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Hanf. 295 vermengt und in wenig verfeinertem Zustande enthält, wird zu grohem, dickem Tnnwerk verarbeitet. — b) Das Ausspitzen, wobei man den Hanf dergestalt durch die Abzughechel zieht, dass die Hände ihn festhalten, folglich nur ke^ere Teile als eine verwirrte Masse (Kolben, Werg oder Werk genannt) .zwischen den Hechelzähnen sitzen bleiben, und der Hanf davon teilweise gereinigt wird Der ausgespitzte Hanf enthält folglich Fasern von mehr gleicher Lange, die auch besser zerteilt oder verfeinert sind, als im eingeklarten Hanfe. - c) Das Reinabziehen ist eine Fortsetzung des Ausspitzens bis zu einem solchen Grade, dass alle kürzeren Teile als Kolben oder Werg in der Hechel bleiben, also der Hanf (welcher nun reinabgezogener Hant heisst) so vollständig davon befreit und zugleich so sehr verfeinert wird, als die Abzughechel beides zu be wirken vermag - d) Das Ausmachen oder Auskernen, d h. die Bearbeitung und weitere Verfeinerung des reinabgezogenen Hanfes auf der Ausmachhechel, wodurch er in ausgekernten (ausgemachten) Hanf und 111 Kernwerg oder Hede gesondert wird. — Der ausgespitzte Hanf dient zu Seilen und Leinen; der reinabgezogene, wie der ausgekernte, sowohl hierzu als zu Bindfaden und verschiedenen Arten von Schnüren. Die Fasern in dem gehechelten Hanfe haben crrösstenteils wenigstens 0,6 m, mitunter aber bis zu 1,2 und selbst 1,4 m Lange. Das Stossen (S. 297) wird mit dem zu Seilerwaren verbrauchten Hanfe nie vor genommen, da man hier im Gegenteile die grosse Länge der Fasern schätzt, und sowohl die grobe Beschaffenheit der daraus gesponnenen Garne, als das Arbeitsverfahren des Seilers beim Spinnen diese Eigenschaft des 1 aserstoffes nicht als ein Hindernis erscheinen lässt. Das Hanfwerg unterscheidet — wie aus dem eben Gesagten hervorgeht — der Seiler zunächst in zwei Arten: Kolben, welche man beim Ausspitzen und Reinabziehen erhält; und Kernwerg, das beim Auskernen entsteht. Letzteres wird hauptsächlich zu Strängen und solchen Garnen woraus Gurten gewebt werden, ohne weitere Vorbereitung verarbeitet; die Kolben aber, in welche die Fasern zwar zum Teil von bedeutender Länge, jedoch sehr unvollkommen zer teilt oder verfeinert sind, unterwirft man einer Bearbeitung auf der Hechel, bevor sie versponnen werden. Man beschränkt sich entweder darauf, sie (nach der oben für den Hanf angegebenen Behandlungsweise) emzuklaren; oder hechelt sie förmlich aus, eine Arbeit, welche Barteln genannt wird und dem Reinabziehen des Hanfes entspricht. Hierbei wird der längere und reinere eil der Fasern als eine Art kurzen Hanfes (Bärtel genannt), und das durch die Hechel abgesonderte Gewirre gröberer, unreiner Fasern als Werg (Bartelwerg) gewonnen, welches an Güte dem Kernwerg nachstebt. Aus dem Bartel (dessen Fasern reiner und feiner, aber kürzer und daher von geringerem Werte sind, als jene des — selbst nur ausgespitzten — Hanfes) werden Strange, Lernen verschiedener Art, Peitschenschnüre, Gurtengarne u. s.w. verfertigt; das Bartel werg wendet man zu Halfterzügeln, Sackband, geringen Schnuren u. dgl. an. ° Herstellung der Seile und Taue. Zur Herstellung der Seile und Taue wird stets langer Hanf benutzt. Das Bilden der dicken Seiler garne erfolgt noch vorwiegend mit der Hand m bekannter Weise aut Seilerbahnen. . Die Maschinen für leichtere Seilergarne sind fast wie lur t lachs warne gebaut (s. w. u.). Doch werden seit einigen Jahren Maschinen sätze angewendet, auf denen auch gröbere Seilergarne gesponnen werden. Bei diesen sind namentlich die Streckwerke und die Spinnmaschinen eigen artig gebaut 1 ). Es kommt entweder der gehechelte Flachs in voller Länge oder bei den Maschinen zu den dicksten Seilergarnen der unge- hechelte Hanf (meist Manillahanf) unmittelbar aus dem Ballen auf eine Anlegemaschine, die ein endloses Band abliefert. Mehrere dieser Bänder ») D. p. J. 1873, 210, 85, 90 m. Abb.