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298 III. Abschnitt. dem Vorgarn entweder trocken, halbnass oder — dies geschieht aber selten — heiss nass versponnen; in der Regel spinnt man trocken. Die Leistung dieser Feinspinnmaschinen ist dem Gewichte nach wie die für Langhanf. Die oben erwähnten Hechelspinnmaschinen liefern je nach Spindelzahl und Nummer bis 250 kg Garn täglich. Bei der Verarbeitung von Hecbelhanf zu Garnen ergeben sich etwa 5% und bei Hanfhede etwa 13% Abfälle. In betreff der Verwertung der Abfälle sei bemerkt, dass man diese am besten über einen Wergöffner (S. 66) oder Schüttelmaschine gehen lässt, welche die gereinigten Abfälle in Form eines breiten Vliesses abliefern. Diese Abfälle können entweder o. w. als Putz- oder Polstergut oder zunächst mit etwas längerer, aber billigerer Hanfhede vermischt und einer Vorkrempel vor gelegt werden. Diese Bänder wickelt man auf Wickelmaschinen (lap mackine, S. 92) zusammen und hat dann eine Watte, welche vielfach von Bahnverwal tungen zum Polstern der Eisenbahnwagen benutzt wird. Ausser zu den Webereizwecken (Segelleinen, Schläuche u. s. w.), zur Her stellung von Bindfaden und Tauen findet Hanfgarn noch Verwendung als sog. engl. Schuhgarn (meist No. 16, trocken gesponnen). In letzterem Falle wird es wie der fertige Zwirn weiter behandelt, d. h. auf Poliermaschinen geschlichtet und geglättet und in Knäuel gewickelt. Die Verarbeitung zu Bindfaden beginnt mit dem Zwirnen; aus diesen dann gewiinschtenfalls die Schnuren, Litzen, Kordel. Die Drehung ist hier meist abwechselnd entgegengesetzt (vergl. S. 39). Das Zwirnen geschieht meist trocken, nur bei geringeren Hedegarnen nass. Die Anzahl der Zwirnspindeln ist Vs bis Va der der Feinspindeln. Die Spindelteilung (= Spulenhöhe) wird bei Zwirnstühlen genommen Dchm. mm Teilung für Apotheker-Bindfäden bis IV2 m-m 100—115 „ Bindfaden von 2 „ 37a » 125—150 3,5 „ 175—200 5 „ 7 255 Noch gröbere Zwirne und Litzen (Kordel) stellt man meist noch durch Handarbeit her, doch hat man hierzu auch besondere Maschinen eVsonnen 1 )- Die fertigen Zwirne auf den Spulen kommen dann zu den Polier- oder Streichmaschinen (polishing machine) 2 ), um hier, nachdem sie etwas gerauht sind, mit Stärkeschlichte getränkt, geglättet, getrocknet und auf grosse Spulen aufgewunden zu werden. Die geglätteten Bindfaden werden meistens auf Knäuelwickelmaschinen (S. 46) in die bekannte Knäuelform gewunden, seltener gehaspelt und in Strähn- form aufbewahrt. Verschiedene Maschinensätze und Kostenanschläge sind in der zuletzt an geführten Quelle übersichtlich angegeben. J. Die Jute 3 ). 1) Gewinnung und Eigenschaften der Jute. Die Verarbeitung der Jute wird im Nachfolgenden nur insoweit be handelt werden, als sie abweichend von der des Flachses und Hanfes ist. Die Abweichung erstreckt sich hauptsächlich nur auf die Zu- und Vor bereitung. ') D. p. J. 1888, 267, 490 m. Abb. 2 ) Rig. Ind.-Ztg. 1889, No. 1 m. Abb. Pfuhl, Die Jute, I. Teil (Berlin 1888), S. 307 u. flg. m. Abb. 3 ) Pfuhl, Die Jute und ihre Verarbeitung; erster Teil, das Erzeugen der Garne; 2. Aufl., Berlin 1888. •