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300 III. Abschnitt. guten Eigenschaften in möglichster Gleichmässigkeit zeigen. Die Faserbündelchen müssen ferner in ihrer gesamten Länge gänzliche Reinheit von dunkleren Ober hautteilchen zeigen, oder wenn dieselben auftreten, so müssen sie sich leicht mit den Fingern von der Faser abstreifen lassen, dürfen also nicht festsitzen. Als ein letzter, zwar weniger wichtiger, aber manchmal doch als massgebend betrachteter Punkt ist die Länge der Risten zu erwähnen. Diese Länge beträgt bei mittleren Jutesorten 2 bis 3 m, doch ist sie bei besseren Sorten in der Regel grösser, bis zu 4,5 m, ja ausnahmsweise kommen auch noch längere Sorten vor. Die mittleren Jutesorten zeigen dunklere, bräunlichere, die geringen gelbe und rotbraune Farben; die Feinheit, Weichheit und Gleichmässigkeit nimmt bei den geringeren Sorten bedeutend ab. Dieselben zeigen meist harte Wurzelenden und fester anhängende Oberhautzellen. Jute älterer Ernte hat stets einen ge ringeren Glanz und weniger Festigkeit als die frischer Ernte. Die Fasern verändern mit der Zeit an der Luft mehr oder weniger die Farbe und nehmen geringere Jutesorten wegen der starken Verholzung der Faser manchmal eine ganz dunkle Farbe an. Wegen der Verholzung ist die rohe, nicht gebleichte Jutefaser auch leicht von Flachs und Hanf zu unter scheiden. Phloroglucin und Salzsäure färben Rohjute stark rot, Hanf schwach rötlich bis gelb, Flachs nicht. • u ^ u ^ as ? r 'widersteht der Nässe genügend gut, nur darf nasse Jute nicht lange Zeit in Ballen znsammengepresst liegen, da sie sonst mürbe wird. Über das Verhalten der Jute in chemischer Hinsicht sind von Schoop ausgedehnte Versuche angestellt worden, deren Ergebnisse in dem Werke von Pfuhl wiedergegeben sind 1 ). Die Jute lässt sich leicht soweit bleichen, dass sie gut gefärbt werden kann. Das billigste Verfahren und dasjenige, welches vorderhand für die Anwendung im grossen genügt, ist bis jetzt die Bleiche mit Chlorkalk oder Chlornatron 2 ). Die Jutefaser hat einen eigentümlichen, aber durchaus nicht unangenehmen Geruch, nicht stärker, als ihn Hanf zeigt, während die Garne und Gewebe, wenn sie frisch sind, einen stärkeren Geruch besitzen, der von dem Thrane bez. Erdöl herrührt, welche man der Faser, um das Verspinnen selbst zu erleichtern, vor der Verarbeitung beifügt. Den Aschengehalt verschiedener Rohjuten fand ich schwankend zwischen 1,05 und 1,15% der wasserfreien Jute. Pfuhl giebt gleichfalls als Mittelwert 1,14% an. Nach den umfangreichen Untersuchungen Pfuhls erscheint es angemessen „einen mittleren Wassergehalt der Jute und Jutefabrikate von 14% als denselben zukommend anzusehen und deren Gewichte und Preise unter dieser Annahme zu normieren bez. im gegebenen Differenzfalle sich auf diese Basis zu stützen.“ (S. 36.) Bezüglich der Festigkeit der Jutefaser 3 ) mag folgendes ange führt sein. Für die Einspannlänge 0 ergab sich die Reisslänge zu 34,5 km, was also bei einem Einheitsgewicht von 1,436 einer Festigkeit von 49,5 ka/amm (S. 28) entspricht. y * Wegen der schon früher erwähnten Kleinheit der Jute-Einzelbastzellen dürfte es aber angezeigt sein, für die Jute die Festigkeit einzuführen, welche dieselbe etwa bei 10 mm Einspannlänge zeigt, behufs Beurteilung der Festig keitswerte für die Jutegarne. Die Jutefaser mittlerer Sorte hat alsdann 20 km Reisslänge oder 28,7 kg/qmm (vergl. auch S. 29). *) Pfuhl, a. a. 0., S. 87 bis 117; daselbst ist auch eine sehr vollständige Zusammenstellung der Litteratur über die verschiedenen Bleich verfahren gegeben. 2 ) Hummel-Knecht, a. a. 0., S. 17. 3 ) Der in Band I S. 115 angegebene Wert der Reisslänge von 10 km ist bereits als für eine schon jahrelang gelegene Jute ermittelter Wert berichtigt worden (I, 688).