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Streichwoll-Spinnerei. — Kunst wolle. 389 förmiger Salzsäure oder endlich mit Chloraluminium, Chlor magnesium, Chlorzink und nachfolgendes scharfes Trocknen. Die Pflanzenfasern werden dadurch soweit zerstört, dass sie bei der nach folgenden Behandlung durch Reibung und Stoss zerfallen, während die Wolle bei richtiger Behandlung kaum eine Beeinträchtigung erfährt. Die Chloride, unter diesen vorwiegend Chloraluminium, finden namentlich Verwendung bei dem Karbonisieren von Geweben im Loden, besonders solcher mit zarten, keine Säure vertragenden Farben, sie erfordern zum Scharftrocknen hohe Wärmegrade (120 bis 130°). Am meisten wird •ein Schwefelsäurebad von 4° B. benutzt; dieses Verfahren ist billig, sicher, ohne Nachteil für die Wolle und erfordert für das Scharftrocknen nur 65 bis 80° C. Die halbwollenen (Extrakt-) Lumpen weicht man in hölzernen, wohl auch mit Blei ausgekleideten, das Säurebad enthaltenden Kufen 10 bis 12 Stunden ein, schwenkt sie in einer Schleudermaschine, deren Kessel verbleit ist oder aus reinem Nickelblech 1 ) besteht, aus und trocknet sie in besonderen Trockenmaschinen oder Öfen 2 ). Bei den Öfen nach dem Gegenstromverfahren verwendet man entweder für die Lumpen festliegende Horden, welche in Kammern geschoben werden, durch welche die heisse Luft in entsprechend wechselnder Aufeinanderfolge hindurch geschickt werden kann, oder man verwendet endlose Siebe, welche in verschiedenen Geschossen so übereinander liegen und sich so bewegen, dass die Lumpen dem Luftstrome entgegengehen (I, 536) oder Horden, welche der Luft entgegenwandern (S. 340). Öfen mit Gegenstrom sind gut anwendbar, wenn man grosse Massen von immer gleich zu be handelnden Lumpen hat; hat man dagegen vielfach verschiedene Sorten Lumpen, welche also verschiedenartig zu behandeln sind, so empfehlen sich mehr die Öfen mit eingeschobenen Horden, welche je nach Bedarf gefüllt und entleert, bezw. getauscht werden können, sodass jede einzelne Horde beliebig lange Zeit an bestimmter Stelle getrocknet werden kann. Die karbonisierten Lumpen kommen noch warm, jedenfalls ehe die Wolle wieder Feuchtigkeit aufnimmt, in einen Klopfwolf mit Windflügel zur Zerstäubung der zerstörten Fasern und Fortführung des Staubes. Hierauf folgt zur Entfernung der Säurerückstände Einweichen in einem schwachen Sodabade, dann gründliches Ausspülen in reinem Wasser, Ausschleudern und Trocknen. Die weitere Behandlung schliesst sich der für Shoddy an. Eine sorgfältige Entsäuerung ist erforderlich, um spätere nachteilige Einwirkungen auf das Haar, bei dem Färben und auf die Krempelbeschläge zu vermeiden. Kurze Shoddy und Mungo kann nur in Verbindung mit Naturwolle ver sponnen werden und verursacht namentlich das innige Mischen mit Mungo einige Schwierigkeit, da letztere leicht verklumpt. Zum Mischen benutzt man besondere Reisskrempeln 3 ). r ) Löbner, a. a. O., S. 265. a ) Löbner, a. a. O., S. 199 bis 247, S. 281 m. Abb. 8 ) Karmarsch-Heeren, Techn. Wörterbuch, 3. Aufl., Bd. 8, S. 630. — Grothe, a. a. 0., S. 231 m. Abb.