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26 v I. Abschnitt. nicht die Durchmesser, sondern die Querschnittsflächen der Fäden benutzt, welche sich wie die Quadrate der Durchmesser zu einander verhalten. Hieraus folgt, dass Garn, welches in diesem Sinne 2, 3, 4 .... n mal so fein ist, als ein anderes, auf gleicher Länge soviel mal mehr Drehungen enthalten muss, als die Quadratwurzeln der Zahlen 2, 3, 4 .... n angeben, nämlich 1,414 — 1,T32 — 2 . . . . ']/" n mal. Wie die Stärke der Drehung sich nach der Feinheit richten muss, so hängt um gekehrt das Ansehen von Feinheit, welches ein Faden hat, in gewissem Grade von seiner Drehung ab. Von zwei Fäden, welche auf gleicher Länge einerlei Menge Spinnstoff enthalten, also gleiches Gewicht haben und gleich fein sind, wird notwendig der stärker gedrehte, in welchem die Fasern besser aneinander gepresst sind, feiner aussehen; oder um einen schwach gedrehten Faden von bestimmtem Feinheits-Ansehen darzustellen, wird weniger Stoff erforderlich sein, als zu einem stark gedrehten. Dieses, und dass ein stärker gedrehter Faden mehr Zeit zu seiner Herstellung in Anspruch nimmt, sind in manchen Fällen, bei der Maschinensihnnerei, wohl zu berücksichtigende Umstände. Hierbei kann gelegentlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass ein Faden von gleicher wirklicher Feinheit (d. h. gleichem Gewichte in gleicher Länge), und auch von gleicher Drehung, etwas dicker aussehen muss, wenn sein Körper aus feineren Fasern besteht, also der Querschnitt eine grössere Anzahl Fasern enthält; dies wird namentlich bemerkbar bei schwach gedrehten Gespinsten aus gekräuseltem und sehr elastischem Stoffe (Wollgarnen). — b) Hach der Länge der Fasern, woraus der Faden besteht. Um dies einzusehen, nehme man an, zur festen Vereinigung der Fasern in einem Garnfaden von bestimmter Feinheit sei z. B. nötig, dass jede Faser 60mal in der Schraubenlinie herumgewunden werde. Es ist klar, dass eine 50 mm lange Faser 30, hingegen eine 250 mm lange nur 6 Drehungen auf 25 mm Länge bedarf, um der Forderung zu genügen. Hierbei ist allerdings von der durch die schrauben förmige Windung eintretenden Verkürzung abgesehen; aber dies kann um so mehr ohne Nachteil geschehen, als die ganze Betrachtung bloss den Satz im allgemeinen erläutern, und keineswegs auf eine genaue Berechnung des Grades der Drehung führen soll. In der regelmässigen Ausübung der Spinnerei findet sich das hier Angeführte insofern bestätigt, als z. B. Leinengarn weniger Drehung erhält als Baumwollengarn von gleicher Feinheit, lange Wolle weniger gedreht wird als kurze u. s. w. — c) Nach dem Zwecke, zu welchem das Garn angewendet werden soll, weil gewisse Anwendungen einen festem und rundem (drallem) Faden verlangen, als andere. So wird das Garn zur Kette der gewebten Zeuge stärker gedreht, als das zum Einschüsse, weil ersteres bei der Verarbeitung einer grössern Spannung und Abnutzung widerstehen muss, letzteres hingegen weich, geschmeidig sein soll, um das Gewebe zu füllen, d. h. ihm den gehörigen Grad von Dichtigkeit zu verschaffen. Dem Garne, welches gezwirnt wird, giebt man meist weniger Drehung, als dem zum Verwebjjff bestimmten. Das Gespinst zu Tuch und anderen gewalkten wollenen Stoffen wird lose gedreht, weil dies zur Entstehung der Filz-