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320 IV. Abschnitt. die Feinheit des Haares an sich in Betracht kommt, sondern weil auch andere vorzügliche Eigenschaften hauptsächlich bei feiner Wolle angetroffen werden. Im allgemeinen nimmt mit der Länge des Haares auch dessen Dicke zu. Die erfahrungsmässigen äussersten Grenzen der Feinheit sind bereits (S. 315) angegeben. Es muss aber bemerkt werden, dass die Haare in einem und dem nämlichen Vliesse nicht nur, sondern auch in der Wolle von dem nämlichen Körperteile eines Schafes, ja sogar in dem nämlichen Flock oder Stapel, von verschiedener Dicke sind. Um die Begriffe in dieser Beziehung fester zu stellen, seien hier einige Ergebnisse von mikroskopischen Messungen mitgeteilt, ausgedrückt in Tausend steln eines Millimeters: Elektoralwolle 13 bis 31; Negrettiwolle 15 bis 26; böhmische Mestizenwolle 17 bis 36; schottische Tuchwolle 25 bis 51; Leicester- wolle vom Bocke 32 bis 40; vom Mutterschafe 28 bis 44; vom Lamme 23 bis 39; ungarische Zackelwolle 20 bis 68; Leicesterwolle vom Bocke, und zwar: vom Blatte 32 bis 42, vom Halse 24 bis 34, vom Scheitel 19 bis 31, vom Nacken 26 bis 35, vom Rücken 25 bis 36, vom Bauche 25 bis 39, von den Füssen 25 bis 36, von der Schwanzwurzel 31 bis 47, u.s.w. Tibetanische Ziegenwolle (S. 313) misst: das feine oder Flaumhaar 13 bis 18, das grobe Haar 27 bis 79 mmm. Für die im Wollhandel übliche Klassenteilung können die folgenden Zahlen als Durchschnittswerte 1 ) der Feinheit angesehen werden: Haardicke F einheitsnummer in mmm metrisch Superelekta . . . . . . 15—17 4300—3300 Elekta . . . 17—20 3300—2500 Prima . . . 20—23 2500—1800 Sekunda . . . 23—27 1800—1300 Tertia . . . 27—33 1300— 900 Quarta . . . 33—40 900— 600 Zur Messung der Dicke der Wollhaare sind verschiedene Wollmesser (Eriometer) in Vorschlag gekommen, deren hier unter den Namen ihrer Er finder in Kürze gedacht werden soll: 1) Dollond 2 ). Der Dollond’sche Woll messer besteht aus einem zusammengesetzten Mikroskope, vor dessen Objektiv linse ein Zerstreuungsglas (Hohlglas) angebracht ist; und dieses ist mittels eines durch seinen Mittelpunkt gehenden geraden Schnittes in zwei gleiche Hälften getrennt, welche sich nebeneinander (in der Richtung des Schnittes) verschieben lassen. Diese Verschiebung geschieht durch eine feine Verzahnung und wird mittels eines Nonius bis auf V 20 o Zoll engl. (0,127 mm) genau gemessen. Ein Wollhaar wird vor dem Zerstreuungsglase so ausgespannt, dass es rechtwinklig gegen den Schnitt steht. Wenn man durch das Mikroskop blickt, erscheint das Bild des Haares 50 fach vergrössert, und zwar ist dieses Bild einfach, wenn die Hälften des Glases unverschoben sind. Verschiebt man aber dann die Teile des Glases, so erscheinen zwei Bilder nebeneinander, und die Ver schiebung beträgt genau so viel wie die Breite des ein fachen Bildes (d. h. wie der 50fache wirkliche Durch messer des Haares), wenn man die Hälften des Glases so stellt, dass die beiden Bilder ohne Zwischenraum, aber auch ohne sich teilweise zu decken, nebeneinander erscheinen (vergl. Fig. 110). In diesem Zustande wird die Grösse der Verschiebung auf dem Nonius abgelesen. Jeder Teil des letzteren (= Vaoo engl. Zoll) drückt hierbei V 2 oo ■ 50 = ‘Goooo engl. Zoll (= 0,00254 mm) aus und wird 1 Grad genannt. Wolle, welche am Erio meter z. B. 5 Grad zeigt, hat also 0,0005 engl. Zoll (= 0,0127 mm) im Durch- Fig. 110. ] ) Deutsche Ind. Ztg. 1873, S. 26. 2 ) D. p. J. 1827, 24, 124.