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334 IV. Abschnitt. 200 kg Wasser enthalten darf, wenn sie gut reinigen soll) günstige Ergebnisse erzielt worden. Auf 100 kg Wolle wurde 1 kg kohlensaures Ammoniak genügend gefunden. Man verwendet die Flüssigkeiten warm (50 bis 65° C.). Wird in kleineren Betrieben Handarbeit benutzt, so bearbeitet man die Wolle etwa 10 bis 15 Mi nuten lang (nicht länger, weil sie sonst barsch und hart wird) in der Lösung mit einem Rechen. Ein Arbeiter kann in 11 Stunden 70 bis 100 kg Wolle auf diese Weise behandeln. Die Vorrichtung zum Entschweissen (desuinteuse) für kleinere Anlagen besteht zweckmässig in einem aus Messing- oder verzinktem Eisendraht her gestellten Korb, welcher mittels des durch Fig. 111 veranschaulichten Wind werkes leicht in die strichpunktiert an gegebene Lage gebracht werden kann, so- dass das Entleeren bequem von statten geht. Die oberen Abmessungen des Korbes sind gewöhnlich l,2mal 0,65 m, bei 0,8 Tiefe und 0,65 unterer Länge. Öfters hat man dem Kessel aber eine zusammengesetztere Einrichtung gegeben 1 ), deren Kostbarkeit schwerlich durch die etwaigen Vorteile aufgewogen werden möchte. Eine so schwache alkalische Flüs sigkeit, wie das zum Entschweissen ange wendete Urin- oder Seifenbad ist, kann das Fett der Wolle nicht verseifen und da durch auflöslich machen; die Fortschaffung des Fettes beruht vielmehr darauf, dass dasselbe sich fein zerteilt mechanisch mit der Flüssigkeit mengt und eine Emulsion bildet. Dieser Vorgang wird durch den vorher aufgelösten Schweiss befördert, weil auch dieser — gleich Seife oder Urin — als Vermittler der Emulsionbildung dient. Daher erklärt es sich, dass das Bad seine beste Wirksamkeit dann entwickelt, wenn bereits eine gewisse Menge Wolle darin behandelt ist, und erst unbrauchbar wird «nachdem es durch längeren Gebrauch mit aufgelöstem Schweiss und ein gemengten Fettteilen sich überladen hat. Die Möglichkeit, reines heisses Wasser zum Entfetten anzuwenden (S. 333), beruht eben darauf, dass der sich auflösende Schweiss die Stelle von Seife oder Urin vertritt und Fett mit in die Flüssigkeit ziehen kann. Jedenfalls würde die Entfernung der letzten Anteile Fett zweck widrig sein, weil durch einen solchen Rückhalt die Wolle einen sehr wünschens werten Grad von Geschmeidigkeit und Milde bewahrt; in der fabrikmässig ent- schweissten, gewaschenen und getrockneten Wolle findet wirklich die chemische Untersuchung noch ein paar (durchschnittlich etwa 3) Hundertt. Fett. — Be sonders weich und vollkommen geruchlos soll die Wolle werden, wenn man sie nach dem Entschweissen mittels Potascheauflösung und Spülen im Wasser einige Sekunden lang mit äusserst verdünnter Schwefelsäure (1 kg konzentrierte Säure auf 700 kg Wasser) bei 60° C. behandelt, schliesslich nur auspresst und trocknet. Spülen. Auf das Entschweissen folgt sofort das Spülen, welches in der Streichwollwäscherei mit möglichst kaltem reinem Flusswasser geschieht, während Kammwolle mit warmem Seifenwasser gespült wird. Die Wärme des Spülwassers ist von grossem Einfluss; steigt dieselbe Fig. 111. •) Brevets, XXXIII, 16t; XXXV, 288; LIX, 159. D. p. J. 1855, 186, 437 m. Abb. Hentschel, Kammgarnspinnerei, S. 45 m. Abb.