Volltext Seite (XML)
Streichwoll-Spinnerei. — Lockenkrempel. Vorspinnen. 365- Anhang: Lockenkrempel. Die Lockenkrempel oder Lockenmaschine 1 ) ist von der Pelzkrempel nur durch folgende Umstände verschieden: 1) der Kratzheschlag ist feiner, 2) die Kammwalze oder kleine Trommel ist nicht auf ihrer ganzen Mantelfläche mit Drahthäkchen bekleidet, sondern es sind mehrere (6) einzelne Kratzenblätter aufgelegt, deren jedes so lang ist wie die Walze; zwischen je zwei aufeinander folgenden Blättern ist ein leerer, 40 bis 50 mm breiter Baum von einem Ende der Walze bis zum anderen. 3) Die Pelztrommel oder der Bandleger fällt weg und an deren Stelle ist die sogenannte Lockentrommel (cylindre cannele, cylindre rouleur, rouleau k ploques, rollcr-bowl) angebracht. Dies ist eine (hohle) hölzerne Walze, deren ganzer Umkreis mit flachrunden, nach der Länge laufenden Furchen versehen ist. Die untere Hälfte dieser Walze wird von einem unbeweg lichen hölzernen Mantel (Lockenkasten, Lockenschüssel, Mulde, bac, bäche, coquille, bahut, roll box, shell) umschlossen, welcher die Gestalt einer halbkreisförmigen Rinne hat und der Walze selbst sehr nahe steht, ohne sie jedoch zu berühren. Indem der Kamm den Flor von der Kammwalze ablöst, zerfällt derselbe in kleine Abteilungen, welche als Streifen von der Länge der Walze hinab zwischen die Lockentrommel und deren Mantel fallen, dort von den Kannelierungen gefasst und gerollt (etwa wie man es zwischen den Händen, durch eine gleitende Bewegung derselben, thun könnte), und an der entgegen gesetzten Seite auf ein Brett (Lockentisch) oder ein sich bewegendes endloses Tuch herausgeworfen werden. Durch das Rollen erlangen die erwähnten Woll- streifen die Gestalt lockerer Würste, welche ungefähr die Dicke eines Fingers haben und deren Länge gleich der Arbeitsbreite der Krempel ist. Sie werden Locken (loquettes, boudins, ploques, caräings, rolls) genannt und bieten die Eigentümlichkeit dar, dass die Wollhaare darin nicht der Länge nach aus gestreckt, sondern kraus liegend enthalten sind. Dieser Umstand unterscheidet die Locken gründlich von den Bändern, in welche die Baumwolle auf der Fein kratze umgewandelt wird (S. 92), und von dem Vorgespinst, wie es auf der Vorspinnkrempel hergestellt wird (s. w. u.). — Die Locken wurden sonst sogleich in der Gestalt, wie sie von der Lockenmaschine kommen, versponnen; später verband man — um das Aneinanderfügen der Locken hinter der Vorspinn maschine zu ersparen — mit der Lockenmaschine eine mechanische Vorrichtung (Anstückelmaschine), welche selbstthätig die der Reihe nach gebildeten Locken Ende an Ende vereinigt und daraus eine zusammenhängende beliebig lange Locke bildete (Locken ohne Ende, loquettes continues) 2 ). 8. Das Yorspinnen (filage en gros, beliage, slubbing). Aus den Locken (s. o.) wurde ehemals durch Ausdehnung in die Länge und schwache Drehung ein lockerer grober Faden, etwa von der Dicke eines mittelmässigen oder groben Bindfadens, hergestellt (Vor- gespinst, möche, slub, slubbing). Dies.geschah auf der Vorspinn maschine (beylier, beli, mötier en gros, billey, billy, slubbing billy y slubbing machine). Gegenwärtig umgeht, man die Bildung von Locken und erzeugt das Vorgespinst sogleich auf derjenigen Krempel, womit die Wolle zum letztenmal gekratzt wird, indem man diese Maschine statt der Vorrichtung zur Lockenbildung mit einer solchen versieht, durch welche der von der Kammwalze abgenommene Flor in mehrere (20 bis 40 oder ') Verh. d. Gewerbfleissvereins, XV (1836), S. 80. 2 ) Verh. d. Gewerbfleissvereins 1864, S. 103, 105. — Brevets, T. 59, p. 74; T. 88, p. 64. — D. p. J. 1838, 70, 190. — Grothe, a.a.O., Bd. I, S. 364 m. Abb.