Volltext Seite (XML)
Jute. — Eigenschaften. Jute-Spinnerei. 301 Für Garne sind folgende Werte ermittelt worden: Reiss länge hm Bruch dehnung % Arbeits wertziffer mkg/g Kettengarn, kardiert, ungeschlichtet, frisch . . 9,76 2,00 0,079 „ „ geschlichtet „ . . 11,1 1,80 0,087 „ gehechelt, ungeschlichtet, „ . . 9,87 1,40 0,061 Schussgarn, kardiert, „ „ Kettengarn nach mehr als 12 Jahren, unge 8,43 1,70 0,062 schlichtet 7,33 1,50 0,048 Die Jute findet ausser zur Herstellung von Garnen auch zur Herstellung von Papier, ferner zum Umwinden von unterseeischen Telegraphenkabeln, als Rohstoff für Schiesswolle 1 ) u. s. w. vielfache Verwendung. Auch in der Chirurgie wird die besonders sorgfältig zubereitete Jute, nachdem sie mit Salicylsäure (Salicyl-Jute) oder mit Karbolsäure (Karbol-Jute) oder anderen antiseptisch wirkenden Mitteln getränkt ist, mit bestem Erfolge als Verband mittel angewendet. Während die Gesamt-Jahresausfuhr an roher Jute aus dem Hafen von Kalkutta 1853 27 000 Tonnen betrug, war der jährliche Verbrauch von Rohjute 1887 in Europa allein 314000 t, wovon auf Deutschland rund 50000 t entfallen. Bezüglich der Numerierung der Garne vergleiche man die Reihen 1, 4 und 7 auf S. 192. In Deutschland ist noch die englische Feinheitsbestimmung allgemein üblich, welche mit der für Leinengespinste übereinstimmt. 2) Das Spinnen der Jute. Für das Spinnen der Jute werden gleichfalls die für Flachs üblichen beiden Verfahren angewendet. Soll sog. Jute-Werg-(Hede)-Garn (jute-tow-yarn) hergestellt werden, so wird die lange Jutefaser unter Mitwirkung von Krempeln in kürzere, schliesslich etwa 200 bis 230 mm lange Fasern zerlegt, welche gleichlaufend nebeneinander gebracht und lose zusammengedreht als Vor garn den Feinspinnmaschinen zur Bildung des fertigen Garnes übergeben werden. Nach diesem Verfahren wurden bis 1887 alle Garne in Deutsch land erzeugt, es wird angewendet für Garne in den engl. No. 1 j i bis höchstens 10 (metr. No. 0,15 bis 6). Zur Erzeugung der feineren Nummern der Jute-Hechelgarne (jute-line-yarn) (engl. No. 16 bis 20, höchstens 30, metr. No. 10—12—18), für welche nur die feinsten und besten Jutesorten benutzt werden, wird die Jute in etwa 75 cm lange Abschnitte auf den sog. Schneidemaschinen zerrissen, gehechelt und in diesem Zustande wie langer Flachs weiter bearbeitet. Stets aber findet vor der Verarbeitung ein Einsprengen der Faser mit Thran (öl) und Wasser statt, unter darauf folgendem Pressen (Quetschen) derselben mittels Maschinen, um sie möglichst weich und geschmeidig zu machen. •) D. p. J. 1892, 288, 88.