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Flachs. — Schwingmaschinen. 239 Fig. 86. gekommen; die Schlagkante der Schwingmesser liegt entweder in Rich tung des Halbmessers (Fig. 86) oder die Schlagkante liegt gleichlaufend mit der Drehachse (Fig. 87). Im ersteren Falle (Fig. 86) sind in der Regel an einer Nahe 4 bis 12 hölzerne oder eiserne zugeschärfte, jedoch an der Schlagkante gut abgerundete Schwingmesser (Leisten) befestigt, welche nahe an der meist aus Eisen her gestellten Schwingöffnung (Kante) vorbeistreichen, sodass die Arbeiterin nichts zu thun hat, als den Flachs über die Kante (Schwingstock) zu halten und gehörig zu regieren. Man lässt die Welle soviel Umläufe machen, dass minütlich 700 bis 1000 Schläge vor dem Schwingstocke geschehen. In den grösseren Schwingereien bringt man nun immer mehrere Schwingvorrichtungen hinter einander auf derselben Welle in solchen Zwischen räumen an, dass in jeder entstehenden Abteilung (einem sog. Schwingstande, Stand, stand, scutching stand) ein Arbeiter bequem stehen und hantieren kann. Maschinen mit einer grösseren . , . , Anzahl Schwingständen baut man doppelt, d. h. zwei Wellen nebeneinander mit gegeneinander versetzten Schlagscheiben. Damit die Arbeiter vor. Staub und vor Verletzungen durch die Schlagscheiben möglichst geschützt sind, um- giebt man die Maschine mit einem hölzernen Verschlage, aus dem nur die Auflege]eisten, soweit wie nötig, herausragen 1 ). Das Schwingen auf diesen Maschinen zerfällt m zwei Arbeitslolgen: das Vorschwingen (roughing, ruffing) und das Reinschwingen (fintshing, cleaning)-, bei ersterem geht viel und grobes, stark mit Schäbe verunreinigtes Werg ab, bei letzterem weniger und reineres; das Werg vom Vorschwingen, worin sich eine Menge lange Teile befinden, pflegt man wieder zu schwingen, dann wie Flachs in Zöpfe zu drehen (Zopfwerg, Zopfhede). Durchschnitt lich wird an einem Vorschwingstande die Flachsmenge bearbeitet, welche nach her zwei Reinschwingstände fertig machen. Auf je 4 Stände zum Vorschwingen und 8 zum Reinschwingen ist 1 Stand zum Wergschwingen zu rechnen. Die Maschine macht im allgemeinen mehr Werg und weniger reinen Flachs, als bei guter Handschwingerei entsteht; allem sie vergütet diesen Nachteil durch die erhöhte Gesamtleistung: drei Personen an 1 Vorschwingstande und 2 Rein- schwingständen können bei gehöriger Übung stündlich 2 bis 4,hg reingeschwun genen Flachs liefern; desto mehr, je länger und fester der Faserstoff, je voll kommener die Vorbereitung durch das Rotten und Brechen ist. An einer Schwingmaschine der vorbezeichneten Art wurden folgende Er gebnisse beobachtet: Zahl der Stände 8, Zahl der Schwingmesser an jedem Armstern 8; Abstand der wirksamen Kanten der Schwingmesser von der Kante des Schwingstockes 17 mm-, Länge der Schwingmesser von der Achse bis zum Ende 1,125 m, Länge des zugeschärften wirksamen Teils derselben 500 mm-, Zahl der Umdrehungen 90 min., daher Zahl der Schläge 8.9 — 720 min. Die Maschine erfordert 12 Personen zu ihrer Bedienung, wovon 4 den gebrechten Flachs zurechtlegen und zureichen, während 8 Personen schwingen; sie verar- beitet dann stündlich 35 hg gebrechten Flachs und liefert 8,2 kg (23,4 Hundertt.) reingeschwungenen Flachs; die Abgänge bestehen aus 1,6 hg Werg, das zum Verspinnen tauglich ist, aus 3,3 hg zum Verspinnen nicht geeignetem Werg und aus 21,9 hg holzigen Stengelüberresten. Der Arbeitsverbrauch betragt für die ganze Maschine für einen Stand im Leergang 0,423 0,053 Pferdestärken im Arbeitsgang 0,936 0,117 „ Raumbedarf der ganzen Maschine 6,78 . 2,75 = 18,6 gm; daher für den Stand. 2,33 qm. i) Abb. vergl. Marshall, Der prakt, Flachsspinner, Tafel 1.