Volltext Seite (XML)
318 IV. Abschnitt. Beziehung angestellten Untersuchungen wachsen auf 1 qcm Hautfläche von 720 bis 8500 Wollhaare. Reinheit des Vliesses von allen nicht natur- gemäss zur Wolle gehörigen Körpern muss durch angemessene Pflege der Schafe erreicht werden. Der unvermeidlich sich in die Wolle setzende Staub lässt sich durch das Waschen vor der Schur entfernen; dagegen sind Kletten u. dergl., ferner kleine Teile von Heu und Stroh, welche bei unvorsichtiger Stallfütterung in das Vliess fallen und darin sitzen bleiben, teils gar nicht, teils nur mit grösser Schwierigkeit zu beseitigen, und solche futterige Wolle verliert daher bedeutend an Wert. Gelbe Wolle, welche entsteht, wenn wegen Mangels an hinlänglicher Streu ein Teil des Vliesses durch den Urin und die Ausleerungen gelbgebeizt wird, nimmt nicht gehörig die Farben an und ist zu feinen Stoffen untauglich. Die Wolle zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, beim Verweilen in feuchter Luft eine sehr ansehnliche Menge Wasser einzusaugen und dadurch entsprechend an Gewicht zuzunehmen, ohne deshalb eine feuchte Beschaffenheit im Anfühlen zu verraten. In vollständig gesättigter Luft (in einem Gefäss über Wasser auf gehangen) steigt der Wassergehalt je nach dem Wärmegrade auf 28 bis 33‘/3 Hundertt. des Gesamtgewichtes 1 ). Es wird deshalb vielfach im Handel bei den Abschlüssen ein bestimmter mittlerer Feuchtigkeitsgehalt (I, 142) zu Grunde gelegt, der dann geprüft wird (Konditionieranstalten). Um das Handels gewicht zu erhalten, wird den bei 105 bis 110° getrockneten Proben als Über einkunftsfeuchtigkeit hinzugerechnet für rohe Wolle, Kämmlinge und Streich garn 17%i für Kammzug und Kammgarn I8V4, für Kunstwollgarne 13, für Mischgarne aus Wolle und Baumwolle 10, für Mischgarne aus Wolle und Seide 16 Hundertt. 2 ), es entsprechen diese Zahlen der Reihe nach Feuchtigkeitsgehalten bezogen auf das Gesamtgewicht von 14,5, 15,4, 11,5, 9,09 und 13,8°/ 0 (vergl. S. 36). Der Wert und die technische Brauchbarkeit der Wolle hängt von vielen Eigenschaften derselben ab, über welche das Wichtigste im Fol genden zusammengestellt ist: 1) Farbe. — Die natürliche Farbe der Wolle ist in der Regel die weisse, welche aber in dem rohen Vliesse oft in bedeutendem Grade ver ändert erscheint. Der fettige Schweiss des Tieres färbt die Wolle mehr oder weniger gelblich, und ausserdem sind — abgesehen von zufälligen örtlichen Unreinigkeiten — besonders die Spitzen der Stapel mehr oder weniger mit Staub und Schmutz beladen, sodass nicht selten das Vliess äusserlich braun oder fast schwarz aussieht. Je zäher (pechartiger) das Schweissfett ist, desto mehr dient es, den aufliegenden Staub zu befestigen. Unter den deutschen Landschafen und Heidschafen kommen solche mit grauer, brauner, schwarzer, gelblicher und rötlicher Wolle vor; gegen das Ganze gehalten ist aber farbige Wolle eine Ausnahme. 2) Glanz. — Für die Verarbeitung der Wolle zu manchen Stoffen ist ein starker natürlicher Glanz derselben eine sehr geschätzte Eigen schaft, welche nicht immer in Begleitung der grösseren Feinheit ange troffen wird, vielmehr zuweilen gerade an mittelfeiner und selbst grober Wolle vorkommt und mit der sogleich zu erwähnenden dritten Eigenschaft im Zusammenhänge steht. !) D. p. J. 1850, 115, 223. s ) Leipz. Monatschr. f. Text.-Ind. 1888, S. 286.