376 IV. Abschnitt. volles Garn, weil das Yorgarn zu wenig vorbereitet, zu ungleichmässig ist und die Haare nicht genügend gleichgerichtet sind. Das Vorgarn der Streichwolle hat nur drei Krempeln durchlaufen und ist nicht wie Kammwoll- und Baumwollvorgespinst (S. 116, 129) durch vielfaches Strecken und Doppeln und mehrmaliges Vorspinnen vergleichmässigt worden. Bei dem Verspinnen von Krempelvorgarn (Continuevorgarn), welches durch Teilen eines Flores in Längsstreifen entstanden ist, muss das Strecken bei gleichzeitiger Drahtgebung erfolgen, wodurch Ungleichheiten beseitigt oder wenigstens stark gemildert werden; deshalb geschieht das Strecken allein durch Wagenverzug. Damit die Haare dabei übereinander gleiten, darf der Faden während der Vorgarn lieferung nur schwachen Draht erhalten; die Spindeln laufen mit geringer, der 1. Geschwindigkeit. Während des Wagenauszuges ist dagegen ein schärferes Zusammendrehen erforderlich, sollen die Fäden nicht reissen; andererseits darf der gegebene Draht das Verziehen nicht unmöglich machen; die Spindeln erhalten die 2. Geschwindigkeit. Da nun die Ver zugsfähigkeit mit zunehmendem Drahte abnimmt, lässt man den Wagen mit abnehmender Geschwindigkeit ausfahren, was durch Abnahme des Halbmessers der Wagenauszugsschnecke erreicht wird. In diesem Abschnitte des Wagenspieles erhält der Faden höhere Gleichmässig- keit dadurch, dass der Draht sich zunächst auf die schwächeren Stellen, welche dem Zusammendrehen weniger Widerstand leisten, stürzt (Fig. 136) und deren weiteres Verziehen so lange hindert, bis die benachbarten stär keren (dehnbareren) Stellen auf gleiche Feinheit gelangt sind. Ausserdem befindet sich der Faden bei der Drahtgebung in lebhafter Erzitterung, hervorgerufen durch das Abspringen von der Spindelspitze bei jeder Um drehung. Auch dadurch wird das Vergleichmässigen begünstigt, denn jeder Ruck wird verziehend auf die dickeren, dehnbareren Stellen; neben bei bringt das Zittern viele freie Haarenden an die Oberfläche. 3. Abschnitt. Der Wagen steht aussen angekommen still, die Spindeln lauten mit der 2. Geschwindigkeit weiter (Cylinder-Jenny) oder erhalten 4500 bis 6500 ITmdr. (3. Geschwindigkeit des Selbstspinners) und geben dem Faden den Nachdraht. Erhält das Garn scharfe Drehung, muss der Wagen am Ende dieses Spielabschnittes eine der Faden Verkürzung entsprechende kleine btrecke — bis 60 mm — einfahren (Wagenrückgang), um Reissen der Fäden zu vermeiden. Den Kunstgriff, welchen man bei Kammwolle und Baumwolle gebraucht, entsprechend Vorgarn nachliefern zu lassen (S. 184), kann man aus den unter vorstehendem Abschnitt 2 erläuterten Gründen nicht anwenden, da eine Ver- gleichmässigung und Verstreckung für dieses nachgelieferte Stück nicht ein- treten würde. 4. Abschnitt. Rückdrehung der Spindeln und Abschlagen (vergl. S. 176) Um die Spindeln vor dem Abschlagen allmählich zur Ruhe zu bringen, hat man besondere Bremsvorrichtungen angebracht (Moderationsvorrichtungen Abschlagbremse). ’ Flg. 136.
