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Flachs. — Wergspinnerei. 277 b) Spinnen des Werges auf Maschinen. Die mechanische Wergspinnerei beruht im wesentlichen darauf, dass das Werg (Hede, ötoupe, tow) nach Art der Baumwolle (S. 87) gekratzt und in Bänder verwandelt, dann aber ferner auf ähnliche Weise wie der Flachs behandelt wird. Die stark mit Schäbe verunreinigten groben Werg sorten bedürfen zuerst einer Reinigung mittels Schlagens oder Schütteins, wozu man verschiedene Wergreinigungsmaschinen hat. Die Hede wird entweder von sich rasch bewegenden Stiften erfasst und an ruhenden Stiften vorbeigeschleudert (Schlagwölfe mit kegelförmiger Stiftentrommel [S. 65], Öffner [S. 66 m. Abb.]) 1 ) oder in schonenderer Weise dadurch geschüttelt, dass sie, auf eine endlose Kette von sich langsam vorwärts bewegenden Stiftenreihen gebracht, zwischen deren Zähnen durch von oben her wirkende längere Stifte hin und her geschlagen wird 2 ). Die Reihe der ferneren Bearbeitungen ist folgende: 1. Kratzen, 2. Strecken und Doppeln, 3. Vorspinnen, 4. Feinspinnen. Abweichend hiervon ist die in neuester Zeit mehrfach in Aufnahme gekommene Verarbeitung des Werges unter Benutzung der Kämm maschinen (einköpfige Heilmann’sche, Lister’sche u. a.) 3 ), wodurch dasselbe zu feineren Nummern und zu einem dem Flachsgarne in Bezug auf Gleichmässigkeit völlig gleichwertigen Garne gesponnen werden kann. 1) Das Kratzen (cardage, carding). — Die Wergkratzmaschinen (carde ä ötoupe, tow-carding engine) 4 ) haben grosse Ähnlichkeit mit den für Baumwolle gebräuchlichen, unterscheiden sich aber von denselben doch in einigen Umständen, vorzüglich dadurch: 1. Dass sie immer Walzenkrempeln sind und zwar sind um. die grosse Trommel herum zwei, drei, vier bis neun Paar kleine Kratzwalzen (Arbeitswalzen und Wendewalzen) angebracht, welche in der Art wirken, wie es S. 94 erläutert worden ist. 2. Dass der Kratzenbeschlag sämtlicher Walzen (meistens) nicht die ganze Oberfläche derselben bedeckt, sondern durch schmale Zwischenräume in zwei bis vier ringförmige Streifen ab geteilt ist, wonach das Ganze der That nach wie eine Vereinigung von ebenso vielen schmalen Kratzmaschinen erscheint, indem jede Abteilung eine getrennte Wergmenge bearbeitet und in ein Band umwandelt. 3. Dass der Beschlag viel stärker (gröber) ist, indem die (rund zuge spitzten) Drahthäkchen aus Eisen- oder Stahldraht von bedeutender Dicke verfertigt und in sehr dickes Leder oder in Holz eingestochen sind. *) Hartig, Kraftbedarf, Heft 2, S. 80 m, Abb. 2\ Karmarscb-Heeren’s techn.Wörterbuch, 3. Aufl., 3. Bd., S.559 m.Abb. ») Vergl. auch D. R.-P. No. 36 398; 38 584. B Verh. d. Gewerbfleissvereins 1850, S. 93, 226. — Armengaud, III. 65; XI. 211. D. p. J- 1849, 114, 186. — Polyt. Centralbl. 1863, S. 1564. — Brevets 1844, XVII. 70. — Hartig, Kraftbedarf, 2. Heft, S. 81. — Marshall, a. a. 0., S. 146. Sämtl. m. Abb.