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242 III. Abschnitt. 3) Das Hecheln (serancer, serincer, seramjage, peigner, peignage, heckling, hackling). Durch das sorgfältigste Schwingen oder Ribben kann der Flachs (der nun Schwingflachs oder Keinflachs, lin en filasse, heisst) nicht in einem Zustande dargestellt werden, wo er zum Spinnen tauglich wäre. Denn nicht allein bleiben gewöhnlich an und zwischen den Fasern noch einige dünne Teilchen der Schäbe hängen, welche nur einer tiefer ein dringenden, die Fasern einzeln in Anspruch nehmenden Bearbeitung weichen; sondern auch die Fasern selbst hängen noch mehr oder weniger dergestalt miteinander zusammen, dass sie flache, bandartige Fäden bilden, welche durch Spaltung in feine, haarförmige Fasern aufgelöst werden müssen; die Fasern sind ferner von sehr ungleicher Länge (sowohl von Natur, als auch infolge des Zerreissens mehrerer derselben bei der voraus gehenden Bearbeitung), und da die langen mehr Wert haben (voraus gesetzt, dass sie nicht mit vielen kurzen vermengt sind), so ist es nötig, die zu kurzen Fasern abzusondern; endlich liegt — da die Stengel beim Brechen nicht alle eine völlig gleichgerichtete Lage gehabt und beibehalten haben können ein Teil der Fasern nicht ganz gerade (wenngleich eine eigentliche Verwirrung unter denselben, bei regelrechter Ausübung der Vorarbeiten, nicht stattfinden darf), und es ist nötig, auch diesen Mangel zu heben, weil nur aus ganz schlichtem Flachse ein gutes Gespinst er zeugt werden kann. Es geht hieraus hervor, von welcher Wichtigkeit das Hecheln für die Darstellung eines brauchbaren und tadellosen Ge spinstes ist (I, 487, 489). Das Werkzeug, durch dessen Anwendung die soeben bezeichneten Veränderungen an dem Flachse hervorgebracht werden, ist die Hechel (söran, serin, sdramjoir, peigne, heckle, hackle), welche ihrer Bestimmung und Wirkung nach mit einem Kamme zu vergleichen, von einem solchen aber dadurch verschieden ist, dass sie eine sehr grosse Anzahl von (senk recht stehenden) Zähnen besitzt, welche nicht in einer einzigen Keihe angebracht, sondern auf einer Fläche regelmässig verteilt sind. Diese Hechel zähne sind von Eisen, besser von Stahl, scharf zugespitzt, rund oder vierkantig, und entweder in geraden oder kreisförmigen Eeihen auf einem Brette zusammengestellt. Wesentliche Eigenschaften derselben sind: dass sie sehr schlanke, feine glatte, nicht umgebogene Spitzen haben, bei einer Hechel alle völlig gleiche Länge besitzen, richtig senkrecht und in regelmässiger Anordnung stehen. Figur 88 zeigt eine Hechel. Die Holzplatte a besitzt in der Mitte bei b eine Erhöhung aus Holz, welche mit so viel Löchern durchbohrt ist, als Hechelzähne c angebracht werden sollen. Der Festigkeit halber hat das Holz b meist einen Weissblechüberzug. Die Fläche, innerhalb welcher die Zähne c angeordnet sind, bildet entweder einen Kreis (in Deutschland noch vielfach üblich) oder ein längliches Rechteck (in England, Frankreich u. s. w. allgemein verbreitet). Im'ersteren Falle bezeichnet ein Zahn den Mittelpunkt, um ir 1Ä Ixx. Fig.