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326 IV. Abschnitt. die Pelzwäsche, Rückenwäsche (lavage ä, dos) genannt, zum Unter schiede von der später zu erwähnenden Fabrikwäsche, welche einen anderen Zweck hat. Man verfährt bei der Pelzwäsche auf verschiedene Weise und bedient sich entweder der nachfolgenden Verfahren einzeln oder zweier derselben in Verbindung miteinander: a) Das Schwemmen, wobei man die Schafe in einem Flusse oder Teiche (in welchen sie von einem etwa 1,5 m hohen Gerüste hinabspringen müssen, um ganz durch nässt zu werden) wiederholt eine Strecke weit schwimmen lässt; b) die Handwäsche, welche darin besteht, dass man die Schafe einzeln im Wasser (im Flusse, im Teiche, oder in einem künstlichen Wasserbehälter) vornimmt und die Wolle mit den Händen drückt; c) die Sturzwäsche, wobei die schon nach a) und b) gewaschenen Schafe unter einen aus einer Rinne herabfallenden Wasserstrahl gehalten und dadurch abgespült werden; d) die Spritzwäsche, wozu man die Schafe in offene Behälter einpfercht und mittels einer Feuerspritze (welche z. B. vier Wasserstrahlen gleichzeitig auswirft) bis zu vollendeter Reinigung bespritzt. In Australien ist, insoweit Rückenwäsche von den Farmern noch beliebt wird, das Verfahren im grossen meist das folgende, wobei die maschinelle Ein richtung im wesentlichen aus einer Dampfmaschine mit Kessel und Kreiselpumpe besteht 1 ). * Die Schafe werden zuerst in Gehege eingepfercht und mittels Wasserstrahlen aus Schläuchen eingeweicht. Die Schafe bleiben dann mehrere Stunden in diesem Raume. Während der Ruhe verdampft durch die Körperwärme das Wasser und umgiebt die Schafe mit einer Dunsthülle, welche sehr günstig auf die Auflösung und Öffnung der Schmutzballen wirkt, ohne dem Tiere schädlich zu sein. So vorbereitet, werden die Schafe in kleinen Trupps auf eine nach einer tieferen Rinne abfallenden Plattform gebracht, welche nur den Ausgang durch diese Rinne ermöglicht. Die Rinne ist mit warmem Seifenwasser (oder alkalischer Lösung) von 40 bis 50° C. (100 bis 125° F.) gefüllt und ist so eng, dass das Schaf nur immer vorwärts kann, sich also nicht umdrehen kann. Die Sohle der Rinne ist derart geneigt, dass die Schafe zuerst schwimmen müssen und dann vorwärts gehen können. Die Schafe sind durch die Notwendigkeit des Schwimmens zur fortwährenden Bewegung gezwungen, und deshalb wirken die Alkalien bei der höheren Temperatur trefflich reinigend auf die bereits durch weichte Wolle. Die Dauer des Aufenthaltes in dieser Rinne beträgt ungefähr 8 Minuten. Am Ausgange der Rinne, welche in den Spülraum mündet, werden die Schafe von Arbeitern in Empfang genommen, die sie auf eine Art Mulde legen, so gestaltet, dass die Schafe bequem gewendet werden können, während sie der Einwirkung eines breiten Spülstrahles von luftwarmem Wasser ausgesetzt werden. Das Spülen dauert ungefähr 7, Min. Mit 3 Spülstellen werden durch 3 Wäscher durchschnittlich täglich 1200 Schafe gewaschen. Die Tiere werden sodann auf einen Trockenplatz gebracht, wo sie für das erste vor erneutem Beschmutzen gesichert sind. Das Scheren der Schafe erfolgt dann erst ungefähr 8 Tage später, weil sonst die Wolle zu barsch, ganz ohne Fett, also nicht ge schmeidig genug wäre. Die Schafe werden jetzt aber in Australien verhältnis mässig selten gewaschen, sondern es wird die Wolle meist mit dem Schweisse verkauft, um so dem Käufer bessere Beurteilung zu ermöglichen. Das Waschen nach der Schur (spanische Wäsche) ist mehrfach in Frankreich und Spanien üblich und wird entweder mit den ganzen Vliessen •) Z. d. V. d. Ing. 1889, S. 913. Grothe, Techn. d. Gesp., Bd. I, S. 56 m. Abb. Die naturgemässe Behandlung der Schafwolle durch schwanenweisse Wäsche vor der Schur. Von Friedr. Barthels. 8. Leipzig 1838.