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Flachs. — Wergspinnerei. 2.8 L Bezüglich der Leistung der Krempeln muss hervorgehoben werden, dass das leichte Kardieren mehr und mehr in Aufnahme kommt; während man früher durch eine Dreiabnehmer-Krempel täglich bis zu 500, ja 600 kg hindurch trieb und damit bis zu 8 Spinnmaschinen bediente, verlangt man jetzt von den Zweiabnehmer-Krempeln nur täglich 150 bis 250 kg, versieht also nur noch drei Spinnmaschinen mit einer Krempel. Die Wertziffer des durchschnittlichen Arbeitsganges kann zu 0,8 ange nommen werden. Der Abfall in der Krempel beträgt 8 bis 35, für mittlere Verhältnisse 15 bis 20 Hundertt. 1 ). Die Krempeln werden zweckmässig überdeckt. Für das Absaugen des Staubes bedient man sich besonderer Lüftungseinrichtungen*). Zwischen Arbeiter- und Wenderwalzen werden wohl für das Werg be sondere Unterstützungsleisten oder Walzen angeordnet 3 ). 2) Das Strecken und Doppeln. Es wird auf zwei oder drei nacheinander folgenden Streckmaschinen (Wergdurchzügen) 4 ) wesent lich ganz in der Art wie beim Langflachse (S. 266) vorgenommen, nur ist die Streckweite (reach) entsprechend geringer, 250 bis 300 mm. 3) Das Vorspinnen 5 ) und 4) Das Peinspinnen. Beide Arbeitsvorgänge gleichen, sowohl was die Ausführung als die Art der dazu dienenden Maschinen betrifft, dem Vor- und Feinspinnen des Flachses. Wenn das Werg trocken oder mit kaltem Wasser genetzt versponnen wird, so beträgt der Abstand zwischen den vorderen und hinteren Streckwalzen an der Feinspinnmaschine (von Mittelpunkt zu Mittelpunkt gemessen) 120 bis 250 mm, je nach der Länge des Werges; spinnt man aber mit heissem Wasser, so werden die Walzen einander auf ungefähr 70 mm nahe gesetzt. Das Werg erleidet im Kratzen und Spinnen durchschnittlich etwa 20% Abfall, sodass 100 kg, wie sie von der Hechel kommen, schliesslich 80 kg Garn liefern; die feinsten und reinsten Wergsorten geben wohl 90 Hundertt. Eine eingehende Zusammenstellung der in einer grösseren Wergspinnerei nacheinander angewendeten Arbeitsmaschinen findet sich in der untenstehenden Quelle 6 ). Zur Erzeugung dicker Garne aus der Schwing- und Abfallhede be dient man sich häufig eines besonderen Maschinensatzes für Abfall, bestehend in einer Krempel mit einer Trommel von 1,25 m Durchmesser, 1,83 « Breite und mit Streckkopf, dann folgt eine Streckmaschine mit 3 Köpfen zu je 6 Bändern und hierauf eine Hechelspinnmaschine (gillspinning) oder Spindelbankspinnmaschine (roving-gillspinning) 7 ). *) Eingehende Zusammenstellung s. Marshall, a. a. O., S. 172, 173. *) Ebenda, S. 157, 158 m. Abb. s ) Vergl. z. B. Dockrey-Krempel, Engl. Patent No. 2643 v. J. 1860; Hartig, Kraftbedarf, Heft 2, S. 81 m. Abb. 4 ) Polyt. Centralbl. 1847, S. 927. — Verh. d. Gewerbfleissvereins 1850, S. 257; 1852, S. 31. — Marshall, a. a. O., Tafel VI. 5 ) Verh. d. Gewerbfleissvereins 1852, S. 47. — Hartig, Kraftbedarf, 2. Heft, S. 92 m. Abb. — Marshall, a. a. 0., S. 409 m. Abb. 6 ) Hartig, Kraftbedarf, Heft 2, m. Abb. 7 ) Karmarsch-Heeren’s techn. Wörterbuch, 3. Aufl., III., S. 563.