Volltext Seite (XML)
244 III. Abschnitt. Die Hechelsätze, wie sie in Leeds und Sheffield verfertigt werden, begreifen nicht nur die vorstehenden sechs Abstufungen, sondern sie sind noch weit zahlreicher. Es sind namentlich anzuführen: Long ruffer, Common 8s, Fine 8s, Common 10s, Fine 10s, Common 12s, Fine 12s, Fine 18s, Supra fine 18s, Fine 54s, Fine 60s, Fine 70s, Fine 80s. Wenn aus dem Flachse nur mittelfeine Garne (nicht über engl. Feinheits nummer 70 bis 80, vergl. S. 192) durch Handspinnerei erzeugt werden sollen so reicht man gewöhnlich mit den Sorten 1, 3, 5 und 7 aus. Maschinenspinnerei mit Handhechelei erfordert eine weit vollkommenere Vorbereitung und daher feinere Hecheln. Nach Fine 80s folgen noch 7 Sorten, womit der Flachs zu den zartesten Battist- und Spitzen-Garnen gehechelt wird; die feinste davon heisst Fine 160s. Das Hecheln ist eine Arbeit, welche bedeutende Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit erfordert; denn selbst mit der besten Hechel er reicht die arbeitende Person den Zweck sehr unvollkommen, wenn sie jener Eigenschaften ermangelt. Es geschieht in diesem Falle, dass ent weder der Flachs schlecht gereinigt wird, oder ungebührlich viel Abfall an Werg entsteht, oder gar beides zugleich stattfindet. Die Hechel wird auf einer niedrigen Bank (dem Hechelstuhle) so befestigt, dass ihre Zähne senkrecht oder in geringem Grade geneigt (die dem Arbeiter- zu nächst befindlichen höher) stehen; dann fasst man mit der rechten Hand eine Riste Flachs nahe an der Mitte, sodass etwas mehr als die halbe Länge nach der Hechel hin frei hängt; schlingt das entgegengesetzte Ende um den kleinen Finger, um es fest zu halten; wirft den Flachs fächerartig ausgebreitet auf die Spitzen der Zähne, und zieht ihn behut sam gegen sich, wobei darauf geachtet werden muss, dass er nicht zu tief zwischen die Zähne eindringt. Zu diesem Behufe ist sowohl eine angemessene Bewegung der rechten Hand notwendig, als auch eine Vor kehrung, damit das freie Ende der Riste nicht jenseits der Hechel hinab fällt. Man erreicht dies, indem man die Hechel nahe an eine Wand stellt, oder hinter derselben ein schräges Brett aufrichtet, oder mit der vor gehaltenen linken Hand den Flachs auffängt und gehörig in der Höhe erhält. Fühlt man einen zu grossen Widerstand beim Durchgänge des Flachses durch die Hechel, so hebt man ersteren auf, reibt ihn behutsam zwischen den Händen, und bringt ihn wieder auf die Hechel. Wesent lich ist, zuerst die Spitzen (Enden) des Flachses auszuhecheln, und dann zu dem übrigen Teile der Länge fortzuschreiten; dadurch wird das Ab- reissen vieler Fasern vermieden, weil, wenn man von der Mitte anfängt, leicht der Flachs sieh zusammenschiebt und grösseren Widerstand leistet. Ein mehrmaliges Wenden des Flachses, um alle Teile möglichst gleich- mässig der Wirkung auszusetzen, ergiebt sich aus der Natur der Sache als notwendig. Ist die halbe Länge der Riste hinlänglich bearbeitet, so kehrt man letztere um und behandelt die andere Hälfte auf gleiche Weise. Dann geht man zur zweiten (feineren), und hierauf nötigenfalls zur dritten und vierten Hechel über. Es dient zur Bequemlichkeit, wenn man zwei Hecheln (eine grobe und eine feine) nebeneinander auf dem nämlichen Brette anbringt. Von Zeit zu Zeit wird während des Hechelns das an den Zähnen hängen bleibende Gewirr von Fasern (Werg, Hede) ab-