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Flachs. — Maschinenspinnerei. 259 bis 55, metr. No. 16 bis 33, aus bestem Rigaer Flachs), hannoversches Hand gespinst, Kettengarne bester Sorte (engl. No. 30 bis 56, metr. No. 18 bis 34), belgische Maschinengarne (engl. No. 26 bis 48, metr. No. 16 bis 29) und han noversches Handgespinst (engl. No. 31 bis 50, metr. No. 19 bis 30, von einer sehr geschickten Spinnerin aus derselben Flachssorte wie die belgischen Ma schinengarne hergestellt) verwendet wurden, folgendes gelehrt. Die in je 8 Zerreissungsversuchen beobachtete grösste Festigkeit betrug bei Maschinengarn das lVr Ws nahe 2fache, durchschnittlich das 1%fache; bei Handgarn hingegen das nahe 2fache bis S'Afache, durchschnittlich das 2 2 /5fache von der geringsten Festigkeit des nämlichen Garnes: hiernach kann man sagen, dass die Handgespinste in dem Verhältnisse 156:241, d. h. reich lich um die Hälfte beträchtlichere Ungleichheiten des Fadens durchschnittlich an den Tag gelegt haben, als die Maschinengespinste. Um aber eine Vergleichung der durchschnittlichen Festigkeit der Garnproben vornehmen zu können, muss man den Spinnstoffaufwand berück sichtigen, d. h. die Reisslänge (S. 28) berechnen. Die Reisslänge betrug für die vorgenannten Gespinste bei durchschnittlich engl. No. 41 (metr. No. 25) für das Maschinengespinst 11,8 hm, für das Handgespinst 11 hm. Da in diesen letzten Zahlen (weil sie aus Durchschnittswerten der Festig keit abgeleitet sind) der Einfluss ungleich dicker Stellen verhältnismässig als weggeschafft angesehen werden kann, so gestatten dieselben einen Schluss auf den Einfluss des Spinnverfahrens an sich. Dieser Schluss würde streng' ge nommen dahin lauten müssen, dass Handgespinst durchschnittlich in dem Verhältnisse 11,8:11, d. h. um 7 Hundertt. weniger haltbar sei, als Maschinen gespinst. Berücksichtigt man aber die unvermeidliche Verschiedenheit des Roh stoffes (Flachses), so wird man sich zu dem Satze berechtigt erachten, dass im wesentlichen die Handspinnerei und die Maschinenspinnerei einen gleich festen Faden erzeugen, nur die erstere den Mangel mit sich führt, zu viel dünne Stellen im Gespinste zu bilden, deren Festigkeit weit geringer ist, als die dem Garn faden überhaupt angehörige durchschnittliche Festigkeit. Man kann nach Vorstehendem entnehmen, dass ein einzelner guter Flachs garnfaden von No. 38 durchschnittlich von einem Gewichte = 500 g zerrissen wird. Setzt man das zerreissende Gewicht für einen gröberen oder feineren Faden dieser Art = G g, die englische Feinheitsnummer = N,, so hat man zur Grundlage einer Schätzung G = ^ , was einer Reisslänge von 11,5%»» JSe entspricht. Für die besten Maschinengarne darf man G = — (Reiss länge 12,75 km) annehmen und hiermit ist die auf S. 152 mitgeteilte Erfahrung über die Festigkeit bester baumwollener Kettengarne vergleichbar. Da aber die Leinengarnnummern für gleichen Feinheitsgrad 2,8mal höher sind, als die Nummern der Baumwollgespinste, so hätte man z. B. dem Baumwollgarne engl. No. 40 ein Flachsgarn No. 112 gegenüber zu stellen. Für ersteres berechnet 8000 . , , , 21 000 sich die Festigkeit zu ——— = 200 g (Reisslänge 13,5), für letzteres zu ——— 40 l = 187,5 (Reisslänge 12,75) *). Dürfte man die beiderseitig zu Grunde liegenden Erfahrungen als entscheidend betrachten, so würde zu folgern sein, dass die besten Baumwollgarne an Festigkeit von den besten Flachsgarnen nicht über troffen, ja kaum erreicht werden, was der gewöhnlichen Annahme und mancher alltäglichen Erscheinung widerspricht. Es muss jedoch bemerkt werden: a) dass bei der sehr bedeutenden Ungleichheit des Leinengespinstfadens die mit letz terem angestellten Zerreissversuche fast immer nur die Festigkeit schwacher Stellen und nicht die durchschnittliche Festigkeit einer grösseren Fadenlänge, mithin notwendig zu geringe Ergebnisse liefern, wogegen bei Baumwollfäden, welche weit gleichförmiger sind, dieser Fehler ziemlich verschwindet; dass im Baumwollgarnfaden vermöge der grösseren Dehnbarkeit die vom Spinnen *) Civiling. 1882, S. 515 (für Nassgespinst Reisslänge 12,4 hm, Dehnung 1,6 %). 17*