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Flachsspinnerei. — Flügelspinnmaschine. Ringspinnmaschinen. 275 Die Leistung der Trockenspinnmaschine ist unter sonst gleichen Be triebsverhältnissen entsprechend der geringeren Drahtgebung etwas höher als die der Nassspinnmaschine; für Garne No. 18 bis 20 rechnet man etwa bis 25 Gebind (lea, cut) täglich. Über die Abmessungen und Geschwindigkeitsver hältnisse ist das Nötigste S. 283 unter c) angeführt. Die Ringspindel (S. 24, 156 bis 162) hat in der Nassspinnerei für Flachs und Werg in neuester Zeit gleichfalls Eingang gefunden. F. Fried 1 ) lässt, um möglichst unveränderliche Fadenspannung zu erhalten, den Spulen wagen mit den Spulen auf- und absteigen, während die Ringbank an ihrer Stelle verharrt, die Balligspannung bleibt deshalb unverändert (vergl. S. 162). Der durch die Wasserbenetzung gelöste Pflanzenleim verunreinigt die Gleitbahn des Ringes und führt, wenn derselbe aus Stahl hergestellt wird, ein sehr schnelles Rosten herbei, wodurch ungleichmässige Läuferbewegung und Fadenbrüche, sowie raschere Abnutzung des Läufers verursacht wird. Um das Rosten zu verhindern, hat man die Ringe aus Messing oder Phosphorbronze gemacht, oder, da diese sich als zu weich und deshalb rasch verschleissend herausstellten, sogar aus Porzellan; bei letzterem Stoff macht wieder die Her stellung genau kreisrunder Formen Schwierigkeiten. Die Viersener Aktien-Gesellschaft für Spinnerei und Weberei benutzt zur Vermeidung der oben gedachten Übelstände eine Ringspindel anordnung 2 ), bei welcher durch Vereinigung von je zwei benachbarten, mit lotrecht gerichteter Gleitbahn versehene Ringe zu einem Doppelring erzielt ist, dass die mit der lotrechten Fläche sich an die Ringe anlegenden Läufer bei ihren Drehbewegungen von auf die Verbindungsstelle der Ringe aufgegossenem Wasser kleine Mengen selbstthätig aufnehmen, welche eine Auflösung und Ab spülung des an den Läufern haftenden Pflanzenleimes herbeiführen. Durch die Spinnerei mit heissem Wasser und short-ratch ist man imstande, feinere, im Faden gleichförmigere und glattere Garne zu erzeugen, als auf jede andere Weise; aber die grosse — von dem Zusammenkleben der Fäserchen mittels des erweichten Pflanzenleims herrührende — Glätte solcher Gespinste ist insofern trüglich, als gerade im Gegenteil die aus ihnen gewebten und ge bleichten Leinen durch das Tragen und Waschen baumwollartig rauh werden (sich rauhtragen), oft auch schon im neuen Zustande ein auffallend weiches, an Baumwollzeug erinnerndes Anfühlen zu erkennen geben. Auch besitzen die mit long-ratch und namentlich trocken gesponnenen Garne mehr Festigkeit und Dehnbarkeit (vergl. S. 260), sind deshalb vorzugsweise geeignet, auf Kraftstühlen verwebt zu werden. Alle nass (mit kaltem oder heissem Wasser) gesponnenen Garne müssen um dem Verderben vorzubeugen — sobald als möglich von den Spulen ab gehaspelt und getrocknet werden, zu welchem letzteren Zwecke man sich früher, soweit es polizeilich geduldet war, gewöhnlich des mit Lattenfachwerk ver sehenen Raumes über dem Dampfkessel bediente, während man jetzt besondere Trockenkammern oder Garntrockenmaschinen gebraucht. Die letzteren be stehen entweder aus einer grösseren Anzahl (15 bis 25) mit Dampf geheizter Trommeln, um welche die Strähne a mittels bronzener Stäbe oder sog. Schlösser (vergl. Fig. 102) b zu einer langen Kette ohne Ende vereinigt, langsam so herumgeführt werden, dass abwechselnd die eine, dann die andere Seite mit der Trommelwandung in Berührung kommt, oder der Trockenraum ist aus einem geschlossenen Kasten gebildet, durch den mit tels zweier Ketten ohne Ende die ebenfalls an Stäben hängenden Strähne hindurchlaufen, und in dem warme Luft durch ein gelagerte Heizrohren erzeugt und mittels Windflügel der im Zickzack auf- und niedergeführten Garnkette entgegengetrieben wird, um sodann mit Feuchtigkeit Fig. 102. 1) D. R.-p. No. 41 974; Leipz. Monatschr. f. Text.-Ind. 1888, S. 7 m. Abb. 2 ) D. r!-P. No. 56 414. ’ IQ*