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•294 III. Abschnitt. kreisförmigen seichten Granittroge über den Hanf hinrollt und denselben quetscht, auch wohl der Trog und die Läufer (als Walzen oder abge stumpfte Kegel) durch gleiche Teile von Gusseisen — glatt oder ge riffelt — ersetzt sind 1 ); oder 2 ) der Hanf zwischen zwei wagerechten, nach stark steigenden Schraubenlinien flach gefurchten gusseisernen (z. B. 800 mm langen, 450 mm dicken) Walzen durchgeführt wird, die sich während ihrer Umdrehung zugleich in der Längenrichtung gegen einander hin- und herschieben, um eine reibende Wirkung auszuüben; oder 3 ) zwei gekerbte Walzenpaare (jede Walze 150 mm lang, 100 mm dick, das eine Paar vom anderen — von Achse zu Achse gemessen — 230 mm entfernt) den Hanf durchführen, während derselbe in dem Zwischenräume durch Einschnitte hochkantig stehender, gegeneinander sich verschiebender Platten geht, welche ein Drücken und Reiben in der Querrichtung der Fasern erzeugen; oder endlich 4 ) verschiedene von gekerbten Platten und ebenfalls gefurchten Walzen in Anwendung ge bracht werden. Der gebokte oder geriebene und durch Ausschütteln vom grössten Teile der Schabe befreite Hanf führt den Hamen Reinhanf. An manchen Orten ist es gebräuchlich, den Bast der Hanfstengel nicht durch Brechen, sondern durch Abschälen mit den Fingern von dem Holze zu trennen (Schieissen, Schälen, Pellen, teiller, tiller, teillage, tillage). Solcher Hanf heisst Schleisshanf, Pellhanf, und wird besonders geschätzt, da er rein von Schabe ist. Dieser Hanf wird geklopft und auf stufenweise feineren Hecheln bearbeitet. Im Handel bezeichnet man den Hanf meist nach dem Ort seiner Herkunft, so als russischen, galizischen, polnischen, italienischen Hanf, rheinischen Pell- *tt S ’ T" ^ re PP a ^ ura sind längere, bei der Gewinnung der langen italieni schen Hanfe abfallende, verworren durcheinander liegende Fasern, welche viel- fach zu besseren Hanfhedebindfäden verarbeitet werden. Der im grossen Handel vorkommende Hanf ist ungehechelt, aber von Schabe grösstenteils gereinigt. Der russische wird gewöhnlich in Reinhanf (die beste Sorte), Ausschuss und Pasthanf (eine unreinere und kürzere Sorte als Ausschuss) unterschieden; wozu noch Werg, Kodille oder Tors, als der am meisten unreine, zwar nicht sehr kurze, aber verwirrte Abfall, kömmt. Für die Verarbeitung zu Seilerwaren verschiedener Art wird der Hanf in verschiedenem Grade gereinigt und verfeinert 6 ): man gebraucht dazu aber gewöhnlich nur zwei Hecheln, nämlich eine ganz grobe (Abzughechel) und eine feinere (Ausmachhechel). Die Verfahrungsarten sind im besonderen folgende: a) das Einklären, wobei der rohe (nicht gestossene oder geschnittene) Hanf auf die Abzughechel geworfen und beim Zurückziehen der Hände in dem Grade losgelassen wird, dass die durch die Hechelzähne gefassten Teile von denselben festgehalten werden können. Indem man dies wiederholt, bis aller Hanf aus den Händen in die Hechel übergegangen ist, aus welcher er sodann im ganzen herausgezogen wird, erreicht man eine Ordnung und Zerteilung der Fasern, ohne dass eine Trennung des Werges von dem Hanfe stattfindet. Solcher emgeklärter Hanf, welcher mithin alle Fasern — kurze wie lange ‘) Polyt. Central bl. 1862, S. 497. — Rigaer Ind.-Ztg. 1885, No. 2 2 ) Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern 1856, S. 332. 3 ) Brevets, LXXI. 536. *) Armengaud, XV. 107. — Brevets 1844, T. 43, p. 318. 5 ) W. Denhöfer, Illustriertes Seilerbuch, Leipzig.