bei No. 6) bis 3,5 mm (bei No. 25). Die Nadelteilung lässt sich aus der sog. Nummer berechnen; die Nummer zeigt an, wieviel Nadeln auf 1 cm gesetzt sind 1 ). Die Nadelsätze bestehen für die verschiedenen Wollen wohl aus folgender Anzahl Nadelstäben; Kammnummer 6 8 12 16 19 22 25 für Kammwolle AAA . . 1 1—2 1 1 1 2 1 AA . . . 1 1 1 1 2 1 1 A ... 1 1 1 1 2 2 B ... 1 1 1 2 2 1 CDE . . 1 2 1 2 2 — Für den Vorstechkamm werden dabei Nadelstäbe No. 25 bis 19 verwendet, die freie Nadellänge ist 7 bis 9 mm. Die Kammwalze dreht sich 45 bis 100 mal in 1 Minute und liefert damit 90 bis 200 kleine Wollbärte, die an- und übereinander gelegt aus den Abzug- walzen als ein Band (Zug) hervorgehen. Hiervon gehen 150 bis 50 m auf 1 kg. Als tägliche Leistung bann man rechnen bei deutschen Wollen 40 bis 45 Buenos-Ayres 35, australischen Wollen 25 bis 30 hg. ’ Mehrere Posten ergaben auf 100 kg Western Kap AA Port Philip'AA r , Deutsche Pommersche Schweisswolle Rückenwäsche Zug .... 66 77 86,5 91 Kämmling . . 34 23 13,5 9 Das Mengenverhältnis des Zuges und der Kämmlinge hängt bei derselben Wolle innerhalb gewisser Grenzen von der Willkür ab, indem man durch Ein stellen der Maschine erreichen bann, dass alle unter 25, 30, 35 ... . mm langen Haare in die Kämmlinge gehen, wonach im ersten Falle die geringste Menge und mit jeder Steigerung der Länge eine grössere Menge Kämmlinge entsteht. Wenn auch die Leistung der Heilmann’schen Kämmmaschine dem Gewichte nach geringer ist, wie die einer Lister’schen oder Noble’schen Maschine, so be ansprucht sie dementsprechend weniger Platz und Kraft (0,2 bis 0,3 Pferdest) und 1 Person kann mehrere Maschinen beaufsichtigen. Die Lister’schen und Noble’schen Maschinen eignen sich für gröbere, lange Wollen besser, für die feinen Wollen dagegen die Heilmann’schen. Zur Vorbereitung der Wolle für die Heilmann’sche Kämmmaschine ver wendete man früher nicht die Krempel, sondern eine sog. Vliessmaschine (nappeuse),_ auf welcher durch Füllen der Beschlagzähne einer umlaufenden Trommel ein Vliess oder Watte erzeugt wurde, welche von Zeit zu Zeit ab gezogen wurde. Diese Watte kam zunächst entweder auf eine Strecke Stapelzugmaschine, demeloir — (hauptsächlich bestehend aus zwei Streck- walzenpaaren, zwei Stachelwalzen und einem Paar Abzugwalzen mit Trichter), wo sie zur 20fachen Länge gedehnt und als Band in einer Kanne aufgesammelt wurde; oder auf die Offnungsmaschine (debrutisseuse), in welcher die Um wandlung zu einem Bande mittels einer Trommel mit Kratzenbeschlag mehrerer Zugwalzen und zweier Trichter geschah, worauf das Band auf eine Spule ge wickelt wurde. Die so gewonnenen Bänder liess man durch zwei nacheinander folgende Igelstrecken gehen, wo ein 4faches Doppeln und 4- bis 6faehe Streckung stattfand, dann wurde schliesslich das neue Band sehr fest auf eine hölzerne Spule gewickelt. Die vollen Spulen setzte man in einem verschlossenen Kasten eine Stunde lang der Einwirkung von Wasserdampf aus, wodurch nachher das. ■) Hentschel, Kammgarnspinnerei, S. 101.